Spyware und unsterbliche Cookies
Google für Big Brother-Award vorgeschlagen
Daniel Brandt aus dem texanischen San Antonio wird von der US-amerikanischen Presse gern als "Mr. Anti-Google" tituliert. Jetzt machte der Webmaster der Datenbank NameBase seinem Namen alle Ehre: er schlug die Suchmaschine Google für den diesjährigen "2003 U.S. corporate Big Brother of the Year" vor.
Die nicht sehr schmeichelhafte Auszeichnung wird von der Bürgerrechtsorganisation Privacy International während der 13. Conference on Computers, Freedom and Privacy im April in New York vergeben werden.
"Privacy International" arbeitet in den USA, in Europa und in Asien mit zahlreichen Menschenrechtsorganisationen zusammen. Seit 1999 wird der "Big Brother" auch in europäischen Ländern an Firmen oder Organisationen überreicht, die den Datenschutz mit Füßen treten oder dadurch aufgefallen sind, dass sie Methoden und Software entwickeln, die ausschließlich dazu dienen, die Bürger auszuspionieren.
Brandt führt verschiedene Argumente an für seine These, Google sei eine "Zeitbombe" für den Schutz der Privatsphäre:
Google amounts to a privacy disaster waiting to happen. Those newly-commissioned data-mining bureaucrats in Washington can only dream about the sort of slick efficiency that Google has already achieved.
Google sei die erste Suchmaschine, die Cookies setze, die bis zum Jahr 2038 gültig sein werden.
Im Kampf gegen Cookies hat Daniel Brandt reichlich Erfahrung. Vor einem Jahr beschwerte er sich beim CIA, auf einer deren Websites unzulässig ausspioniert zu werden - ein dort gesetzter Cookie war bis 2010 gültig. Brandt erstellte aus verschiedenen Quellen ein Diagramm des internen CIA-Netzes und dessen IP-Adressen. Mike Stepp, der Webmaster des Geheimdienstes, reagierte sofort:
The Central Intelligence Agency Web site does NOT use the 'cookies' that some Web sites use to gather and store information about your visits to their sites.
Das entpuppte sich als Falschinformation, wie Brandt dokumentierte. In den USA gelten für Cookies strenge Regeln. David Ho von "Associated Press" schrieb im März 2002
The government issued strict rules for how federal agencies may use cookies in 2000 after it was discovered that the White House drug policy office had used the technology to track computer users viewing its online anti-drug advertising. The rules ban the use of "persistent" cookies, which track Web habits over years.
Diverse Mails Daniel Brandts an David Krane, Googles "Director of Corporate Communications", zur Praxis der Suchmaschine, "unsterbliche" Cookies zu setzen, wurden jedoch vage oder gar nicht beantwortet. Der NameBase-Webmaster wirft Google außerdem vor, so viele Daten wie möglich von den Nutzern zu protokollieren, ohne zu verraten, wozu diese Daten verwendet würden. Googles Toolbar sei "spyware":
This means that if you have the toolbar installed, Google essentially has complete access to your hard disk every time you phone home. Most software vendors, and even Microsoft, ask if you'd like an updated version. But not Google.
Die harschen Vorwürfe Brandts haben auch einen subjektiven Hintergrund. In einem Interview in CounterPunch charakterisiert Mark Hand, Direktor von PressAction.com Brandt als "Ein-Mann-Geheimdienst". Dessen Website NameBase, die er seit über 30 Jahren betreibt, ist eine Online-Datenbank mit tausenden von Zitaten prominenter US-Bürger. Farhad Manjoo von salon.com schreibt:
The system is principally designed for researchers who want to find books and newspaper articles that mention a specific person. For example, if you're trying to find out who this character "Donald Rumsfeld" you keep hearing about on the news is, you'd type it into NameBase and find about 50 books and articles that mention the man.
Brandts Datenbank wird von Googles "Page-Rank"-System nicht so eingeordnet, wie die Bedeutung der Quellen es inhaltlich nahe legten. Brandt hält das für "asozial".
The other problem is that geeks have a poor record on social ethics, and Google is very geeky. They don't know what the word "public interest" means; it's completely outside their frame of reference.
Das sehen mittlerweile auch einige andere Webmaster in den USA so, obwohl sie den Google-Kritiker zunächst aus mehreren Webmaster-Forem hinausgeworfen hatten. Danny Sullivan von Search Engine Watch kritisiert jedoch, dass viele, die sich um die Optimierung der Meta-Tags in Website bemühten, um vom Google-Robot optimal indiziert zu werden, die Bedeutung von "Page Rank" überschätzen und die Methode, wie Google Seiten einordne, grob vereinfachten.
To determine rank order, Google looks at more than just links from "important" sites - it looks at the context of those links, the link text, and dozens of other characteristics. The tech press, early on, looked for a reason why Google was so good, and Google told them about PageRank. It was a good story and it caught on. But the truth is that Google's ranking formula is a very closely guarded secret, and it goes well beyond PageRank.
Google sei eine Autorität im Web geworden, so Daniel Brandt, und so mächtig, dass die Praxis der Suchmaschine genau beobachtet werden müsste. Seine Website, die sich speziell der Kritik an der populärsten Suchmaschine widmet, verteufele diese nicht, sondern weise auf "anti-demokratische" Tendenzen hin:
By doing this, we hope to play a small part in maintaining the web as an information tool that is more useful for the masses, than it is for the elites.