Stammen die syrischen Chemiewaffen aus Nordkorea?

Seite 2: Ist die Strategie, zwei Staaten auf einen Schlag auszuhebeln?

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Warnend tritt Bruce Bechtol, ein Politikprofessor an der Angelo State University, auf, der Bücher über Nordkorea publiziert und früher als Marine und als Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes Defense Intelligence Agency (DIA) tätig war. Er hatte schon 2015 die Fähigkeiten geschildert, wie Nordkorea mit seiner Artillerie weit hinein nach Südkorea bombardieren und auch Seoul erreichen kann. Die Stärke der gut ausgebildeten und gerüsteten nordkoreanischen Spezialeinheiten soll bei 200.000 Soldaten liegen, sie sollen im Konfliktfall in Südkorea eindringen.

Bechtol behauptet, Waffengeschäfte mit Syrien seien eine "Goldmine für Nordkorea", das fast so viele Waffen an Damaskus liefere wie der Iran. Syrer würden öfter Nordkorea wegen Waffendeals besuchen, was aber kaum bemerkt würde. Vor zwei Jahren hatte er gesagt, die Südkoreaner sollten beobachten, wie Chemiewaffen in Syrien eingesetzt werden, "weil dies wahrscheinlich ein Übungsfeld für künftige nordkoreanischen Aktionen im Konflikt mit dem Süden" sei.

Nordkorea würde auch aus dem Krieg in Syrien lernen. Zudem könnte Nordkorea nicht nur zur Provokation und Abschreckung Raketen- und Atomwaffentests durchführen, sondern auch, um seine Waffen zu bewerben und besser verkaufen zu können. Ohne irgendwelche Belege will Bechtol Nordkorea mit den Giftgasangriffen in Syrien zusammenbringen. Nordkorea sei immer schon Hauptlieferant Syriens für Chemiewaffen gewesen. Er wäre überrascht, wenn der Angriff in Chan Scheichun am 4. April nicht mit Giftgas aus Nordkorea ausgeführt worden wäre.

Allerdings gibt es auch andere Lieferanten, so wurden 2013 bekannt, dass deutsche Firmen zwischen 2002 und 2006 Chemikalien nach Syrien lieferten, die sowohl für zivile Zwecke, z.B. zur Herstellung von Zahnpasta oder Insektenschutzmitteln, als auch zur Produktion des Nervengases Sarin verwendet worden sein könnten. Der Export war von der damaligen rot-grünen und danach von der schwarz-roten Regierung genehmigt worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) war in der rot-grünen Bundesregierung Chef des Bundeskanzleramtes und in der schwarz-roten Außenminister.

Die Tendenz scheint mithin zu bestehen, den Druck auf Syrien und Nordkorea gleichzeitig zu erhöhen, weil die beiden Regimes über chemische und nukleare Massenvernichtungswaffen miteinander verbunden seien. Die US-Regierung verhängte jetzt neue Sanktionen gegen die syrische Regierung und 271 Wissenschaftler und Techniker, die an Waffenprogrammen beteiligt sind. Damit wird unterstrichen, dass die Trump-Regierung daran festhält, dass die syrische Regierung hinter dem Giftgasangriff steht. In Washington geht man davon aus - oder will davon ausgehen -, dass Syrien nicht alle chemische Waffen hat vernichten lassen und weiter ein Chemiewaffenprogramm betreibt.

Gestern erklärte Donald Trump zudem, Nordkorea sei "eine wirkliche Gefahr für die Welt". Er forderte weitere Sanktionen; "Der Status quo in Nordkorea ist inakzeptabel." Seit Jahrzehnten habe man die Augen verschlossen, jetzt sei es Zeit, das Problem zu lösen.