Sklyarov: Bin kein Hacker
Russischer Programmierer sagt im Elcomsoft-Prozess aus
Nachdem die Anklage letzte Woche auf seine Vernehmung verzichtet hatte, kam Dmitry Sklyarov am gestrigen Montag im kalifornischen San Jose als Zeuge der Verteidigung zu Wort. Dabei erklärte er, es sei nicht seine Intention gewesen, mit dem Ebook-Processor irgend jemandes Rechte zu verletzen.
Die Staatsanwaltschaft hatte am vergangenen Donnerstag Dmitry Sklyarov nicht direkt vernehmen wollen. Statt dessen wurde ein Videotape mit einer früheren Aussage des russischen Ebook-Crackers vorgeführt. Als Sklyarov nun am Montag auf Betreiben der Verteidigung doch noch in den Zeugenstand geladen wurde, ging es beiden Seiten nicht zuletzt darum, sein Image ins rechte Licht zu rücken (siehe auch: Einbrecher-Werkzeug oder DMCA-Sargnagel?).
Die Verteidigung bemühte sich, ihn als Mitarbeiter der Technischen Universität Moskau darzustellen, der sich im Rahmen seiner Dissertation mit den Sicherheitslücken der Adobe-Software beschäftigt hat. So fragte ihn Elcomsoft-Anwalt Joseph Burton unter anderem, ob er sich als Hacker verstehe. Sklyarov verneinte und erklärte, er sei lediglich ein Programmierer. Außerdem erklärte er, den Advanced Ebook-Processor nicht zum Bruch von Gesetzen entwickelt zu haben. Ziel sei es vielmehr gewesen, Ebook-Besitzern eine Backup-Lösung zu geben und auf Sicherheitslücken in der Adobe-Software hinzuweisen.
Für die Staatsanwaltschaft stand dagegen fest: Sklyarov ist ein Hacker im Dienste eines zwielichtigen Unternehmens. Einen Punktsieg konnte die Anklage für sich verbuchen, als sie Sklyarov zu der Erklärung nötigte, es sei ihm bei der Entwicklung der umstrittenen Software egal gewesen, ob er damit US-Gesetze verletze.
Das Verfahren gegen Sklyarovs ehemaligen Arbeitgeber Elcomsoft sowie dessen CEO Alex Katalov stellt den ersten Strafprozess dar, der auf der Grundlage des umstrittenen Digital Millennium Copyright Acts (DMCA) ausgefochten wird. Ob es dabei zu einer Verurteilung kommt, entscheidet die Jury voraussichtlich nach einer abschließenden Stellungnahme beider Parteien am Donnerstag.