Trump-Trade befeuert Dollar-Boom: Währungsmarkt in Aufruhr
Der US-Dollar erreicht neue Höchststände. Hintergrund: der Sieg Donald Trumps. Wie dessen Handelspolitik die Weltwirtschaft erschüttern könnte.
Der US-Dollar ist am Abend der US-Präsidentschaftswahl auf den höchsten Stand seit Juli gestiegen. Händler setzten verstärkt auf die Rückkehr des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, dessen protektionistische Handelspolitik den Greenback beflügeln könnte. Das berichten Finanzmarktexperten.
Der Dollar-Spot-Index der Nachrichtenagentur Bloomberg, der die Entwicklung des US-Dollars misst, legte um 0,9 Prozent zu. Grund war laut Beobachtern eine starke Nachfrage nach dem Dollar als sicherer Hafen sowie Wetten auf Trumps mögliche Politik niedriger Steuern und hoher Zölle.
Was ein starker US-Dollar für Deutschland bedeutet
Ein starker US-Dollar könnte auch Deutschland wieder in Bedrängnis bringen. Die Kosten für Importe aus den USA steigen mit der Aufwertung des Dollars. Laut einer Analyse der Landesbank Baden-Württemberg betrifft dies vor allem Rohstoffe und Vorprodukte, die häufig in Dollar gehandelt werden.
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Für Deutschland, das auf solche Importe angewiesen ist, könnten die Produktionskosten steigen und die Inflation könnte hier weiter angeheizt werden. Dies stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Margen zu halten und zugleich Preiserhöhungen für Verbraucher zu vermeiden.
Investoren tendieren dazu, ihr Kapital in Märkte mit höheren Renditen zu lenken. Ein starker US-Dollar könnte daher, insbesondere bei höheren Zinsen in den USA, einen Kapitalabfluss aus der EU bewirken.
Deutsche Bank prognostizierte früh starken Dollar
Die Deutsche Bank hatte schon früh prognostiziert, dass der US-Dollar im Verlauf dieses Jahres stark bleiben könnte, was Investitionen in Europa erschweren und den Dollar als sicheren Hafen bei geopolitischen Unsicherheiten positionieren würde. Der offensichtliche Sieg Trumps dürfte diesen Trend noch verstärken.
Diese Entwicklungen bedeuten jedoch nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen. So könnten sich beispielsweise Exporte in Länder außerhalb der USA verbessern, wenn der Euro gegenüber anderen Währungen schwächer wird. Zudem könnten sich Investitionsmöglichkeiten innerhalb Europas ergeben, wenn Kapital aus risikoärmeren Anlagen gesucht wird.
Bloomberg jedenfalls zitierte in der Wahlnacht den Finanzmarktexperten Carter Johnson, dem zufolge der knappe Wahlausgang die Volatilität an den Märkten erhöht. Händler versuchten abzuschätzen, welche Auswirkungen ein Sieg Trumps haben könnte, dessen Zoll- und Steuersenkungspläne den Welthandel durcheinanderbringen und möglicherweise den Inflationsdruck in den USA anheizen würden.
Trump-Trades: Massive Investitionen aus Hedgefonds
Hedgefonds und andere Händler bereiteten sich den ganzen Oktober über durch sogenannte "Trump-Trades" auf diese Situation vor, indem sie massiv in den Dollar investierten. Andere Währungen wie der mexikanische Peso gerieten hingegen unter Druck. Erst das starke Abschneiden von Vizepräsidentin Kamala Harris in einigen Umfragen kehrte diese Entwicklung in dieser Woche teilweise um.
Von Yen bis Peso herrschte an den Devisenmärkten eine erhöhte Volatilität, während die Auszählungsergebnisse genau beobachtet wurden. Ein Maß für die erwartete nächtliche Schwankungsbreite des Dollar-Yen-Paares erreichte den höchsten Stand seit Juli 2023 und übertraf damit die Ausschläge bei den US-Wahlen 2016 und 2020.