"Starker Mobilitätsrückgang an Weihnachten und Silvester"

Grafik: TP

Das Statistische Bundesamt hat die Ergebnisse einer "Sonderauswertung von Mobilfunkdaten" veröffentlicht

Dem Statistischen Bundesamt zufolge haben die von Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer verhängten Verbote dazu geführt, dass an den Weihnachtsfeiertagen und an Silvester 2020 deutlich weniger Bürger unterwegs waren als den Vergleichstagen des Vorjahres.

Brandenburger unbeeindruckt?

An Heiligabend lag der Rückgang der Behörde nach bundesweit bei 11,1, am ersten Weihnachtsfeiertag bei 14,3 und am zweiten Weihnachtsfeiertag bei 18,5 Prozent. Die Unterschiede zwischen den drei Tagen könnten damit erklärbar sein, dass vor allem der zweite Weihnachtsfeiertag traditionell stärker für Besuche entfernterer Verwandter genutzt wird, während man den Heiligabend eher minderjährigen Kindern widmet, die im selben Haushalt leben.

Nicht ganz so offensichtlich erklärbar sind die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern: Während man in Brandenburg mit einem Rückgang von einem Prozent praktisch genau so mobil blieb wie im Vorjahr, reiste man in Berlin mit 20, in Bayern mit 18 und in Nordrhein-Westfalen mit 17 Prozent überdurchschnittlich viel weniger. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass Städter vorher ihre engen und lauten Wohnungen für Besuche auf dem Land verließen, während sich das Verlangen danach in geräumigen und ruhigen Einfamilienhäusern der märkischen Heide schon vor Corona in Grenzen hielt.

Nächtliche Ausgangssperren

In Bayern, das nicht nur aus München und Nürnberg besteht, könnte hinzukommen, dass der dortige Ministerpräsident Markus Söder besonders strenge Regeln verhängt hatte. An Silvester gab es dort ab 21 Uhr eine Ausgangssperre, was dazu beigetragen haben dürfte, dass die Nachtmobilität in München gleich um 83 Prozent zurückging. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart, wo der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann ähnlich agiert, lag der Rückgang bei 80 Prozent. Bundesweit ging die Mobilität in der Silvesternacht nur um 57 Prozent zurück.

Als Grund für die Auswertung nennt das Statistische Bundesamt "die Annahme, dass mit einer Verringerung der Mobilität auch die Anzahl sozialer Interaktionen und somit die Ansteckungsgefahr zurückgehe". Die deutschen Staatsstatistiker wollten dafür nicht nur wissen, wie viele Menschen an den Feiertagen das Haus verließen, sondern auch, wie lange Strecken für Besuche gefahren wurden. Auch das ließ sich mit Mobilfunkdaten ermitteln: Ihnen zufolge gingen Fahrten über 100 Kilometer an den beiden Vollfeiertagen um etwa die Hälfte und Fahrten zwischen 50 und hundert Kilometer um ein gutes Drittel zurück.

Aussagen über Ansteckungen erst ab 17. Januar

Dazu, ob es an den Feiertagen mehr Anstecklungen mit Sars-CoV-2-Viren gab, sagt das Statistische Bundesamt noch nichts. Aussagekräftige Zahlen hierzu sind wegen der Inkubationszeit angeblich erst ab dem 17. Januar verfügbar. Vor der Verlängerungssitzung am Dienstag hatten viele Lockdown-Befürworter mit so einer höheren Ansteckung argumentiert (vgl. Lockdown: Nächste Runde).

Nicht auf Mobilfunkdaten zurückgreifen mussten die Beamten für die Erkenntnis, dass nach der am Dienstag beschlossenen Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns über acht Millionen sonst in Kindertagesstätten und Schulen aufgehobene Kinder in den nächsten drei Wochen das Problem ihrer Eltern sein werden. Und - was häufig vergessen wird - oft auch ihrer Nachbarn, die im Home Office arbeiten müssen. Für diese Erkenntnis addierten die Statistiker einfach viereinhalb Millionen Schulkinder aus den Klassen eins bis sechs zu 3,7 Millionen hinzu, die 2019 in Kindertagesstätten angemeldet waren.

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