Stellares Fossil mit fünf planetaren Exoten

Seite 2: Dichter dran am Heimatstern als Merkur

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"Wir zeigen in diesem Paper, dass erdgroße Planeten sich während der 13,8 Milliarden Jahre alten Geschichte des Universums gebildet haben und dass früheres Leben in der Galaxis durchaus möglich gewesen war", schreiben die Autoren in dem 42 Seiten langen Fachaufsatz An Ancient Extrasolar System with Five Sub-Earth-Size Planets, an dem 41 Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten, England, Dänemark, Portugal, Australien, Deutschland und Italien mitgewirkt haben.

Während Merkur, der sonnennächste Planet unseres Systems, unseren Heimastern in einer mittleren Entfernung von 57,9 Millionen Kilometer (0,39 AU) binnen 87,97 Tagen einmal umrundet, gehen die fünf kleinen extrasolaren Planeten mit ihrem Muttergestirn praktisch auf Tuchfühlung. Sie umkreisen Kepler-444 innerhalb von 10 Tagen einmal - in einem Abstand von nur 15 Millionen Kilometer (0,1 AU). Zum Vergleich: Eine AU (Astronomische Einheit) entspricht der Entfernung Erde-Sonne: 149,6 Millionen Kilometer.

Da auf den Felsenplaneten angesichts ihrer Nähe zum Zentralstern extreme hohe Temperaturen herrschen und sie einem starken stellaren Strahlenbombardement ausgesetzt sind, kann sich auf ihnen kein biologisches Leben ausgebildet haben. Als Horte potenziellen Leben fallen die erdnahen Welten vollends weg. Dennoch könnten hier oder in anderen alten Systemen durchaus Planeten in habitablen Zonen entstanden sein, die Leben hervorgebracht haben, so die Autoren.

Enthusiasmus pur

Kein Wunder demnach, dass die Begeisterung groß ist, vor allem bei Daniel Huber, der im kalifornischen SETI-Institut in Mountain View und am NASA Ames Research Center in Moffet Field (Kalifornien) tätig und einer der zahlreichen Co-Autoren der Studie ist.

"Wir haben so etwas noch nie gesehen - es ist ein solch alter Stern, und die große Anzahl kleinerer Planeten um ihn macht ihn zu etwas Besonderem. Es ist außergewöhnlich, dass ein derart altes System mit erdgroßen Planeten entstanden ist, zu einer Zeit, als das Universum gerade am Entstehen war, als es gerade einmal ein Fünftel so alt war wie heute."

Messenger-Aufnahme vom Merkur vom 6. Oktober 2008. Merkur weist auf seiner Tagseite am sonnennächsten Punkt (Perihel) Temperaturen bis zu 430 Grad Celsius auf. Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington

Auch der Physiker und Astronom Steve Kawaler von der amerikanischen Iowa State University, ein weiterer Autor des Fachbeitrages, vermag seinen Enthusiasmus nicht zu zügeln.

Dies ist eines der ältesten Sternsysteme in der Galaxis. Unsere Sonne ist nur 4,5 Milliarden Jahre alt. Kepler-444 ist ein Stern der ersten Generation. Dieses System führt uns vor Augen, dass sich Planeten bereits sieben Milliarden Jahre vor der Bildung unseres Solarsystems um Sterne formiert haben. Planetare Systeme um Sterne waren in unsere Galaxie seit langer, langer Zeit eine typische Erscheinung.

Die Forscher betonen, dass diese Entdeckung dabei hilft, die Entwicklungsgeschichte von Planeten in der Milchstraße besser zu verstehen. Man erhalte einen ersten Einblick in die Vielfalt der galaktischen Umgebungen, die für die Bildung solcher Welten förderlich sind.