Söder und Laschet zur Kanzlerkandidatur bereit
Wen schickt die Union ins Rennen? Die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bayern haben ihre Hüte in den Ring geworfen
Ein der Redaktion bekannter hessischer SPD-Landtagsabgeordneter witzelte schon mehrfach, es sei doch egal, welcher Unionspolitiker im September das Rennen um die Kanzlerschaft gegen Olaf Scholz verliert. Tatsächlich deuten die Umfragewerte der SPD nicht darauf hin, dass Finanzminister Scholz eine Chance hat, Kanzler zu werden, denn seine Partei liegt aktuell nur bei 15 Prozent. Die Unionsparteien haben mit 27 Prozent die Nase vorn, ihre schärfsten Konkurrenten für die kommende Bundestagswahl sind zur Zeit mit 23 Prozent die Grünen. Wen CDU und CSU als möglichen Kanzler ins Rennen schicken, ist vielleicht sogar entscheidend für die Frage, ob sie die Nase vorn behalten.
An diesem Sonntag haben die Vorsitzenden beider Parteien, Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) offiziell ihre Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt. In einer Pressekonferenz zur Klausurtagung der Unionsfraktionsspitze im Bundestag berichteten beide von einem längeren Gespräch, das sie schon vor diesem Tag geführt hätten.
"Wir haben festgestellt, dass beide geeignet und beide bereit sind", sagte der derzeitige bayerische Ministerpräsident Söder. Sein Eindruck aus dem Gespräch mit NRW-Ministerpräsident Laschet sei: "An seiner Entschlossenheit und an meiner Entschlossenheit zu der Kandidatur, da gibt es keinen Zweifel. Wir glauben beide, gute Gründe zu haben." Er werde es jedoch akzeptieren, wenn sich die CDU als "große Schwester" gegen seine Kandidatur entscheide, so Söder. "Wenn die CDU mich unterstützt, dann werde ich nicht kneifen. Wenn aber die große Schwester sagt, dass das nicht ihr Wunsch ist, ist das für mich auch okay."
Unterschwellig ausgeteilt?
Bis wann die Entscheidung zwischen ihnen fallen wird, blieb zunächst offen. Laschet erklärte dazu am Sonntag, die Parteigremien müssten "jetzt, morgen die Chance haben, das in aller Ruhe zu beraten". Söder betonte. Beide - "Armin und ich" - fänden es wichtig, diese Frage nicht "auf Biegen und Brechen" zu entscheiden, sagte Söder. Wichtig sei, dass am Ende derjenige Kanzlerkandidat werde, der die besseren Wahlchancen habe.
Letzteres kann durchaus als Anspielung auf Laschets sinkende Beliebtheitswerte verstanden werden: Mit dessen Arbeit als Landesvater sind laut aktuellen Umfragen nur noch 26 Prozent der Wahlberechtigten im eigenen Bundesland NRW zufrieden. Das entspricht einem Minus von 34 Prozentpunkten im Vergleich zum Januar, wie der am Sonntag veröffentlichte NRW-Trend im Auftrag des WDR-Magazins "Westpol" ergab. Knapp die Hälfte der Wahlberechtigten in NRW hält Söder für einen guten Kanzlerkandidaten - vom eigenen Ministerpräsidenten sagen das zur Zeit nur 24 Prozent.
Söder wird zwar in Online-Diskussionen von Kritikern der bayerischen Corona-Maßnahmen gerne mal als "Södolf" bezeichnet - vergleichbar negative Auswirkungen auf seine Umfragewerte hat das aber nicht.
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