Trump droht Nordkorea mit "Feuer und Zorn, wie es die Welt noch nicht gesehen hat"
Atomwaffenarsenal sei stärker als jemals zuvor, so Trump. Mit wechselseitigen Drohgebärden, Raketentests und Militärübungen eskalieren Kim Jong-un und Donald Trump den Konflikt
Nachdem Nordkoreas Militär gedroht hatte, den US-Stützpunkt in Guam im Falle einer Bedrohung mit einer Atomrakete anzugreifen, griff US-Präsident Donald Trump rhetorisch zur Kriegsandrohung. Obgleich sich bis auf die Erkenntnis, dass Nordkorea tatsächlich über funktionsfähige Langstreckenraketen verfügen könnte, die mit ebenso funktionsfähigen kleinen Atomsprengköpfen bestückt werden können (Nordkorea soll tatsächlich über einsatzfähige atomare Langstreckenraketen verfügen), im Muskelspiel von Kim Jong-un und Donald Trump nicht viel verändert hat, sind die amerikanischen Medien aufgeschreckt bzw. wittern ein Medienspektakel.
Kim Jong-un und Donald Trump scheinen sich gefunden zu haben. Sie lieben große Worte und Gesten, die Weltöffentlichkeit dürfte beiden nicht zutrauen, dass sie durch unbedachtes Hochspielen einen Konflikt verursachen könnten, der in einem atomaren Schlagabtausch zu enden droht. In Guam sind 6000 US-Soldaten stationiert.
Nordkoreas Drohung ist eine Reaktion auf die Verlegung von B-1B-Langstreckenbombern, die mit Atomwaffen bestückt werden können oder dies sind, nach Guam, wo sie an Militärmanövern teilnehmen, und auf die jüngsten amerikanischen Raketentests. Man schaukelt sich hoch. Schließlich hatte erst am Samstag Trumps Sicherheitsberater McMaster wieder einmal davon gesprochen, dass die USA sich auch auf eine militärische Option vorbereiten, während Außenminister Tillerson noch vor ein paar Tagen zu beruhigen suchte und gegenüber Nordkorea sagte: "Wir sind nicht euer Feind." Man habe kein Interesse an einer militärischen Auseinandersetzung.
Das nodkoreanische Militär warnt, man könne auch präventiv zuschlagen, wie es die USA androhen. Verwiesen wird auf den angeblichen US-Plan, Spezialeinheiten nach Nordkorea zu schicken, um die Führung zu töten ("köpfen"). Das würde zu einem Desaster führen, weil Nordkorea die beste Armee von Spezialeinheiten der Welt habe. Krieg sei kein Spiel, heißt es von Nordkorea, man könne das Territorium der USA mit den Atomraketen erreichen, präventiv würde man aber die US-Stützpunkte im Pazifik angreifen.
Trump hält von solchen diplomatischen Versuchen wenig. Jetzt donnerte er auf seinem Golfplatz angesichts der Drohung heraus, dass Nordkorea mit "Feuer und Zorn, wie es die Welt noch nicht gesehen hat", rechnen müsse, wenn es die USA bedrohen sollte. Nun wird gerätselt, ob demnächst mit einem amerikanischen Militärschlag gerechnet werden muss und was die Folgen sein könnten. In Hawaii und Alaska bereitet man sich schon länger auf die Gefahr eines Angriffs vor. Allerdings dürfte es sich auch dieses Mal wieder um einen Donner handeln, der eher unüberlegter Ausdruck von Ratlosigkeit ist als eines Plans.
Update: Und auf Twitter schob er noch einmal nach, damit die Welt richtig versteht, was er mit "Feuer" wohl gemeint hatte. Es sei seine erste Anordnung nach Amtsantritt gewesen, das Atomwaffenarsenal zu modernisieren und erneuern: "Es ist nun viel stärker und viel mächtiger als jemals zuvor." Wie das innerhalb von sechs Monaten gehen soll, wird sein Geheimnis bleiben. In einem zweiten Tweet fügte er hinzu, er hoffe, dass man diese Macht niemals einsetzen müsse, "aber es wird niemals eine Zeit geben, in der wir nicht die mächtigste Nation der Welt sind!"
Südkorea versucht derweilen, die Wogen zu beruhigen und weiter den angestrebten Dialog mit Pjöngjang zu verfolgen. Ein anonym bleibender Sprecher des Präsidialbüros Cheong Wa Dae erklärte, Nordkoreas Drohung könne viele Absichten haben, aber es gehe nicht um eine Eskalation des Konflikts. Er sagte der Nachrichtenagentur Yonhap, Korea sei nicht mit einer unmittelbaren Krise konfrontiert. Die Situation sei ernsthaft wegen der wiederholten Provokationen, man arbeite daran, das Problem der Raketen und Atomwaffen "fundamental" zu lösen: "Und wir arbeiten mit dem Glauben, dass die Möglichkeit sehr groß ist." Die Situation müsse man in eine Chance verwandeln. Nordkorea müsse sehen, dass sich seine Position verschlechtert.
Das mag Wunschdenken sein, freilich wäre Südkorea bei einem militärischen Konflikt unmittelbar bedroht, zudem ist die neue politische Führung in Südkorea angetreten, eine politische Lösung mit Nordkorea zu finden und sich weniger auf militärische Drohungen, denn auf Dialogangebote zu stützen. Das wies Nordkorea bislang zurück und fordert zuerst einen Rückzug der amerikanischen Truppen von der Halbinsel.