Teuflisches Vergnügen
In Diablo II stellt sich der Spieler zum zweiten Mal den Dämonen aus der Unterwelt, die diesmal nicht nur in unterirdischen Gängen, sondern auch auf der Oberfläche ihr Unwesen treiben
Zu Beginn hat der Spieler die Auswahl zwischen fünf Heldenklassen, die ihre eigenen Stärken haben. Drei Charaktere haben sich auf das Kämpfen spezialisiert: Der Barbar ist ein echter Haudegen mit großer Vorliebe für den Nahkampf, der Paladin nimmt die Rolle des edlen Ritters ein und die Amazone zieht den Bogen dem Schwert vor. Auch wenn die kämpferischen Charaktertypen durchaus magische Fähigkeiten besitzen, zeigen sie ihre wahre Stärke im meisterhaften Umgang mit ihren Waffen. Die Zauberin nutzt dagegen ihre magischen Fertigkeiten für tödliche Angriffe. Der Totenbeschwörer ruft seine eigene Armee aus Skeletten der verstorbenen Gegner und Golems herbei.
Wie in allen Rollenspielen beginnt jeder Charakter zunächst als kleiner Hänfling, dem schon ein paar Echsen Mühe bereiten. Ein Kurzschwert oder Doch als Waffe und gerade mal in der Lage ein kleines Licht herbeizuzaubern stellt sich der Anfänger den ersten Gegnern. Mit der Zahl der besiegten Dämonen steigt jedoch die Erfahrung und damit die Fähigkeiten des Helden.
In der Landschaft, in den Höhlen oder bei den Besiegten findet der Charakter regelmäßig neue Waffen, Rüstungen und magische Gegenstände. Wie im ersten Teil sieht der Spieler die Welt aus einer isometrischen Ansicht. Schwert oder Bogen steuert er mit der Maus. Die Zaubersprüche darf der Spieler auf die Funktionstasten legen, um im Eifer des Gefechts schnell den passenden Spruch anzuwenden. Analog dazu trägt der Charakter einen Gürtel mit akut wichtigen Gegenständen wie Heiltränken, die der Spieler über die Zahlentasten benutzt.
Bewegte Handlung
Im ersten Teil des Spiels schlug sich der Held immer tiefer durch ein unterirdisches Dungeon. Das Leben an der Oberfläche diente ihm nur zum Auffrischen seiner Tränke und zum Kauf und Verkauf der Waffen. In Diablo II ist der Charakter nicht an einen Ort gebunden, sondern reist zwischen den vier Akten, in die das Spiel unterteilt ist, in neue Gegenden. An jedem Ort gibt es ein sicheres Dorf, in dem der Charakter Gegenstände kauft und verkauft, seine Gesundheit auffrischt und von NPCs (Non Player Characters - Nichtspielercharaktere) Aufträge und Tipps erhält. Im Dorfzentrum steht eine Truhe als sicheres Warenlager. Im Gegensatz zu Diablo I verschwinden im zweiten Teil Gegenstände, die der Held in freier Wildbahn ablegt, der Inhalt der Truhe ist dagegen immer vorhanden und reist mit dem Charakter.
Die Dörfer sind die einzigen sicheren Bereiche in Diablo II. Sobald sich der Held ins Umland wagt, lauern ihm die ersten Gegner auf. Die unterschiedlichen Umgebungen sind optisch abwechslungsreicher als die Höhlenlandschaften des ersten Teils. Die Geschichte selbst ist jedoch linear aufgebaut. Die Akte sind jeweils in bis zu sechs Einzelmissionen aufgeteilt, die häufig aufeinander aufbauen.
Jäger und Sammler
Die Geschichte ist bei Diablo nur die Hülle für das, was das Spiel eigentlich auszeichnet: Das Sammeln von Erfahrungspunkten und Gegenständen und dem Aufbau des Charakters vom Hänfling zum Überhelden. Das Erreichen des nächsten Levels und damit neuer Fähigkeiten steht dem Spieler meist näher als das Besiegen des Zwischengegners.
