Trump droht der Türkei mit Sanktionen
Seite 2: Die Gülen-Bewegung - ein Werkzeug der CIA?
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Aus der Sicht der türkischen Regierung ist schon die Wahl des Exils des Gründers der mächtigen und finanzstarken Gülen-Bewegung in Pennsylvania negativ zu bewerten. Nicht nur regierungsnahe Kreise in Ankara haben deshalb den Verdacht geäußert, Gülen koordiniere seine globalangelegten Aktivitäten mit der CIA.
Besonders nach den Kommunalwahlen Anfang 2014, die seine AKP erfolgreich bestritten hatte, ließ Erdoğan seinem cholerischen Temperament freien Lauf. "Dieser Mann aus Pennsylvania und das Kapital, das ihm nahesteht, [hätten] sich am türkischen Volk versündigt", schnaubte er in die Mikrofone. Kurz darauf setzten die Repressionen ein. Aufgrund angeblicher oder tatsächlicher Steuervergehen begannen die Behörden gegen Gülen-Holdings zu ermitteln. Alle Bildungsstätten der Bruderschaft wurden überwacht, wenn nicht sogar geschlossen, obwohl diese bei der Bevölkerung angesehen waren.
Grund hierfür waren abgehörte Telefonate von Erdoğan und seiner Familie, die auf zwielichtige Weise an die Öffentlichkeit gelangten und das militärische Engagement der Türkei in Syrien betrafen. Flankiert von uralten Kalifatsträumen hatte Erdoğan die Türkei fahrlässig in die Abgründe der politischen Verwerfungen der arabischen Nachbarschaft begeben.
Dadurch kam es zwischen Washington und Ankara zu Verstimmungen und Irritationen, die sich bis heute hinziehen und einem neuen Tief entgegengehen.
Spannungen zwischen Ankara und Washington
Lange Zeit war man in Washington um Zurückhaltung bemüht. Man wollte die innenpolitischen Zustände in einem der wichtigsten NATO-Staaten nicht kommentieren. Seit damals aber begannen die westlichen Medien innenpolitische Ereignisse in der Türkei hochzuspielen. Nicht etwa den jahrzehntelang tobenden Konflikt in den kurdischen Ostgebieten, sondern die Demonstrationen zur Rettung des Gezi-Parks in Istanbul, welche zu einem Volksaufstand aufgebauscht wurden.
Der Clash zwischen den USA und der Türkei gipfelte dann in der Forderung Erdoğans, den ältlichen Führer und Gründer der Fethullah Bruderschaft auszuweisen und den türkischen Behörden zu übergeben. Obama kam diesem Ansinnen nicht nach - und der Streitfall führte zu einer anhaltenden Verschlechterung der türkisch-amerikanischen Beziehungen.
Washington war und ist sich bewusst, dass die Türkei zu mächtig und geopolitisch zu bedeutend ist, um deren NATO-Mitgliedschaft in Frage zu stellen. Ein Regime-Change könnte daher aus Sicht der zuständigen Dienste in Washington die bessere Alternative sein.
Im Sommer 2016 kam es dann zum Putsch in der Türkei, welche von der Regierung niedergeschlagen wurde. Regierungschef Erdoğan wütete wie ein Racheengel unter seinen Feinden. Besonders traf es das Gülen-Netzwerk, dessen Gründer er umgehend für das Geschehen verantwortlich machte.
Was nun Pastor Andrew Brunson und sein Schicksal betrifft: Dieser Fall ist als ein weiterer Schritt in Richtung Entfremdung zwischen Ankara und Washington zu betrachten, unabhängig von seinem Ausgang. Die Tatsache, dass Washington wichtigen NATO-Mitgliedern mit Sanktionen droht, zeigt, wie marode, wie orientierungslos, ja wie überflüssig dieses einst so mächtige Bündnis inzwischen ist.
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