Trump: Ich wusste immer, dass Putin klug ist
Der designierte Präsident lässt sich offensichtlich von der Kampagne gegen Russland nicht einschüchtern
Auf die Drohungen und Sanktionen des Weißen Hauses hatte der russische Präsident taktisch klug reagiert. Vermutlich hatte in Washington mit der Verhängung von Gegenmaßnahmen gerechnet, wodurch der Konflikt mit Russland vertieft worden wäre. Vor allem aber wäre damit Donald Trump in eine veritable Falle geraten und hätte seine beabsichtigte Annäherung an Russland nicht mehr umsetzen können.
Aber Trump und Putin setzen auf eine gewisse Versöhnung und auf eine Beendigung des transatlantischen Konflikts zwischen den USA und der Nato mit Russland, wobei allerdings schon die Türkei der Strategie durch die neuen Beziehungen zu Moskau einen schwerwiegenden Riss erzeugt hat. Der wurde noch durch die gemeinsame Initiative mit Moskau, Teheran und Damaskus vertieft, ohne Einbeziehung der USA einen Waffenstillstand für Syrien durchzusetzen. Die Obama-Regierung kann nur noch blamiert als Beobachter zuschauen. Aus Moskau wurde Obamas außenpolitisches Team in Reaktion auf Syrien und die verhängten Sanktionen auch schon mal als Stümper düpiert.
Putin hat sich auch nicht hinreißen lassen, was manche in Moskau forderten - oder zumindest so taten -, die amerikanischen Sanktionen mit gleicher Münze heimzuzahlen, wie er dies bei den Sanktionen aufgrund des Ukraine-Konflikts gemacht hatte. Damit konnte er Obamas Regierung letztlich der Lächerlichkeit preisgeben, noch schnell zum Amtsende von Obama gegen Moskau zu schießen. Er werde bei diesem Spiel nicht mitmachen, erklärte Putin süffisant, und gab sich besonders freundlich gegenüber den amerikanischen Diplomaten und deren Familien (Putin verzichtet vorerst auf Gegenmaßnahmen zu den US-Sanktionen).
Ob dieser geschickte Zug mit dem Trump-Team abgesprochen war, ist nicht bekannt. Trump selbst ließ sich aber lange Zeit, um auf die Verhängung der Sanktionen zu reagieren. Zunächst meldete er nur, dass er sich kommende Woche von Geheimdiensten über die Faktenlage informieren lassen wolle. Gestern Abend schoss er dann hämisch gegenüber der Obama-Regierung und deren Unterstützer auch in den Reihen der republikanischen Partei wieder einmal einen provokativen Tweet ab. "Great move on delay (by V. Putin) - I always knew he was very smart!"
Unterstützt wurde Trump etwa durch seinen Wahlhelfer Rudy Giuliani, Ex-Bürgermeister von New York, der die Sanktionen einerseits als "zu klein und zu spät" und andererseits als "fast dumm" bezeichnete. Nie habe ein Präsident seinem Nachfolger mehr Probleme geschaffen als nun Obama. Der habe 18 Monate Zeit gehabt, auf mutmaßliche russische Cyberangriffe zu reagieren, ohne dies zu machen. Die Geheimdienste seien unter Obama "politisiert" worden, was sie aber extrem unter Bush auch bereits waren. Trump solle, so Giuliani, an seinem ersten Amtstag seine Geheimdienstleute zusammenrufen, sich alle Informationen vorlegen lassen und dann entscheiden. Vermutlich auf dieses Interview in Foxnews reagierte Trump erneut, in dem er schrieb, Foxnews würden die Dinge richtig einschätzen, nicht aber CNN und NBCNews, die von den Russen zum Narren gehalten werden und keine Ahnung hätten.
Putin hatte auch deutlich gemacht, dass er auf Trump setzt, um die amerikanisch-russischen Beziehungen zu verbessern, die sich auf einem Tiefstand befinden. Trump scheint auch darauf zu bauen, aber es bleibt unklar, wie seine Devise "Make America great again" letztlich das Verhältnis zu Russland bestimmen wird, schließlich hat er schon angekündigt, die US-Streitkräfte zu verstärken, aber auch, die Atomwaffen auszubauen, nachdem Putin angekündigt hatte, die russischen Atomstreitkräfte weiter zu "modernisieren" (Putin und Trump kündigen Ausbau des Atomwaffenarsenals an).
Im wohl letzten Tweet des Jahres 2016 suchte Trump seine Gegner noch einmal bloßzustellen: "Happy New Year to all, including to my many enemies and those who have fought me and lost so badly they just don't know what to do. Love!" Es gelang ihm aber wohl nicht so souverän wie Putin, Trump musste seine Schadenfreude hervorkehren und lässt damit die Politik zu einem absurden Theater werden.