Times: Türkei tauschte 49 Geiseln gegen 180 Dschihadisten ein
Auf einer der Zeitung zugespielten Liste stehen angeblich auch die Namen von Briten, Franzosen, Schweden und anderen Europäern
Einem Bericht der Londoner Times zufolge wurden die am 20. September in die Türkei verbrachten 49 Geiseln, die die Terrorgruppe bei der Erstürmung von Mosul gefangen genommen hatte, gegen 180 Dschihadisten ausgetauscht.
Bei diesen Dschihadisten soll es sich um Gefangene rivalisierender syrischer Rebellengruppen, in der Türkei inhaftierte Terroristen, verletzte IS-Kämpfer in türkischen Krankenhäusern und europäische Salafisten gehandelt haben: Unter den letzteren befanden sich angeblich drei Männern aus Frankreich, zwei aus Schweden, zwei mazedonische Albaner, ein Schweizer, ein Belgier und zwei britische Staatsangehörige.
In ihrem Bericht beruft sich die Zeitung auf eine Liste, die ihr zugespielt wurde. Ein nicht namentlich genannter Informant aus dem britischen Verteidigungsministerium bezeichnete den Times-Artikel gegenüber der BBC als "glaubhaft".
Die türkischen Behörden lassen weiter offen, wie die Überstellung der 46 Türken und der drei beim türkischen Konsulat in Mosul beschäftigten Iraker konkret zustande kam. Staatspräsident Erdoğan und Ministerpräsident Davutoğlu betonten in den vergangenen Wochen lediglich, dass der türkische Geheimdienst Milli İstihbarat Teşkilatı (MİT) die Operation durchgeführt habe und dass kein Lösegeld gezahlt worden sei. Spekulationen über einen Austausch wurden dagegen bislang weder bestätigt noch dementiert.
Bei den beiden ausgetauschen Briten handelt es sich der Times zufolge um den 18-jährigen Shabazz S. aus High Wycombe und um den 26-jährigen Hisham F. Der von seiner Schule als strebsam und angepasst beschriebene Oberschüler S. wurde in Großbritannien von seiner Familie als vermisst gemeldet. Vor seinem Verschwinden hielt er sich in der Türkei auf, über die die meisten europäischen Dschihadisten in das Terrorkalifat einreisen.
Über F. ist lediglich bekannt, dass der Sohn eines katholischen Vaters und einer von diesem getrennt lebenden Mutter zusammen mit seinem Bruder in den Jemen reiste, um "den Islam zu studieren".
Insgesamt sollen mindestens 500 britische Staatsangehörige in den Reihen des IS kämpfen. Der mit Abstand bekannteste von ihnen ist ein schwarzgekleideter Vermummter mit britischem Akzent, der in vier Propagandavideos die US-amerikanischen Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie die britischen Katastrophenhelfer David Haines und Alan Henning enthauptet. Bei ihm handelt es sich möglicherweise um den Londoner Rapper Abdel-Majed Abdel B. handelt - einen gebürtigen Ägypter, der 1993 zusammen mit seinen Eltern als Asylbewerber nach London zog.
Der deutsche Rapper Denis Cuspert alias "Deso Dogg", der ebenfalls dem IS angehört, soll diese Woche auf die Terrorliste der Vereinten Nationen gesetzt werden. Danach wären Geldflüsse an den Leichenschänder, der seine Taten auf Video dokumentierte, verboten. Bei der deutschen Musikverwertungsgesellschaft GEMA heißt es dazu auf Anfrage von Telepolis, man stoppe Ausschüttungen an ein Mitglied, wenn man "von einem rechtlich bindenden Zahlungsverbot Kenntnis erlangt". Auskünfte, wie hoch die Tantiemen waren, die im letzten Jahr an Cuspert ausgeschüttet wurden, verweigert die GEMA mit Verweis auf den Datenschutz.
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