Spielt Polen die antideutsche Karte?
- Spielt Polen die antideutsche Karte?
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Medien: Mehr als ein Haar in der Leopardensuppe - Die FAS über den Streit zur Waffenversorgung der Ukraine. Ein Kommentar
"Hätte hätte, Panzerkette" titelte gestern gutgelaunt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, die neuerdings eine am Samstag erscheinende Wochenzeitung geworden ist, die nebenbei Content für die Faz-Website generieren muss.
Das unionsnahe Weltblatt benutzt die unendliche Geschichte der Frage der Waffenversorgung der Ukraine, den "Wettersturz" im deutsch-polnischen Verhältnis und die Verschleierung der deutschen Rolle als Kriegspartei und der Kriegsparteinahmen der Deutschen dazu, die Bundesregierung anzuzählen, die bekanntermaßen ausnahmsweise mal nicht von der Union gestellt wird.
Polen zwischen Betteln und Arroganz
Die Vorstellung, dass Polen und Deutschland im Ukraine-Konflikt an einer Seite stehen, war für Leute, die sich in diesen Fragen besser auskennen, immer schon immer ein wenig bizarr. Nicht weniger bizarr als der sogenannte "Ringtausch" von Panzern, der angeblich dazu hilft, zu verschleiern, dass Deutschland eine Kriegspartei ist – was immer dann besonders überzeugend wird, wenn Vertreter der Bundesregierung in deutschen Talkshows darüber sprechen, wie sie am besten den Eindruck vermeiden können, Deutschland sei Kriegspartei, nicht ohne hinzuzufügen, natürlich sei man nicht unparteiisch in diesem Krieg.
Die Polen, die von den Deutschen "auf Augenhöhe" behandelt werden wollen, behandeln umgekehrt die Deutschen keineswegs auf Augenhöhe. Nicht wie einen befreundeten, gleichberechtigten Nachbarn. Sondern entweder arrogant vom Feldherrnhügel moralischer Gewissheit aus oder wie ein Diener, der von unten oder von der Seite kommt und mit einer Mischung aus Liebedienerei und Indolenz um Anerkennung bettelt.
Auch über 100 Jahre nach der zweiten Unabhängigkeit haben die Polen immer noch nicht begriffen, dass man mit dem größeren deutschen Nachbarn in Fragen "gemeinsamer" Außenpolitik nicht im Kommandoton umspringen kann. Auch umgekehrt kommt man mit Kindergartenverhaltensweisen nicht sehr weit: Im letzten Jahrzehnt versucht Polen bei jeder Dissonanz zum großen Papa in Washington zu rennen: "Die Deutschen sind böse."
"In letzter Minute nachgelegt"
Die Fakten in der zum Streitfall gewordenen Waffenversorgungsfrage liegen wie folgt: Die Polen gaben den Ukrainern 250 modernisierte sowjetische Panzer. Dafür will Polen von den Deutschen Ersatz. Deutschland bietet 20 neue "Leopard 2" in Raten ab 2023, dazu 100 ältere "Leopard 1" und noch ein paar "Marder".
Bald aber trübten öffentlich zur Schau getragene Ungeduld und zunehmende Enttäuschung seitens der Polen das harmonische Bild. Äußerer Anlass dafür waren die Verzögerungen bei den Einzelheiten der Vereinbarung zwischen den beiden Regierungen. Die Polen wollen alle Panzer und dies am besten sofort, die Bundesregierung verweist auf Produktionsengpässe. Die Lücken in Polen "aufzufüllen", so zitiert die FAS Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, gehe nur begrenzt. "Aus der Bundeswehr heraus kann ich das nicht leisten."
Hinzu kommt die Tatsache, dass Polen bei seinen Forderungen "in letzter Minute noch einmal nachgelegt" (FAS) hat.
Plötzlich habe Polen die alte Idee wieder herausgekramt, doch den A7 zu bekommen, die Perle der deutschen Panzerschmieden. Aus einem Brief, den Lambrecht dieser Tage an ihr polnisches Gegenüber Blaszczak geschrieben hat, geht hervor, dass Deutschland darauf zumindest teilweise eingegangen ist.
FAS
Vorwürfe aus Polen gegen die deutsche Regierung
Die Polen, die über all dies froh sein könnten, aber mit der Bundesregierung noch weniger sympathisieren als die FAS-Redaktion, nutzen die miserable Öffentlichkeitsarbeit der Regierung und ihre internen Streitereien dazu, nun ihr eigenes Süppchen zu kochen. Man wirft der Bundesregierung jetzt ein Täuschungsmanöver vor.
Indessen haben über die polnische Regierung viele, nicht nur in Berlin, ihre ganz eigenen Ansichten. Auch die FAS weist darauf hin:
Die Wähler der nationalkonservativen Regierungspartei PiS lieben es, wenn einer von ihnen die Deutschen angreift. Könnte es da nicht sein, fragen Insider, dass die Polen die Sache wenigstens innenpolitisch ausschlachten wollten, ...? Eine besondere Rolle schreiben sie [Außenminister, Einf. d. A.] Szynkowski vel Sek zu. Er spricht perfekt Deutsch und hat als Diplomat eine ähnliche Rolle wie seinerzeit der ukrainische Botschafter Melnyk. In Deutschland machte er sich zum Kronzeugen des Vorwurfs, dass die Bundesregierung mit gezinkten Karten spiele. In Polen spielte er selbst die antideutsche Karte.
FAS
Eine weitere Rolle spielt auch schlichter Neid: Der Neid der Polen auf die Tschechische Republik, an die ebenfalls "Leopard 2" geliefert werden sollen. Diese Lieferungen laufen deutlich reibungsloser ab, weil sie nicht von öffentlichen Stellungnahmen der Empfänger begleitet werden.
Denn nicht vergessen sollte man bei all diesen Debatten: Jede Panzerlieferung ist kostenlos. Es handelt sich um Geschenke des reichen Deutschland an die ärmeren osteuropäischen Nachbarn.