Syrien: US-Plan vereitelt?
Mit Iran verbundene schiitische Milizen erreichen die syrisch-irakische Grenze im Südosten
Ein Überraschungsmanöver schiitischer Milizen, die eng mit Iran verbunden sind und aufseiten der syrischen Armee kämpfen, stellt die Strategie der US-Koalition im Süden Syriens vor Probleme. Die Milizen erreichten am Freitag nördlöstlich von al-Tanf die syrisch-irakische Grenze. Wie man auf Videoaufnahmen der syrischen Armee sehen kann, war diese am Vorstoß beteiligt. Nach jüngsten Meldungen sollen sie dort später mit schiitische Milizen aus dem Irak zusammengetroffen sein.
Damit ist ein Zusammentreffen gelungen, das nicht im Interesse der USA und ihrer Verbündeten liegt. Außerdem ist der Weg nach Deir ez-Zor abgeschnitten. Der strategisch bedeutende Ort und seine Umgebung, die von IS-Milizen kontrolliert werden, waren als Ziel der von den USA unterstützten Miliz Maghaweir Al-Thowra ausgegeben.
Das "Kommando der Revolution", nun "neue syrische Armee" genannt, in Jordanien ausgebildet und überprüft, sollte, von US-Spezialtruppen unterstützt, die Stellung an der syrisch-jordanischen Grenze bei al-Tanf halten und dann weitere Räume erschließen. Das ferne Ziel hieß Deir-ez-Zor, die syrisch-irakisch Grenze bei al-Bukamal war als Etappenstation anvisiert.
Wie ernst es der US-Koalition mit der Maghaweir Al-Thowra ist, kann man nicht nur daran erkennen, dass US-Spezialtruppen als Berater involviert sind, sondern auch an zwei Luftangriffen gegen heranrückende schiitische Milizen, am 18. Mai und in der vergangenen Woche.
Die Behauptung einer Schutzzone
Die Operation Inherent Resolve berief sich, wie schon beim ersten Mal, in ihrer Erklärung auf eine Schutzzone (de-conflict-zone) und eine Bedrohung durch das Nähern des Kampfverbandes aus schiitischen Milizen, die mit der syrischen Armee verbunden sind.
Die Behauptung einer Schutzzone für Milizen unter US-Führung auf syrischem Territorium ist anmaßend und strittig. Der russische Außenminister Lawrow verurteilte die Angriffe, stellte die angebliche Schutzzone infrage und erklärte, dass "De-Eskalationszonen", wie sie in Astana ausgemacht wurden, das Einverständnis von Syrien und Iran benötigen.
Dem steht gegenüber, dass es bei Gesprächen zwischen russischen, amerikanischen und jordanischen Spitzenvertretern in Amman darum ging, bestimmte "Einflusssphären" abzuklären. Die USA, Jordanien und Israel wollten in Abstimmung mit Russland erreichen, dass keine schiitischen Milizen an ihren Grenzgebieten zu Syrien präsent sind.
Die schiitischen Milizen - dazu zählen mit den PMU im Irak verbundene Gruppen - eroberten allerdings auch nicht einen Teil der syrisch-israelischen oder syrisch-jordanischen Grenze, sondern der syrisch-irakischen Grenze etwas nordöstlich von al-Tanf, wo die von den USA unterstützte Miliz stationiert ist.
Allem Anschein nach ist es ihnen gelungen den "Schutz-Radius" mit einem längeren Weg zu umgehen, um den Anspruch der syrischen Regierung und der iranischen Milizen auf Dominanz in diesem Gebiet zu untermauern, indem man der Maghaweir Al-Thowra-Miliz den Weg nach Deir-Ezor und al-Bukamal abschneidet und die Grenze weiter nordöstlich unter Kontrolle bringt.
Mit der PMU vereinigt
Ziel der Aktionen der schiitischen Milizen sei es, die Aktionen der US-Verbündeten einzuschränken, deren Nachschub zu blockieren und "mit unseren Brüdern von der-Hashd al-Sha'abi und der irakischen Armee zusammen zu kommen, um die Grenzen zu kontrollieren", so Mustafa al-Yasiri, Mitglied der irakischen(!) schiitischen Miliz Saraya al-Jihad(!), die in der syrischen Wüste aktiv ist, in einem bemerkenswerten Interview.
Laut dem US-Syrien-Experten Joshua Landis waren sich die US-Vertreter darüber im Klaren, dass die "Tanf-Rebellen" schwach sind und al-Bakumal nicht erreichen würden und auch nicht länger zu verteidigen wären.