Solidarität mit Israel schafft Probleme

Querfront aus "linken" Antizionisten und CDU-Betonköpfen bringt eine Initiative ins Straucheln

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Im saarländischen Losheim gibt es eine linke Initiative namens "Aktion 3. Welt Saar". Als diese in ihrer Zeitschrift "Solidarität mit Israel" forderte, brach ihre finanzielle Unterstützungsbasis zusammen.

Die "Aktion 3. Welt Saar", offensichtlich von der 3. Welt-Bewegung der Siebziger und Achtziger abstammend, funktioniert so ähnlich wie größere und bekanntere Initiativen (z.B. medico international): Man sammelt Spenden, stellt Infomaterial zusammen, klärt in den Schulen über die Weltwirtschaft auf, usw. Die Vernetzung zu anderen Gruppen ist über den Paritätischen Wohlfahrtsverband, das Netzwerk Selbsthilfe Saar, den BUKO, AZADI, und die Teilnahme an dem CONTRASTE-Projekt gewährleistet.

Bibliothek, Bild- und Zeitschriftenarchiv belegen das intensive Interesse der Gruppe an Medienarbeit, ein Anti-Rassismus Büro, eine Flüchtlingsberatungsstelle und eine Jugendgruppe komplettieren das Angebot in praktischer Hinsicht. "Flugschrift" heißt der regelmäßig erscheinende Rundbrief, der eigentlich eine Zeitschrift ist. Interessanter Unterschied zu vergleichbaren Organisationen: die Aktiven der "Aktion 3. Welt Saar" betrachten nicht die 3. Welt als Entwicklungsgebiet, sondern Deutschland. Was das politisch-gesellschaftliche Bewusstsein hierzulande angeht, gerade bei der Linken, könnten sie damit nicht richtiger liegen, wie die Reaktionen auf die Flugschrift 2/2001 beweisen.

Was war geschehen? Die Redaktion der "Flugschrift" hatte als Reaktion auf bestimmte Tendenzen in der neuesten Friedensbewegung nach dem 11.9.2001 ihre aktuelle Ausgabe mit dem Titel "Solidarität mit Israel" versehen, und anzumerken gewagt, dass deutsche Friedensaktive und Antiimperialisten, die im Nahostkonflikt reflexartig für die Palästinenser Partei ergreifen, ein wenig geschichtsvergessen wirken. Wohlgemerkt wurde die im Titel beschworene Solidarität mit Israel nicht per ZK-Beschluß dekretiert, und man findet auch an keiner Stelle eine unkritische Lobpreisung der Politik Sharons. Was man findet, sind Sätze wie diese:

"Nach Auschwitz war Zionismus eine umso notwendigere Reaktion auf das deutsche Mordprogramm. Wer den Zionismus im Ganzen verurteilt - vor allem als Deutscher - der verwirft auch Israel. Wenn überhaupt je eine nationale Befreiungsbewegung Berechtigung hatte, dann diese. Die Begründung für das israelische Staatswesen ist dabei, so argumentiert der Schriftsteller Amos Oz, nicht ein nationale oder historische, sondern das "Recht der Ertrinkenden auf die Planke".

Man sollte jetzt meinen, dass Aussagen wie diese, wenn sie schon nicht als Grundkonsens in der Linken gelten können, doch immerhin als diskutabel angesehen werden. Weit gefehlt. Ein bestimmter Teil der Mitglieder von "Aktion 3. Welt Saar" zog der Diskussion den Austritt vor, und brachte damit die kleine Organisation finanziell in Schwierigkeiten. Dabei scheint denjenigen, die "mit den Füssen abgestimmt" haben, nicht nur ihre eigene Geschichtsvergessenheit gleichgültig zu sein, sondern auch die Tatsache, daß sie de facto mit der Saar-CDU an einem Strang ziehen: Ein Landrat dieser Partei musste per Klage dazu gezwungen werden, bereits zugesagte staatliche Zuschüsse auch tatsächlich auszuzahlen. Die Initative hatte sich erfrecht, bei einer Anti-Rassimus Demonstration die CDU zu kritisieren

Seitdem sieht es nicht nur politisch, sondern auch finanziell ganz schwarz für die "Aktion 3. Welt Saar" im Saarland aus: "Nix gibt's" heißt es allerorten bei der Bürokratie. Umso schwerer wiegt der Verlust in den eigenen Reihen: Die eigenartige faktische Querfront aus "linken" Antizionisten und CDU-Betonköpfen bringt eine Initiative ins Straucheln, wie sie sinnvoller nicht sein könnte. Es scheint genau die Querfront zu sein, die im Untertitel des Editorials zur besagten Ausgabe der "Flugschrift" gemeint ist: "Wenn Oben und Unten sich in Deutschland finden".