Speed Matters II

Das Human Genome Project will vor dem kommerziellen Konkurrenten Celera eine vorläufige Sequenzierungsversion des menschlichen Genoms veröffentlichen

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Nachdem Celera auf der Website nach dem Erfolg bei der Sequenzierung des Genoms der Fruchtfliege sich im Hinblick auf den Wettlauf zwischen dem Unternehmen und dem mit öffentlichen Geldern finanzierten Human Genome Project (HGP) das Motto "Speed matters" gegeben hat (Speed matters), steht das HGP unter Druck. Jetzt hat Francis Collins, Direktor des National Human Genome Research Institute, verkündet, dass zumindest eine vorläufige Version des menschlichen Genoms bis Ende Juni festiggestellt sein würde, wodurch man Celera zuvorkommt. Celera hat seine Version für den Sommer angekündigt.

Die Veröffentlichung der endgültigen Version ist weiterhin für 2003 vorgesehen, aber man habe jetzt bereits zwei Drittel oder über zwei Milliarden der insgesamt drei Milliarden Basenpaare des menschlichen Genoms sequenziert. Damit sei vorhersehbar, dass bei dieser Geschwindigkeit, bei der in jeder Minute 12000 Basenpaare entziffert werden, die vorläufige Version Ende Mai bis Anfang Juni realisiert werden könne. Sie soll 90 Prozent des Genoms mit einer Fehlerrate von 1:1000 enthalten.

Allerdings liegt mit der Sequenzierung von 2,5 Milliarden Basenpaaren Celera noch immer vorne. Celera allerdings will eine fast endgültige Version bis Sommer fertiggestellt haben. Bei dem Wettlauf geht es auch darum, ob und in welcher Form die Daten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, worüber es zwischen dem HGP und Celera zu einem Konflikt gekommen ist. Nachdem sich Blair und Clinton nach dem Scheitern der Kooperationsverhandlungen eingeschaltet und gefordert hatten, dass die Sequenzierungsdaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten, betonte Celera, dass man die Rohdaten auch veröffentlichen werde, aber eine aufbereitete Version weiterhin nur gegen Gebühren anbieten wolle.

Inzwischen haben das britische Sanger Centre und das Max-Planck Institut für molekulare Genetik, beide beteiligt am HGP, einen weiteren Erfolg mit der vollständigen Entzifferung des Bakteriums gemeldet, das für die am meisten verbreitete Form der Meniningitis verantwortlich ist. Neisseria meningitidis infiziert jedes Jahr eine halbe Million Menschen und ist verantwortlich für Epidemien in den Entwicklungsländern. Die vollständige Sequenz aus 2184406 Basenpaaren, die 2121 Gene enthalten sollen, wurde in Nature und im Internet veröffentlicht.

Mit dem sequenzierten Genom hofft man neue Methoden entdecken zu können, um Meningitisinfektionen besser erkennen und behandeln sowie ihnen vorbeugen zu können. Als besonders interessant heben die Wissenschaftler hervor, dass sie entdeckt haben könnten, wie das Bakterium sich so schnell verändern kann, um das menschliche Immunsystem zu täuschen. Man hofft auch herauszufinden, wie die Bakterien DNA-Sequenzen austauschen, wodurch sich die Merkmale der Erkrankung verändern.