Stille im Luftraum über Belarus
Seite 2: Zwischenfall nur knapp eine Woche nach Schließung von Online-Portal
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Ein Sprecher der deutschen Airline bekräftigte nun, dass man vorerst nicht durch den Luftraum von Belarus fliege. Unklar blieb, ob ein für Mittwochabend geplanter regulärer Flug von Frankfurt am Main nach Minsk stattfindet. Man bewerte die Situation fortlaufende und bespreche sie mit den zuständigen Behörden, hieß es von der Lufthansa. Französische Medien hatten zuvor berichtet, die Air France werde Belarus bis auf weiteres nicht anfliegen. Eine entsprechende Entscheidung traf auch die Finnair.
Angesichts dieser massiven Konsequenzen versuchte das Außenministerium in Minsk die Order von Sonntag zu rechtfertigen. Es habe eine Bombendrohung gegeben, die der palästinensischen Hamas zugeschrieben worden sei. Die Anordnung zur Landung habe daher internationalen Vorschriften entsprochen. Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum wies diese Darstellung zurück; seine Organisation habe mit dem Fall nichts zu tun.
Auch vor dem Hintergrund jüngster Geschehnisse in Belarus erscheint plausibel, dass es einzig und allein um Protasewitsch ging. So hatte Telepolis vor gerade einmal einer Woche über die Schließung der Onlinezeitung tut.by berichtet - bis dahin das größte oppositionsnahe Medium des Landes. Die Redaktion sei "mehr oder weniger im Schnellverfahren geschlossen" worden, berichtete Telepolis-Autor Roland Bathon: "Sicherheitskräfte durchsuchten alle Büros, verhafteten mutmaßlich Journalisten, die Zeitung ging vom Netz."
Auch dabei gab es einen Vorwand: Die Durchsuchung der Büroräume und Privatwohnungen mehrerer Mitarbeiter, Konfiszierung von technischem Gerät und Kappung der Telefonverbindung der Redaktion seien von den Behörden mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung gerechtfertigt worden. Zeitgleich mit der Redaktion seien mehrere Büros vom Firmen durchsucht worden, die mit tut.by in wirtschaftlicher Verbindung stehen. "Der Kontakt zu mehreren Mitarbeitern der Zeitung riss im Zuge der Behördenaktion ab, Journalisten zweier weiterer Medien, die über die Razzia berichten wollten, wurden laut Presseberichten verhaftet", hieß es bei Telepolis.