Spanien demonstriert in Katalonien gegen Unabhängigkeit

Seite 2: Die beschworene "stille Mehrheit" in Katalonien gegen die Unabhängigkeit zeigte sich nicht

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Mit dem Kurs der PSC sind aber auch einige Mitglieder nicht einverstanden. Mit Josep Borrell fanden sich auch PSC-Mitglieder auf der Demonstration. Der ehemalige spanische Minister für Bauwesen gehörte auch zu den Aufrufern. Er machte "große Lust" zu demonstrieren aus, da sich "viele Bürger Kataloniens ausgeschlossen fühlen". Dass Rivera von Rajoy ständig die Aussetzung der katalanischen Autonomie fordert, wie auch sein ehemaliger Chef Felipe Gonzalez gestern in Berlin, wies sogar Borrell zurück. "Man darf nichts tun, was die Spannungen weiter erhöht." Er meint aber auch, dass die "Unabhängigkeitserklärung eine Katastrophe" wäre.

Worin nun die "Rückgewinnung der Vernunft" liegt, wie das Motto der Demonstration lautete, bleibt unklar. Es ließ sich keine Vorstellung herauslesen, da jede Partei eine andere Auffassung vertritt. Von totaler Zuspitzung per Aussetzung der Autonomie über den Paragraph 155 über Dialog- und Vermittlungsverweigerung bis zu Forderungen nach Dialog und Vermittlung.

Auf der Abschlusskundgebung bedankte sich jedenfalls der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa für die Veranstalter bei den Teilnehmern dafür, dass Menschen "aus ganz Spanien" herbeigeströmt sind, um für die Einheit einzutreten. Es hatte schon etwas Tragisch-Komisches, wenn er erklärte, dass die "spanische Demokratie gekommen ist, um zu bleiben". Man bedenke, dass Menschen verprügelt und mit verbotenen Gummigeschossen zusammengeschossen wurden, weil sie per Abstimmung ihre Meinung kundtun wollten, dass Webseiten in großer Zahl gesperrt wurden, den Medien ein Maulkorb angelegt wurde und nun sogar Sitzungen des Parlaments verboten werden, noch bevor sie angesetzt wurden. Das kommt einem schon etwas spanisch vor.

Klar ist jedenfalls, dass zahllose Menschen - gratis - mit Bussen von überallher nach Barcelona gefahren wurden, wie Plakate aus ganz Spanien beweisen. Die angebliche "stille Mehrheit", die es in Katalonien gegen die Unabhängigkeit nach spanischer Lesart geben soll, konnte am Sonntag jedenfalls nicht gezeigt werden. Dabei hatten das die Aufrufer versprochen. Trotz einer Mobilisierung in ganz Spanien kam der Marsch nicht im Ansatz an die großen Mobilisierungen der katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter oder an die Generalstreikbeteiligung am vergangenen Dienstag gegen die Unterdrückung des Referendums heran. Einen Tag vor dem Referendum demonstrierten in Barcelona gerade einmal etwa 5000 Menschen gegen das Referendum und die Unabhängigkeit. In Barcelona ist deutlich geworden, dass Ciudadanos und PP die Masse nicht für ihre Politik instrumentalisieren können. Es war schwierig, katalanische Teilnehmer zu finden, die sich wie Rajoy gegen den Dialog zur Lösung der tiefen Krise stellen. Noch schwieriger war, Befürworter für die Aussetzung der Autonomie zu finden, wie sie Rivera und Gonzalez fordern. Viele forderten auch auf der Demonstration, wie auf den Versammlungen am Vortag, Dialog und Vermittlung und kritisierten damit Rajoy, Rivera und den Monarchen massiv, der ebenfalls keine Lösung aufzeigt, sondern weiter Öl ins Feuer gegossen hat.

Dass nicht nur die spanischen Sicherheitskräfte gegen die vorgehen, die für das Selbstbestimmungsrecht eintreten, sondern es auch zunehmend gewalttätige Übergriffe auf sie gibt, teilen viele der Demonstranten am Sonntag in Barcelona auch nicht. Sie zeigten sich bestürzt über Vorgänge wie am Samstag in Mallorca, wo spanische Rechtsradikale aus einer Demonstration gegen Katalonien heraus ein Info-Zelt zerstört. Dabei wurden nicht nur deren Meinungsfreiheit ausgehebelt, sondern sie auch durch Steinwürfe verletzt.