Terror hat immer auch soziale Ursachen
Seite 2: Nutzlose Philosophen?
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Und vergessen wir nicht unsere Philosophinnen und Philosophen! Seit Jahrzehnten muss man sich dafür entschuldigen, so ein "nutzloses" Fach zu studieren. In seiner Weihnachtsansprache Ende 2018 forderte Bundespräsident Steinmeier in Reaktion auf den gesellschaftlichen Hass, man möge mit Menschen mit anderer Meinung diskutieren.
Ja, wo lernt und lehrt man denn vernünftiges Argumentieren? In der Philosophie! Wir Deutschen können uns nicht ewig auf den diskursiven Errungenschaften des heute schon neunzigjährigen Jürgen Habermas ausruhen!
In der Philosophie funktioniert das so, dass man sich sogar ohne Diskussionspartner vorstellt, was denn Argumente gegen den eigenen Standpunkt sein könnten. Es geht um die Sache, nicht um den Status der Person, die sich für sie einsetzt.
Die Ethik war und ist gerade eine Errungenschaft der modernen Welt, die sich über Eigennutz und Machtspiele hinwegsetzt: Die Interessen aller Betroffenen müssen in gleicher Weise berücksichtigt werden und zählen; niemand fällt durch die Maschen. Unterschiede in der Beurteilung erfordern Unterschiede in der Sache, die sie betreffen, nicht in der Person; das wusste sogar schon Aristoteles.
Fortschritte wie die Demokratie, der moderne Rechtsstaat mit fairen Regeln für alle, Menschenwürde oder Menschenrechte sind auch Errungenschaften der Philosophie. Frage: Warum ist "Demokratie" (Herrschaft des Volkes) überhaupt ein griechisches Wort? Weil dort unsere politische Philosophie geboren wurde. Aber nein, wie wir seit der Schuldenkrise wissen, sind die Griechen ja alle Sozialschmarotzer, die den ganzen Tag in der Sonne Oliven essen und Steuern hinterziehen.
Die Menschenrechte heißen so und nicht Deutschen- oder Amerikanerrechte, weil sie für alle Menschen gelten. Trotzdem nehmen es unsere führenden Politiker seit Jahrzehnten oft tatenlos hin, dass unsere "Freunde" in Ost und West im Interesse ihrer nationalen Sicherheit und des sogenannten "Kriegs gegen den Terror" hemmungslos entführen (auch auf europäischem Grund und Boden), foltern, bombardieren, ja mit Drohnen morden. Alles andere wäre ja schlecht für die Handelsbeziehungen.
Vom Nachteil, ein Moslem zu sein
Weltpolitisch gesehen mussten und müssen vor allem die Moslems viel einstecken. Noch schlechter: Moslem und Mann sein und dann vielleicht sogar noch einen Vollbart zu tragen. So fallen manche schon unter Terrorverdacht. Dabei sind auch die meisten Opfer islamistischen Terrors dies: Moslems.
Man muss sich ein Beispiel an Moslems wie dem belgischen Straßenbahnfahrer Mohamed El Bachiri aus dem "Problembezirk" Molenbeek nehmen. Bei dem Terroranschlag in Brüssel im März 2016 verlor er seine Frau und Mutter seiner drei Kinder.
Er reagierte aber nicht wie ein wildgewordener Cowboy, der alles um sich herum zerstört, sondern schrieb Gedichte: Dschihad der Liebe. "Weil deine Geschichte auch meine Geschichte ist", sagt der Autor darüber. Es wird meiner Meinung nach in Europa keinen Frieden mehr geben, ohne dass wir Moslems und anderen an den Rand gedrängten Gruppen wieder die Hand reichen.