The Euro rules

Aber warum will das niemand hören?

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Folgt man den gegenwärtigen Vorschlägen zur Rettung des Euro, müssten arme Regionen in Staatengröße weltweit längst ihre nationalen Währungen verlassen haben, um an "Wettbewerbsfähigkeit" zu gewinnen. Ist eigentlich schon jemand auf die Idee gekommen, die Wirtschaftsdaten Mississippis mit denen von Washington D.C. zu vergleichen? Oder Shanghai mit Guizhou? Danach könnte die Frage aufkommen, warum Mississippi noch den Dollar, Guizhou den Yuan als Einheitswährung hat.

Verglichen mit den Unterschieden zwischen den Regionen in China und den USA sind selbst Griechenland und Deutschland völlig zu Recht in einem Währungsraum. Der US-Ökonom Nouriel Roubini hat gerade einige originelle Vorschläge für die Rettung Griechenlands unterbreitet. Roubini:

Die deutsche Regierung sollte jedem deutschen Haushalt einen 1000-Euro-Reisegutschein schenken. Der darf aber nur für Urlaub in den Krisenländern ausgegeben werden. Damit wird die dortige Wirtschaft angekurbelt. Außerdem sollte jeder einen Steuerbonus bekommen, der sich in den Südländern eine Ferienimmobilie kauft.

Nouriel Roubini

Was Roubini vergisst: Griechenland fehlte es bisher nicht an Touristen, sondern an Steuereinnahmen. Roubini aber fordert zur Euro-Rettung allen Ernstes Steuersenkungen in allen EU-Staaten. Wie wäre es, wenn in New York Reisegutscheine für Mississippi verteilt würden? Würde das 14 Billionen US-Schulden tilgen?

Dabei ist der Euro eine gerade nach der Finanzkrise von 2008 doch sehr bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. So bekam man Ende 2001, kurz nach der Einführung, nur 83 US-Cent für einen Euro. Heute, mitten in der angeblichen Eurokrise, sind es 124 Cent - satte 50 Prozent mehr. Es gibt außer der Apple-Aktie kaum Standard-Anlageformen, die zwischen 2001 und 2012 eine sichere und noch dazu steuerfreie Gesamtperformance von über 50 Prozent hatten. Wäre der Euro eine Aktie - sie wäre weltweit die Nummer eins.

Der immer noch viel zu hohe Dollarkurs sinkt nur deshalb nicht, weil sich die Chinesen noch scheuen, ein paar hundert oder gar tausend Milliarden auf ihre US-Staatsanleihen abzuschreiben und ihre Billigproduktion zurückzufahren. Mit dem Euro hat der Dollarkurs eher wenig zu tun. So wickeln die USA 30 Prozent ihres Handels mit Kanada und Mexiko ab.

Weil der Euro aber sogar schon bei 1,45 Dollar stand, haben die Mainstream-Ökonomen eine Euroschwäche ausgerufen.

Ein weiter sinkender Euro hat für die Realwirtschaft wenig Auswirkungen, denn längst produzieren europäische Exporteure in allen Währungsräumen. Allerdings könnte ein stark sinkender Eurokurs einen Effekt auf den Finanzmärkten haben: Anleger aus dem Dollar- und Pfundraum, die europäische Aktien und Anleihen gekauft und von der bisherigen 50-Prozent-Rallye des Euro profitiert haben, könnten diese in der Sorge verkaufen, die 50 Prozent wieder zu verlieren.

Das wäre der Moment, endlich die europäischen Staatsanleihen und Aktien in einem Eurofonds aufzukaufen und damit aus den Volatilitäten der globalen Spekulation in den sicheren Hafen der europäischen Binnenökonomie zu bringen.