Trocknen Asiens große Ströme aus?
Energie und Klima – kompakt: Von Rhodos werden Touristen vor Waldbränden evakuiert, chinesische Wissenschaftler warnen vor den Folgen des Klimawandels in Fernost.
Unkontrollierbare Waldbrände auf La Palma und Rhodos, von wo Tausende Touristen inmitten der längsten je in Griechenland registrierten Hitzewelle evakuiert werden müssen, sowie überforderte und durch die Folgen der Hitze zusammenbrechende Gesundheitssysteme in Nahost.
Wetter und Klima sind außer Rand und Band und brechen reihenweise alte Rekorde. Einige Klimawissenschaftler sind, wie berichtet, überrascht, dass die Extreme so früh über uns hereinbrechen und warnen vor weit Schlimmeren.
Der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Petteri Taalas, warnt vor den Folgen:
Die in unserem sich erwärmenden Klima zunehmend auftretenden Extrem-Wetter haben große Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, auf die Ökosysteme, auf die Wirtschaft, die Landwirtschaft und auf die Versorgung mit Wasser und Energie. Das unterstreicht, mit welcher Dringlichkeit die Emissionen der Treibhausgase so schnell und drastisch wie möglich verringert werden müssen. Außerdem müssen wir unsere Anstrengungen, die Gesellschaften an das anzupassen, was nun leider zur neuen Norm wird.
Stefan Uhlenbrook, WMO-Direktor für Hydrologie, Wasser und Kryosphäre (Sphäre des Eises) ergänzt:
Mit der Erwärmung des Planeten ist mit häufigeren und intensiveren schweren Regenfällen zu rechnen, die zu mehr schweren Überschwemmungen führen. Entwickelte Länder wie Japan sind sich der Gefahren äußerst bewusst und gut auf sie vorbereitet, wenn es zum Umgang mit Hochwasser kommt. Doch viele ärmere Länder haben nicht die entsprechenden Warnsysteme, kaum irgendwelchen Hochwasserschutz noch einen entsprechendes Katastrophenschutzmanagement. Die WMO bemüht sich, diese Situation zu verbessern.
Derweil bleibt schon jetzt, obwohl im tropischen Pazifik El Niño noch gar nicht zur Höchstform aufgelaufen ist, kaum eine Region auf der Nordhalbkugel von den aktuellen Auswirkungen der Klimakrise verschont. Auch Ostasien nicht. In Korea nehmen die schweren Regenfälle kein Ende, und China hat dieser Tage sowohl mit Hitzewellen und Überschwemmungen als auch mit Dürren zu kämpfen.
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"China reagiert empfindlich auf den globalen Klimawandel und hat einen erheblichen Einfluss darauf", heißt es in einer Pressemitteilung des chinesischen Wetterdienstes. Seit 2011 gibt die Behörde jährlich einen Bericht über den Klimawandel in China, ein sogenanntes "Blue Book on Climate Change", heraus. So auch in diesem Jahr.
Viele Indikatoren für den Klimawandel, heißt es darin, haben 2022 neue Rekordhöhen erreicht. Etwa die durchschnittliche Sommertemperatur, der Meeresspiegels und die Dicke der aktiven Schicht in der Permafrostzone auf dem Tibetischen Hochland. Bei letzterem handelt es sich um den obersten Bereich des Bodens, der im Sommer jeweils auftaut, um im Winter wieder zu gefrieren.
Wie in anderen kontinentalen Regionen liegt auch in China die Erwärmungsrate über dem globalen Durchschnitt. Entsprechend nimmt auch die Häufigkeit von Hitzewellen zu. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des chinesischen Wetterdienstes die meisten sogenannten Höchsttemperaturereignisse seit Beginn der landesweiten Aufzeichnungen 1961. Der Hitze- und der Dürrerisikoindex haben im Jahr 2022 jeweils den höchsten Stand seit 1961 erreicht.
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Gleichzeitig nimmt der mittlere Niederschlag landesweit eher zu, insbesondere in Qinghai und der benachbarten autonomen Region Tibet, wobei es auch Regionen wie den Südwesten gibt, in denen die Regenfälle zurückgehen. Die Zahl extremer Niederschlagsereignisse und die durchschnittliche Intensität der in China an Land gehenden Taifune nehmen ebenfalls zu.
Ebenso macht sich der Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels – zuletzt 3,4 (+/- 0,4) Millimeter pro Jahr – in China deutlich bemerkbar. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn der Anstieg verteilt sich aufgrund von Strömungen, veränderten Masseverteilungen und anderen Faktoren recht unterschiedlich über die Weltmeere, wie eine Grafik der Universität von Colorado für die vergangenen 30 Jahre veranschaulicht.
Wie auch im globalen Mittel zeigt sich an den chinesischen Küsten seit 1980 ein beschleunigter Anstieg der Pegelwerte. Entsprechend erreichte 2022 der Meeresspiegel in den Gewässern der Volksrepublik seinen höchsten Stand seit 1980.
Schlechte Nachrichten auch von den Gletschern des Landes, die sich alle auf dem Rückzug befinden. Zum Teil geht dieses Schrumpfen sogar mit wachsender Geschwindigkeit vonstatten. Das ist besonders fatal, weil diese Eismassen von Bangladesch über Myanmar bis nach Thailand, Indochina und China selbst alle großen Ströme der Region speisen, womit weit über eine Milliarde Menschen von ihnen abhängen.
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Bleibt zu hoffen, dass diese Warnungen der chinesischen Meteorologen die Klimaschutzanstrengungen des Landes weiter beschleunigen. Immerhin hat Chinas Präsident Xi Jinping im September 2022 vor der UN-Generalversammlungen Chinas Selbstverpflichtung nachgebessert, in dem er sagte, man strebe nun eine Null-Emissionen-Wirtschaft bereits vor 2060 an.
Zuletzt hat er Anfang Juli die Behörden aufgerufen, der Minderung der Treibhausgasemissionen höhere Priorität einzuräumen. Abzuwarten bleibt, zu welchen Veränderungen in der Energiepolitik dies in den nächsten Monaten führt.
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