Sollte die Entwicklung von Sexrobotern verboten werden?

Seite 2: Sexroboter, die männliche Machtverhältnisse fortsetzen sollen

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Dazu passt, dass sich als Nebenschauplatz von seltsamen Ängsten auch eine Kampagne zum Verbot von (autonomen) Sexrobotern etabliert hat, übrigens ebenfalls ausgehend von Großbritannien. Das scheint eher eine gegen angebliche männliche Bedürfnisse gerichtete Kampagne zu sein, die verhindern will, dass "Maschinen in Form von Frauen und Kindern" als Sexobjekte entwickelt werden, die menschliche Partner oder Prostituierte ersetzen. Das sei gefährlich und würde die Ungleichheit verstärken, weil damit Frauen und Kinder noch stärker sexuell verdinglicht würden. Sexroboter wären letztlich nur Sklaven, die lediglich die Bedürfnisse und Wünsche der Käufer erfüllen müssten.

Verboten werden sollen also Sexroboter, weil sie offenbaren, dass Frauen und Kinder von manchen Männern als Sexobjekte behandelt werden. Sexroboter würden die Empathie noch stärker unterdrücken und die "Machtbeziehungen der Ungleichheit und Gewalt" befördern. Damit folgt man der alten Theorie der Mimesis, während man die These der Katharsis gar nicht berücksichtigt. Gesagt sein soll damit nur, dass diese Diskussion über Sexroboter wie die über Gewaltspiele alten Denkmustern verhaftet ist, die weiterhin unaufgelöst sind, wobei gar nicht diskutiert wird, ob nicht Frauen auch vorziehen könnten, lieber mit männlichen Sexrobotern zu tun zu haben als mit Wetware-Männern. Dazu passend ist, dass die Kampagne sagt, dass sie die Entwicklung von Robotern prinzipiell unterstützt, aber sie müssten "ethisch" entwickelt werden, Rechte sollten sie keine erhalten.

Aber da gibt es eben auch Bestrebungen, für künftige Sexroboter zu werben. So fand in London gerade die zweite Konferenz über "Liebe und Sex mit Robotern" statt, wo gewagte Thesen geäußert wurden. So werde es in den nächsten 25 Jahren ganz normal werden, Roboter zum Sex zu benutzen. Trudy Barber etwa ist der Auffassung, dass der Sex mit Roboter die Menschen dazu führen wird, dass der dann seltene Sex mit einem menschlichen Partner desto "wertvoller und aufregender" werden wird. Gegenüber dem Simulierten würde dies zum "real thing", zur Wirklichkeit, zur blauen Blume werden.

Andere wie Kate Devlin von der University of London, gehen davon aus, dass intelligente Sexroboter die Präferenzen ihrer menschlichen Partner oder Besitzer/Mieter lernen werden, um die Performance zu optimieren. Wenn Sexroboter nicht selbständige Persönlichkeiten werden, die sich nicht alles gefallen lassen und eigene Vorlieben entwickeln, werden sie wohl eher eine weiter entwickelte Form der Masturbation mit einem simulierten humanoiden Partner ermöglichen, die in Richtung der Prostitution geht. Man darf aber zweifeln, ob ein Verbot der Sexroboter die herrschenden Praktiken der Prostitution verändern wird. Das ist ganz genauso wie bei den Killerrobotern. Damit die Welt besser wird, müsste man ein wenig mehr Imagination entwickeln, anstatt nur Verbote von gewissen technischen Innovationen zu fordern.