Türkei ernennt Provinzgouverneur für Teile Nordsyriens
Seite 2: Ein türkischer Provinzgouverneur in Nordsyrien
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Weitgehend unbeachtet in den europäischen Medien blieb eine Aussage Erdogans vor einer Versammlung türkischer Ortsvorsteher. Dort gab er die Ernennung eines türkischen Provinzgouverneurs für Nordsyrien bekannt. Dieser solle jenes Gebiet im Norden Syriens verwalten, das unter türkischer Kontrolle stehe, schreibt der Tagesspiegel am Donnerstag. Gemeint ist damit das ca. 2.000 Quadratkilometer große Gebiet um Jarablus und Al Bab bis nach Al Rai.
Es ist nicht das erste Mal, dass Erdogan einen türkischen Gouverneur für den Nachbarstaat ernennt. 2013 setzte er Veysel Dalmaz als "Koordinator" für die Angelegenheiten syrischer Flüchtlinge ein. Der Amtssitz befand sich allerdings damals auf türkischem Territorium im grenznahen Gaziantep. Mittlerweile befindet sich Dalmaz wegen angeblicher Mitgliedschaft der Gülen-Bewegung in Haft.
Syrer und türkische Oppositionelle warnten schon damals vor Erdogans neo-osmanischen Plänen: Eine "osmanische Besatzung" in Syrien müsse verhindert werden. Syrien sei keine türkische Provinz.
Gegenüber dem Pentagon-Chef Mattis machte Erdogan bezüglich Nordsyriens eine klare Ansage: Sein Land werde es niemals zulassen, dass in Syrien ein (kurdischer) "Terrorkorridor" entstehe, sagte er in der Zeitung Hürriyet. Gemeint sind die Bestrebungen der Demokratischen Föderation Nordsyriens, die Kantone Afrin und Kobane zu verbinden, um das Embargo, dem der Afrin unterliegt, zu durchbrechen. "Unsere Entschlossenheit hinsichtlich Afrin bleibt."
Afrin, so der türkische Präsident, sei "eine sehr wichtige Region". Seit Wochen zieht die türkische Armee mehrere tausend Soldaten mit Panzern und Artillerie nördlich von Afrin beim Grenzort Kilis zusammen. Täglich gibt es von türkischer Seite aus Angriffe auf den Kanton, mit verletzten und getöteten Zivilisten. Bislang hat Erdogan noch nicht den Einmarschbefehl gegeben. Noch scheint er auf die Zustimmung Russlands zu warten. Bleibt abzuwarten, was das Ergebnis des Gesprächs mit dem russischen Generalstabschef ist.
Ein Einmarsch in Afrin stößt unterdessen selbst bei einigen FSA-Verbänden, die mit der Türkei kooperieren, nicht auf Gegenliebe. "Afrin ist eine rote Linie", erklärte unlängst der kurdische FSA-Kommandant Mahmoud Khalo. Liwa Ahfad Salaheddin, war die einzige kurdische Miliz in der FSA. Khalo erklärte am 3. Juli auf Facebook, seine Miliz würde nicht an einer militärischen Aktion gegen Afrin teilnehmen. Daraufhin stürmten andere FSA-Einheiten deren Stützpunkt und konfiszierten alle Fahrzeuge und Waffen. Khalo selbst wurde am 14. Juli verhaftet.
Ihm wurde Zusammenarbeit mit al-Qaida und der kurdischen demokratischen Unionspartei PYD vorgeworfen. Nach seiner Freilassung erklärte Khalo, er sei zwar gegen die PYD, aber ein Angriff auf Afrin sei ein Angriff auf das kurdische Volk. Im Falle eines Angriffs würden selbst diejenigen Kurden, die in Afrin Gegner der PYD sind, mit ihr den Kanton verteidigen. Keiner wolle eine türkische Besetzung dieses Kantons.