Stromkosten: Deutsche Haushalte zahlen mehr als vor dem Ukraine-Krieg

Stromkosten steigen, die für Gas auch. Bild: nevodka, Shutterstock.com

Kosten sind zwar leicht gesunken. Aber Gas und Strom kostet anhaltend mehr. Warum die Marktlage schwierig bleibt.

Wollte man die Entwicklung auf dem deutschen Strommarkt positiv darstellen, könnte man sagen: Im zweiten Halbjahr 2023 sind die Energiepreise für deutsche Haushalte gesunken. Laut dem Statistischen Bundesamt zahlten private Haushalte durchschnittlich 11,41 Cent pro Kilowattstunde Erdgas, was einem Rückgang von 6,9 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 entspricht.

Dagegen aber steht die Realität der deutschen Haushalte: Die Gaspreise liegen um 22,2 Prozent höher als im zweiten Halbjahr 2022 und sogar um 67,1 Prozent höher als im zweiten Halbjahr 2021, dem Zeitraum vor dem russischen Angriff auf die Ukraine und der sich verschärfenden Energiekrise infolge eines Energiemarktboykotts gegen Russland.

Strompreise: Auch auf hohem Niveau gesunken

Auch die Strompreise sind im zweiten Halbjahr 2023 leicht gesunken. Private Verbraucher zahlten durchschnittlich 41,75 Cent pro Kilowattstunde, 1,3 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023.

Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 stiegen die Strompreise jedoch um 19,4 Prozent und lagen 27,0 Prozent über dem Niveau des zweiten Halbjahres 2021. In diesen Preisen sind die Preisbremsen für Strom und Erdgas aus dem dritten Entlastungspaket der Bundesregierung berücksichtigt, die bis Ende 2023 gelten.

Gesunkene Großhandelspreise kommen bei Verbrauchern an

Die sinkenden Energiepreise im zweiten Halbjahr 2023 sind unter anderem auf die gesunkenen Großhandelspreise zurückzuführen. So sanken die Kosten für Energie und Vertrieb, die bei Erdgas fast zwei Drittel des Kilowattstundenpreises ausmachen, um 6,7 Prozent, schreibt das Statistische Bundesamt.

Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 200 Gigajoule und mehr zahlten sogar 8,4 Prozent weniger. Zudem profitierten die Erdgaskunden vom Wegfall der Bilanzierungsumlage ab dem 1. Oktober 2023.

Auch die privaten Stromkunden zahlten im zweiten Halbjahr 2023 durchschnittlich 3,9 Prozent weniger für Energie und Vertrieb als im ersten Halbjahr. Bei einem Jahresverbrauch zwischen 2.500 und 5.000 Kilowattstunden sank dieser Kostenanteil, der bei Strom etwa die Hälfte des Kilowattstundenpreises ausmacht, um 4,9 Prozent.

Netzentgelte schlagen zu Buche

Wesentliche Anteile der Kosten entfallen auf Netzentgelte für den Betrieb des Stromnetzes, verschiedene Steuern und Abgaben sowie die Energiebeschaffung, schreibt die Fachzeitschrift Wirtschaftswoche.

Auch energiepolitische Entscheidungen und regulatorische Rahmenbedingungen spielten eine Rolle, so die Zeitschrift, die zudem den Umstieg von fossilen Brennstoffen wie Kohle auf erneuerbare Energien als Kostentreiber ausmacht.

Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox liegt der aktuelle Strompreis in Deutschland beim günstigsten Anbieter für Neukunden bei durchschnittlich 25,6 Cent/kWh brutto (Stand: 18. März 2024).

Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 bis 4000 kWh betragen die reinen Stromkosten etwa 768 bis 1024 Euro. Hinzu kommt der Grundpreis, der je nach Stromanbieter variieren kann.

Zu Beginn des Jahres sind zudem die regional unterschiedlichen Netzentgelte gestiegen. Grund dafür ist die Entscheidung der Bundesregierung, einen geplanten Zuschuss in Höhe von 5,5 Milliarden Euro zur Stabilisierung der Netzentgelte für das Jahr 2024 aufgrund der Haushaltskrise zu streichen.