Wintereinbruch lässt Europas Gasvorräte schmelzen

Nahaufnahme einer Frau, die sich während kalten Wintertagen die Hände auf die Heizung erwärmt.

(Bild: DimaBerlin / Shutterstock.com)

Europas Erdgasvorräte sinken rasant. EU-Gasspeicher nur noch zu 75 Prozent gefüllt. Eisiger Januar könnte Reserven weiter aufzehren.

Die Erdgasvorräte in Europa schwinden in einem besorgniserregenden Tempo. Darüber hatte Telepolis kürzlich berichtet. Von Ende September bis Mitte Dezember sei das gespeicherte Gasvolumen um rund 19 Prozent gesunken.

Vom schnellsten Rückgang seit Beginn der Energiekrise vor drei Jahren war in diesem Zusammenhang die Rede. Doch damit dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein: Aktuelle Wetterprognosen zeigen, dass der Gasverbrauch im Januar deutlich ansteigen dürfte, wodurch sich die Gasspeicher noch schneller leeren dürften.

Gasreserven schmelzen dahin – Füllstände unter 75 Prozent

Aktuell liegen die Füllstände der EU-Gasspeicher bei rund 75 Prozent, berichtete kürzlich die Financial Times. Beim Statistik-Portal Statista sind die Daten bislang nur bis zum 15. Dezember abrufbar. Aber auch hier zeigt sich, dass die Füllstände deutlich niedriger liegen als in den Vorjahren.

Laut Statista waren die EU-Gasspeicher am 15. Dezember zu 77,91 Prozent gefüllt. In den beiden Jahren zuvor lagen die Füllstände mit knapp 85 und 89 Prozent deutlich höher. Erst Mitte Januar waren sie bis zum aktuellen Maß geleert.

Laut Experten könnte das Leeren der Speicher im Winter dazu führen, dass das Wiederauffüllen im nächsten Jahr schwieriger und teurer wird. An den Märkten werden für Gaslieferungen im Sommer 2025 bereits höhere Preise angesetzt als für Lieferungen im darauffolgenden Winter.

Wetterprognosen lassen Gasverbrauch explodieren

Dass der Gasverbrauch jetzt deutlich steigen dürfte, liegt am Wetter. Meteorologen sagen für den Januar eisige Temperaturen in weiten Teilen Europas voraus. Gegen Ende der Woche werden laut Bloomberg Tiefdruckgebiete durch Europa ziehen, was die Temperaturen purzeln lassen soll. Sie sollen etwa sechs Grad unter dem 30-Jahres-Durchschnitt liegen.

Laut Wetterdienst Maxar Technologies wird der Kälteeinbruch den ganzen Januar über anhalten. Er wird aber voraussichtlich in erster Linie Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Skandinavien treffen. In Spanien, Italien und Griechenland sollen die Temperaturen dagegen über dem langjährigen Mittelwert liegen.

In Paris könnten die Durchschnittstemperaturen Anfang Januar auf bis zu –1 °C sinken, sechs Grad unter dem normalen Niveau. Das würde den Heizbedarf um etwa 50 Prozent über das übliche Maß treiben, so der Bericht.

Auch für London und Berlin werden am Wochenende Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erwartet, rund sechs Grad unter dem 30-Jahres-Durchschnitt. Olivia Birch, Meteorologin bei Atmospheric G2, prognostiziert:

Nord- und Mitteleuropa könnten im Januar größtenteils auf der kühleren Seite des Normalen liegen, was auch von der Stärke des stratosphärischen Polarwirbels abhängen wird.

Die Wetterlage dürfte dann auch dafür sorgen, dass in einigen Teilen Europas die Stromerzeugung aus Windenergie zurückgehen dürfte. Matthew Dross, Meteorologe bei Maxar, warnt laut Bloomberg:

Relevante sub-saisonale Muster wie die negative Nordatlantische Oszillation Anfang Januar deuten auf das Risiko einer geringeren Windenergieerzeugung in Mitteleuropa, Südskandinavien und Großbritannien hin.

Die fehlenden Strommengen aus der Windkraft müssen dann vermutlich durch Gaskraftwerke ausgeglichen werden. Und das dürfte die Speicherstände ebenfalls belasten.