Tödliches Fracking
Seite 2: Fracking: nicht nur umweltschädlich, sondern tödlich
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Gefragt wurde also, wie zuvor erwähnt, ob Fracking auch tödliche Folgen hat. Die Antwort: Ja, und zwar in erheblichem Umfang. Es bestehe ein significantly elevated risk of all-cause mortality, heißt es im Originaltext, ein bedeutend erhöhtes Risiko für allgemeine Sterblichkeit.
Fracking ist also nicht nur umweltschädlich, sondern auch tödlich für Menschen. Je näher sie an Fracking-Bohrstellen leben, desto früher sterben sie. Die erhöhte Sterblichkeit beträgt 2,5 Prozent, allerdings 3,5 Prozent in den Wohnorten, die im Abwind der Bohrstellen liegen.
Die Studie hat 136 Millionen (genauer: 136.215.059) Personenjahre (person-years) zugrunde gelegt – 2,5 Prozent davon wäre etwa vier Millionen Lebensjahre, die hätten gelebt werden können, aber durch Fracking zunichtegemacht wurden.
Die Todesraten liegen in den Abwind-Wohnorten etwas höher als in den Aufwind-Wohnorten. Das liegt an der Vergiftung der Atmosphäre. Aber die ist eben nur eine der Ursachen für Krankheit und Tod. Die Vergiftung von Wasser und Böden, intensiver Lkw-Verkehr mit Diesel-Abgasen, Lärm, durchgehend blendende Beleuchtung in den Nächten und ähnliche Effekte spielen ebenfalls eine Rolle.
Aber was ist mit den Fracking-Beschäftigten?
In der Studie wurden Menschen unter 65 Jahren nicht untersucht. Auch da gibt es "vulnerable Gruppen", etwa Babys oder auch – wie beim Corona-Virus – Menschen mit chronischen Erkrankungen, die in den USA bekanntlich in großer Zahl schon in frühem Alter beginnen.
Vor allem: Eine besonders wichtige Gruppe wurde nicht untersucht, und zwar diejenigen Menschen, die den Gefahr- und Giftstoff-Emissionen am direktesten ausgesetzt sind: Die Beschäftigten an den Bohrstellen selbst. Im Jahr 2015 waren das etwa 200.000.
Auf Nachfrage teilte der Leiter der Untersuchung mit, man habe das nicht untersucht, und man kenne auch keine Studien über Gesundheits- und Todesfolgen der Beschäftigten an den Fracking-Standorten.
Für die Klima- und Umwelt-Bewegung in den USA ist dieser Blick so üblich wie auch für manche Umwelt-Bewegung, die UNO, die Europäische Union und die deutschen Grünen: Wie es den abhängig Beschäftigten geht, auch in den umweltrelevanten Unternehmen, wie hier der Fracking-Industrie, – das bleibt ein großes Tabu.
Beschleunigte Produktion
Die Fracking-Methode wurde in den 1950er-Jahren in den USA entwickelt. Aber erst etwa seit der Jahrtausendwende wurde die Produktion im großen industriellen Stil beschleunigt: Die USA wollen unabhängig von Öl- und Gasimporten werden.
Im Untersuchungszeitraum der Studie, von 2001 bis 2015, haben die Fracking-Konzerne die Zahl der Standorte um mehr als das Zehnfache erweitert, von etwa 10.000 auf über 100.000. So ist in der Studie die nach 2015 noch mal beschleunigte Beschleunigung des Frackings noch gar nicht berücksichtigt.
Ausgelöst wurde diese zusätzliche Beschleunigung u.a. durch den Bau der russisch-deutschen Gasleitung Nord Stream 2, die von der US-Fracking-Industrie und deshalb auch von den US-Regierungen abgelehnt wird, ob der Präsident nun Obama, Trump oder Biden heißt.
Von 2015 bis 2020 wurde die Zahl der Fracking-Standorte auf 160.000 erhöht. So hat die Fracking-Industrie von 2000 bis 2018 die Produktion von 243 Mrd. Kubikfuß auf 3,61 Billionen Kubikfuß mehr als verzehnfacht. Exporte gehen bisher in 33 Staaten.
Mehr Schäden als in der Harvard-Studie erfasst
Die Harvard-Studie hat somit auch in dieser Hinsicht nicht das ganze gegenwärtige Ausmaß des US-Frackings erfasst.
Die Beschleunigung seit 2015 besteht zudem darin, am selben Standort noch mehr Bohrungen vorzunehmen als bisher: Über 50 Bohrstellen am selben Standort (mega pads) sind jetzt keine Seltenheit.
Auch das erhöht die Menge und Konzentration der Giftstoffe in diesen Standorten und damit den Wohnorten über das Maß hinaus, das in der Harvard-Studie untersucht wurde.
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