Trump: Besuch bei der Queen und Fehde mit Khan

Donald Trump spiegelt sich bei der Ankunft in London im Lack der Präsidentenmaschine. Foto: Weißes Haus.

Der US-Präsident empfiehlt der nächsten britischen Regierung, Nigel Farage und die Brexit Party an neuen Ausstiegsgesprächen mit der EU zu beteiligen

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Gestern traf der amerikanische Präsident Donald Trump zu seinem ersten Staatsbesuch im Vereinigten Königreich ein. Sein Aufenthalt im letzten Jahr war offiziell ein Arbeitsbesuch, der mit weniger Pomp and Circumstance verbunden ist.

Der Staatsbesuch begann nach der Landung der Präsidentenmaschine Air Force One in London mit Hubschrauberflügen in die US-Botschaft im Winfield House und in den Garten des Buckingham-Palasts, wo Prinz Charles und Herzogin Camilla Donald und Melania Trump entgegenkamen und das Präsidentenehepaar zu einer Veranda geleiteten. Auf dieser Veranda empfing die britische Königin Elizabeth II. den Staatschef der abtrünnigen Kolonien, der bei der Begrüßung sein Knie nicht beugte, wie der Boulevardpresse auffiel. Danach aßen die Staatsbesucher mit der Königin zu Mittag, legten in Westminster Abbey einen Kranz nieder, tranken Tee im Clarence-Haus und aßen zu Abend.

"Unbritisch" vs. "garstig"

Im Zeitalter des elektronisch unterstützten Multitaskings hatte Trump daneben noch Zeit, eine Fehde mit dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan fortzuführen, die bereits im letzten Jahr begonnen hatte. Damals hatte Khan auf Trumps Kritik an seiner Sicherheitspolitik hin noch gemeint, er sei "zu beschäftigt", um darauf zu reagieren. Erst ein Jahr später veröffentliche er im Guardian einen Gastbeitrag, in dem er verlautbarte, Trump den "roten Teppich auszurollen" sei "unbritisch", weil sich der US-Präsident in die Angelegenheiten des Vereinigten Königreichs einmische. Außerdem erinnere ihn Trumps "Sprache" an die "Faschisten des 20. Jahrhunderts".

Trump nahm das noch während seines Atlantikfluges dankbar auf und twitterte, Khan erinnere ihn an Bill de Blasio - "unseren sehr dummen und inkompetenten" Bürgermeister von New York. Der Londoner sei zwar nur halb so groß, erledige seinen Job ähnlich schlecht wie der New Yorker Bürgermeister und solle sich lieber auf die Verbrechen in seiner Stadt konzentrieren solle, statt zum Präsidenten des wichtigsten Verbündeten des Vereinigten Königreichs "garstig" zu sein. Damit erinnerte er daran, dass London New York im April 2018 bei der Zahl der Morde überholte (vgl. Tory-Parteitag in Birmingham).

Ratschläge zum Ausstieg aus der EU

Die Einmischung in Angelegenheiten des Vereinigten Königreichs, die Kahn Trump vorwarf, bezieht sich auf die Ratschläge des US-Präsidenten zum Ausstieg aus der EU. Dazu hatte Trump bereits im letzten Jahr gemeint, der von Theresa May angestrebte Brexit mit einer Warenfreihandelszone mit der EU würde ein neues britisch-amerikanisches Handelsabkommen "wahrscheinlich töten", weil die USA dann wieder mit Brüssel verhandeln müssten. Er hätte eine Brexit-Strategie "ganz anders" gestaltet und habe "Theresa May auch gesagt, wie man das macht, aber sie [habe] nicht auf [ihn] gehört", sondern das Gegenteil gemacht. Das sei jedoch "in Ordnung", denn sie sollte halt "verhandeln, wie sie es am besten kann".

Das machte May dann auch - und die Abgeordneten im britischen Unterhaus waren mit dem Ergebnis so unzufrieden, dass sie es drei Mal ablehnten. Weil May trotz dieser Niederlagen erst am 7. Juni zurücktritt, muss Trump morgen noch mit ihr als Regierungsempfangsdame vorlieb nehmen, obwohl er mehrmals deutlich machte, dass er ihren wahrscheinlichen Nachfolger Boris Johnson für den potenziell besseren Premierminister hält (vgl. "[Boris Johnson] wäre ein großartiger Premierminister").

Der Sunday Times sagte Trump außerdem, Johnson solle als Premierminister auch den Europawahlsieger Nigel Farage an neuen Brexit-Verhandlungen beteiligen, worauf hin ihn letzterer als "wahren Freund Britanniens" lobte. Verschiebt eine neue britische Regierung den Ausstiegstermin erneut, wird die Brexit Party Farages Warnung nach Kandidaten in allen 650 Wahlkreisen aufstellen und "die Überraschung bei der Europawahl bei der nächsten Parlamentswahl wiederholen".

Die drei jüngsten Umfragen zu Unterhauswahlen lassen diese Aussage nicht ganz unrealistisch erscheinen: Bei der Mail on Sunday führt die Brexit Party mit 26 vor Labour mit 22, den Tories mit 17 und den Liberaldemokraten mit 16 Prozent. Der Observer sieht die Brexit Party mit 24 Prozent auf Platz zwei nach Labour mit 26 und vor den Tories mit 20 und den Liberaldemokraten mit 16 Prozent. Die Times sieht dagegen die Liberaldemokraten mit 24 Prozent vor der Brexit Party mit 22 und Labour und Tories mit jeweils 19 Prozent Stimmenanteil. Diese von YouGov durchgeführte Aussage hält Farage allerdings für manipulatives "Fake Polling", weil seine Brexit Party hier nicht als vorgegebene Option zur Auswahl gestellt wurde.

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