Trump und Putin: Verhandlungen über Syrien

Seite 2: "Die Zweiteilung"

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Es gebe die Wiedereroberung von Gebieten in der Provinz al-Suweida und im (Nord-)Osten Daraas, die keine großflächigeren Probleme mache, da sie - anscheinend, bzw. nach Informationen Magniers - zwischen Russland und den USA besprochen wurde. Weswegen der Widerstand, auf den der syrische Vormarsch stößt, auf keine für die spezielle Operation von außen unterstützte Widerwehr trifft.

Schaut man sich die detaillierte, dennoch knapp gefasste Schilderung der Eroberungen der syrischen "Tiger-Forces", der "Republikanische Garde" und anderer Einheiten mit starker Unterstützung der russischen Luftwaffe an, wie sie vom Reporter Danny Makki in Kurzmitteilungen überliefert wird, so wird die "Zweiteilung" auf Karten deutlich sichtbar.

Die Erfolge der Offensive sind aus der Sicht der syrischen Regierung die Eroberung wichtiger Bastionen wie Busra Al-Harir, von Gebieten wie Al-Lajat und der Beginn von Verhandlungen mit militanten Gegnern. Die Kritik an Angriffen mit zivilen Opfern - wie sie auf sozialen Netzwerken unter den Erfolgsmeldungen platziert werden, ohne dass die wie immer grausigen Fotos von Kinderopfern eindeutig zeigen, woher sie stammen -, spiegelt sich diesmal noch nicht in großen oder auffallenden Berichten von Leitmedien wieder.

Dass es eine Offensive in Daraa gibt, war kurz Medienthema, weil der Ort als Ursprung der Auflehnung gegen die Assad-Baath-Herrschaft gilt und daher symbolisch wichtig ist, aber daraus ist keine größere öffentliche Aufmerksamkeit entstanden. Das könnte sich ändern, wenn es um den "zweiten Teil" der Offensive geht, um Quneitra und das Gebiet in der Nähe zur Grenze zu Israel und um die Situation bei den von Israel besetzten Golanhöhen.

Eine Pufferzone mit Dschihadisten?

Dafür brauche es die Abstimmung zwischen Trump und Putin, schreibt Magnier. Als heikel für die Zone könnte sich der Umgang "IS und al-Qaida" erweisen. Magnier geht, wie erwähnt, davon aus, dass Israel einen großen Vorteil darin sieht, dass die Dschihadisten im Grenzgebiet eine Art Pufferzone bilden, die die Macht Baschar al-Assads begrenzen und sich zwischen Israel und den schiitischen Verbündeten Assads stellen.

Sicher ist, die alte Pufferzone gilt nicht mehr: Die früher über Russland ausgemachte und vermittelte Deeskalationszone, die "Mindestsabstände" schiitischer Milizen, die mit Iran verbunden sind, allen voran der Hizbollah, zur israelischen Grenze bestimmten, ist aktuell nicht mehr relevant.

Zeichen dafür ist die Offensive Bashar al-Assads zur Rückgewinnung des ganzen Landes. Die Interessenssphären und die Abgrenzungen stehen zur Neuformulierung an. Zuvor hatte Israel mit Angriffen auf syrischem Terrain wohl mit dafür gesorgt, dass die syrische Regierung mit einem neuem Blick auf die Golanhöhen schaut.

Es zeigt sich, dass al-Assad im Gegensatz zum Eindruck, den Putin in Gesprächen mit dem israelischen Premierminister Netanjahu der westlichen Presse vermittelte, keine Rücksichten auf israelische Interessen am Golan nehmen will. Man will vorrücken.

Was passiert dann mit den dschihadistischen Milizen?, fragt Magnier. Russlands Einsatz in Syrien sei davon bestimmt, dass Moskau diese Terroristen-Gruppen bekämpft.

Eine ähnliche Spannung gilt für den östlichen Teil des syrischen Südens, bei al-Bukamal, wo die USA Militärberater bei Proxygruppen haben und französische Spezialtruppen stationiert sind. Auch dort gibt es eine starke Präsenz des IS, die sich einer Rückeroberung des Terrains entgegenstellen, was, um es so zu formulieren, nicht unbedingt dem Interesse der USA oder Frankreich entgegenläuft.

Da dort schiitische Milizen, die zu den Hashd al-Sha’bi und damit zu den irakischen Sicherheitskräften gehören, präsent sind, diese aber den Interessen der syrischen Regierung näherstehen, hat sich auch dort eine Eskalationszone aufgebaut (siehe: USA beunruhigt über "syrische Aktivitäten im Süden Syriens").