Ganz dem Aufbaukonzept folgt der sogenannte Fähigkeitsbaum in Diablo II. Jeder Charakter kann bestimmte Fähigkeiten oder Zaubersprüche erlenen, die zum Teil aufeinander aufbauen. Höhere Zaubersprüche setzen somit niedrige aus der gleichen Kategorie voraus und stehen erst ab einem bestimmten Level zur Verfügung. Pro Level gibt es nur einen Fähigkeitenpunkt und zeitweise gibt es zusätzliche Punkte als Belohnung für erfolgreich absolvierte Missionen. Der Spieler entscheidet, ob er ein breites Fähigkeitenspektrum erlernt, oder sich auf einige spezialisiert, die er dafür durch den Einsatz mehrerer Punkte verstärkt. So erhöht der Totenbeschwörer beispielsweise durch den Einsatz mehrerer Punkte die Anzahl der kontrollierten Skelette oder die Lebensenergie der erzeugten Golems oder Monster.
Stark im Team - schwach auf dem Server
Diablo II ist von vorneherein auf den Mehrspielerbetrieb ausgerichtet. Das zeigt sich auch dem Einzelspieler an der Speicherfunktion: Gespeichert wird immer nur der Charakter inklusive der Gegenständen die er bei sich trägt und in seiner Truhe im Dorf verwahrt. Beim Laden des Spielstandes fängt der Held grundsätzlich im Dorf an. Ein Speichern vor einem entscheidenden Kampf ist somit ausgeschlossen, da nach dem Laden auch die bereits beseitigten Monster wieder frisch und munter die Gänge und Wege unsicher machen. In einer aussichtslosen Situation dient das Speichern durchaus als Schleudersitz aus der Gefahr.
Sollte der Held doch einmal den kürzeren ziehen, ist mit etwas Geschick und Glück nur das Gold, das er bei sich trägt, verloren. Die Waffen lagern bis zum Verlassen des Spiels an der Stelle seines Ablebens, während der Held im Dorf wieder aufersteht - ohne Ausrüstung versteht sich. So kann er mit einer Notausrüstung zur Stelle des Unheils vordringen, um seine wertvollen Gegenstände zu retten.
Richtig Spaß macht Diablo im Team mit anderen zusammen. So lassen sich die Vorzüge der unterschiedlichen Charaktere kombinieren: Der Barbar kämpft an der Front, während die Amazone ihm mit dem Bogen den Rücken freihält. Gleichzeitig nimmt die Zauberin den Gang mit einem Feuerball in Beschlag und der Totenbeschwörer schickt dem Barbar ein paar Skelette und einen Golem als Unterstützung.
Die Schwäche des Mehrspielerbetriebs ist der battle.net-Server, auf dem sich im Internet die Helden zum gemeinsamen Kampf gegen die Dämonen treffen. Der europäische Server war bereits in der ersten Zeit nach dem Erscheinen häufig nicht verfügbar oder ließ den Spieler nicht in die einzelnen Szenarien herein. Dass der Server dabei durchaus mal ein ganzes Wochenende nicht erreichbar war, schreckte einige Benutzer ab.
Das Original bleibt führend
Die lange Verzögerung von Diablo II hat zahlreiche Nachahmer des Spielkonzepts auf den Markt gebracht, von denen sich "Darkstone" und "Nox" aus der Masse abheben konnten. Trotzdem bringt nur Diablo II das Diablo-Gefühl, das den langen Spielspaß garantiert. Durch die beim Spielen zufällig erstellten Dungeons und unterschiedlichen Charaktere, macht auch der zweite Durchlauf mit einem anderen Helden wieder Spaß. Dass die Geschichte dabei eher dünn ist, stört wenig, sondern hat den Vorteil, dass sich der Spieler auf den Aufbau seines persönlichen Helden konzentrieren kann. Diablo ist eben die perfekte Kombination aus Rollen- und Actionspiel.
Auch das parallele Spielen im Einzelspielerszenario und auf battle.net - wenn der Server verfügbar ist - macht durchaus Spaß. Ob allein oder im Team: Diablo II garantiert Langzeitspielspaß mit erhöhter Suchtgefahr.