Symbolische Kriegsführung
150 Peschmerga-Kämpfer in Kobane machen keinen Unterschied
Gerade einmal 150 Peschmerga-Kämpfer sind über die Türkei nach Kobane gekommen. Die schweren Waffen, die sie mitbringen, scheinen sich auf einige Artilleriesysteme zu beschränken. Dazu haben die Peschmerga zwar einen "guten" Ruf als Kämpfer, aber gemeinhin weniger Erfahrung als die Kämpferinnen und Kämpfer der syrischen Kurden. Es geht um Symbolpolitik.
Die YPG hat der Entsendung auch nur zähneknirschend zugestimmt, weil sie eigentlich nur bessere Waffen haben wollte und die Peschmerga als eine Art Trojaner der türkischen Regierung betrachtete. Letztlich hat sie der Entsendung zugestimmt, um die kurdische Einheit zu demonstrieren, aber es sollten eben nur wenige Peschmerga sein, die keinen großen Einfluss haben sollten.
Wenn jetzt die Ankunft der Peschmerga in Kobane gefeiert wird, ist das nur ein symbolischer Akt. Weder die 150 Kämpfer noch die mitgebrachten Waffen werden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Noch sind die IS-Kämpfer zahlenmäßig den Verteidigern weit überlegen, zudem verfügen sie trotz der US-Luftangriffe weiter über Panzer und jungen Männern, die ihr Leben für Selbstmordanschläge opfern.
Kobane ist zu einem symbolischen Ort geworden. Auch die US-Regierung hat dies schon länger anerkannt und greift täglich Stellungen des "Islamischen Staats" an. Wenn die Stadt dem IS anheimfällt, der bereits weite Teile Syriens und Iraks kontrolliert, dann würde dies als großer Sieg der Islamisten und als schmähliche Niederlage des Westens gelten. Aber die Situation ist sehr verworren. Kobane wird von der linken YPG verteidigt, die mit der PKK liiert ist, welche wiederum in den USA und in der EU auf der Terrorliste steht. Die YPG hat bislang nicht gegen das Assad-Regime gekämpft. Unklar ist, ob die syrischen Kurden einen unabhängigen Kurdenstaat anstreben. Nato-Mitglied Türkei sieht die YPG, obgleich mit der PKK ein Friedensprozess eingeleitet wurde, als Terrororganisation, vergleichbar dem IS. Die Türkei strebt eine Entmachtung der YPG und die Einrichtung einer Schutzzone an.
In Kobane findet ein Stadtkampf statt. Weltweit fanden Demonstrationen in Solidarität mit den Verteidigern von Kobane statt. Klar ist aber auch, dass die Stadt strategisch keine große Bedeutung hat. Selbst wenn sie dem IS in die Hände fiele, wäre dies unerheblich. Zivilisten leben dort kaum mehr - und der IS ließe sich sogar besser angreifen und ausschalten, wenn die YPG die Stadt verlassen hätte.