Trumps strategischer Berater: "Die Medien sind die Oppositionspartei"

Donald Trump sieht sich im "Krieg mit den Medien", Stephen Bannon meint, die Mainstreammedien sollten den Mund halten und zuhören

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Stephen Bannon, ehemals Chef der rechten Website Breitbart.com, die Donald Trump im Wahlkampf puschte, während Washington Post, New York Times, CNN oder andere liberale Medien sich auf die Seite von Clinton stellten, wurde zum Strategen im Weißen Haus ernannt. Inwiefern Bannon Trump wichtige Tipps gegeben hat, ist nicht klar, vielleicht erhielt er den eher randständigen Posten aus Dankbarkeit. Deutlich aber ist, dass sich Bannon und Trump in ihrer Verachtung der Trump-kritischen Medien oder in ihrem Hass auf diese gefunden haben.

Trump hatte erst bei seinem Versöhnungsbesuch im Hauptquartier der CIA erklärt, er führe einen "Krieg mit den Medien", Journalisten gehören für ihn zu den "unehrlichsten Menschen der Welt". Offenbar verspricht er sich auch als Präsident Vorteile, gegen die großen Medien anzutreten und deren Journalisten zu schneiden und zu verhöhnen, die für ihn wohl auf der Seite der von ihm gegeißelten Eliten stehen, die Washington und die öffentliche Meinung beherrscht haben. Trumps Pressesprecher drohte Medien, die angeblich falsche Zahlen und Bilder über die Zuschauerzahl bei den Antrittsfeierlichkeiten des Präsidenten veröffentlicht haben, mit Konsequenzen. Trumps Sprecherin hat sich schon damit hervorgetan, dass sie gegenüber den Berichten der Medien auf "alternative Fakten" verwiesen hat.

Es geht ganz offensichtlich um einen Kampf um die Wahrheit (der sich auch in Europa abspielt, wo Regierungen Wahrheitsbehörden einrichten und dafür sorgen wollen, dass nur die richtigen Informationen verbreitet werden, aber nicht die falschen Medien und deren Fake News). Bei diesem Kampf geht es nicht in erster Linie um Inhalte, sondern um die Medien, die Informationen verbreiten, also beispielsweise um Breitbart.com, Drudgereport.com oder FoxNews gegen CNN, Washington Post oder New York Times - oder Informationen, die über soziale Netzwerke verbreitet werden, gegen solche, die von etablierten Medien und Nachrichtenagenturen in die Welt geschickt werden.

Bannon hat in einem Interview das Kampffeld, das möglicherweise nicht nur Donald Trump, sondern sein ganzes Team abstecken will, noch einmal provokativ klar gemacht. Die Medien seien durch den Wahlausgang "gedemütigt" worden, weil sie ihn nicht vorausgesehen hätten. Wobei er nicht sehr klar ist, wen oder was er mit "den Medien" meint, auch wenn er einmal von "Mainstreammedien" spricht. Die Unklarheit scheint darauf abzuzielen, die so genannte vierte Macht, also die von der Regierung unabhängigen und kritischen Medien als Lügenpresse darzustellen und zu desavouieren: "The media has zero integrity, zero intelligence, and no hard work."

Die Kritik an einseitiger Berichterstattung in manchen Fällen, auch die an der tatsächlich parteiischen Berichterstattung im Wahlkampf und danach gegen Trump wird umgemünzt auf ein pauschales Misstrauen gegenüber "den Medien". Allerdings sät Trump selbst über dieses Misstrauen hinaus auch das gegen alle Elemente der vermeintlichen Elite, also gegenüber den Parteien, den Politikern, dem Kongress, den früheren Regierungen …, um als der große Erlöser und Befreier aufzutreten, der direkt für das Volk und die bislang Ausgeschlossenen spricht und auch deswegen keine Medien, also keine Vermittler, benötigt.

Bannon bezeichnet "die Medien", nicht die Demokratische Partei, schlicht als eine "Oppositionspartei": "Die Medien sollten verwirrt und gedemütigt sein und ihren Mund halten und erst einmal nur zuhören", verordnet er. Zuhören sollen sie, sagt der Medienmensch, der mit Breitbart.com kein aufklärendes, sondern ein manipulierendes geführt hat, vergleichbar den russischen Auslandsmedien, aber auch den anderen staatlichen Auslandsmedien des Westens und anderer Staaten. Neben Radio Free Europe/Radio Liberty, Voice of America, BBC, Deutsche Welle, France 24, RT, Sputnik, Al-Jazeera, Al-Arabiya, Press TV, China Today oder anderen Auslandssendern etablieren sich immer Medien, die konsequent einseitig für eine bestimmte Seite berichten und damit die Kakophonie und das Lagerdenken verstärken.

"Die Medien hier sind die Oppositionspartei", sagte Bannon. "Sie verstehen dieses Land nicht. Sie verstehen noch immer nicht, warum Donald Trump der Präsident der Vereinigten Staaten ist." Daraus kann man schließen, dass eine kritische Distanz zu Trump auch eine Distanz zum "Land" ist, Kritik wird zur Opposition, also zum politischen Gegner, und ist kein substantieller Teil der demokratischen Öffentlichkeit mehr.

Paradoxerweise verbreitet die New York Times die Stimme von Bannon, während Breitbart.com daraus zitiert, was auch bedeutet, dass Bannon sehr wohl weiß, dass die großen Medien nicht so sehr Lügenpresse sind, wie er - und Trump - sie darstellt.

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