Stellares Fossil mit fünf planetaren Exoten
- Stellares Fossil mit fünf planetaren Exoten
- Dichter dran am Heimatstern als Merkur
- Zwei Observationsphasen
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Internationales Astronomenteam entdeckt den bislang ältesten Stern mit Exoplaneten. Ihn umkreisen fünf Welten, die kleiner als unsere sind
Die Planetenjäger haben bis heute fast 6000 Exoplaneten plus X entdeckt, von denen zurzeit aber nur 1885 katalogisiert sind. In dem immensen Datenberg, den das Kepler-Teleskop während seiner vierjährigen intensiven Suchaktion angehäuft hat, befinden sich noch mehr als 4000 Planetenanwärter - und unter ihnen fraglos einige handfeste Überraschungen. Eine davon stellt jetzt ein internationales Astronomenteam in einer renommierten Fachpublikation vor. Sie berichten von einem uralten Stern, den fünf Exoplaneten begleiten, die kleiner als die Erde sind. Für die Astrobiologie hat der Fund weitreichende Konsequenzen, könnte sich doch Leben bereits in der Frühzeit des Universums gebildet haben.
Die Planetenfischer unserer Tage, die im Sternenmeer vorzugsweise nach terrestrischen Welten suchen, auf denen Leben gedeiht, sind von einem Wunsch beseelt. Sie hoffen, dass in ihren engmaschigen Fangnetzen möglichst kleine Fisch zappeln. Denn je kleiner und erdähnlicher die gefangene Beute, desto wertvoller der Fund, weil sich dadurch die Wahrscheinlichkeit auf das Vorhandensein von biologischem Leben erhöht.
Um auf der Spurensuche nach fernen planetaren Begleitern und Sonnen möglichst volle Fangnetze einzuziehen, müssen die Planetenfischer nicht nur die richtige Fang- und Suchmethode sowie passende Suchtaktik wählen, sondern vor allem das bestmögliche Instrumentarium nutzen.
Informativer Kepler-Datenberg
Als vor fast sechs Jahren das 535 Millionen Euro teure NASA-Weltraumteleskop Kepler mit einer Delta-II-7925-10L-Trägerrakete von Cape Canaveral (Florida) abhob, waren die Hoffnungen groß, dass das Observatorium eine neue Seite im Buch der Annalen der Astronomie aufschlagen würde. Für die Suche nach erdähnlichen Welten galt Kepler als das optimale Beobachtungsinstrument. Inzwischen hat das sensible Fernrohr seine Ausnahmestellung längst unter Beweis gestellt. Allein 1013 der bislang 1885 aufgespürten extrasolaren Planeten gehen auf sein Konto. Es fand Gasplaneten (Hot Jupiters), große Gesteinsplaneten (Supererden), Neptunwelten en masse - und auch kleinere Gasplaneten, die auch große Felsenplaneten sein können sowie etwas massereichere Exoplaneten als die Erde, die meist außerhalb der habitablen Zone treiben, in der Planeten flüssiges Wasser halten können.
Derweil befinden sich in dem immer noch nicht vollends abgetragenen Kepler-Datenberg zirka 4175 Kandidaten, die noch auf ihre Bestätigung warten. Viele von ihnen werden im Anschluss der Nachbeobachtungskampagnen als planetarer Durchschnitt abgestempelt und im ewigen Katalog der Exoplaneten mit einem Buchstaben- und Zahlenkürzel versehen sein, ohne jemals das gesonderte Interesse der Medien geweckt zu haben. Im Fall von Kepler-444 und seinen Begleitern Kepler-444b, Kepler-444c, Kepler-444d, Kepler-444e und Kepler-444f sieht dies jedoch ganz anders aus.
Uralter Stern mit planetarer Entourage
Denn wie ein internationales Astrononenteam in der aktuellen Ausgabe der Fachpublikation Astrophysical Journal berichtet, haben sie aus dem Meer der Kepler-Daten unlängst ein stellares Fossil gefischt, das von fünf kleineren Exoten sekundiert wird.
Bei dem hochbetagten Stern, den Kepler observierte, handelt es sich um die 11,2 Milliarden Jahre alte Sonne Kepler-444. Sie ist ein orangefarbener, metallarmer Hauptreihenstern der Spektralklasse K0V und um 25 Prozent kleiner und etwas kühler als unsere Sonne. Der helle und mit dem Fernglas gut sichtbare Stern liegt im Sternbild Leier (Lyra) und befindet sich nur 117 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Umrundet wird er von mindestens fünf kleinen Felsenplaneten. Kepler-444, gerade einmal 2,6 Milliarden Jahre nach dem Urknall (Big Bang) entstanden, avanciert somit zu einem neuen Rekordhalter: zum ältesten bekannten Stern, der über eine planetare Entourage verfügt.
Im Durchmesser ähneln die fernen Welten Merkur, Venus und Mars. Während der innerste Planet Kepler-444b in etwa so groß wie Merkur ist, sind die dazwischenliegenden Welten größentechnisch mit dem Mars vergleichbar. Der Durchmesser des äußersten Planeten, Kepler-444f, bewegt sich zwischen Venus und Mars. Die ausgewerteten Kepler-Daten indes gaben keinen Aufschluss über die Masse der fünf Welten und deren Oberflächenbeschaffenheit sowie Zusammensetzung der Atmosphären.