Twitter macht nicht nur Spaß

Mit 140 Zeichen lässt sich viel sagen

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Man mag es oder man mag es nicht. Und was das Ganze eigentlich soll, weiß keiner so genau. Dennoch nutzen immer mehr Twitter und sammeln dort sogenannte Follower, mit denen sie dann bisweilen sogar Follower-Partys veranstalten.

Doch wer anderen erklären möchte, was Twitter ist, der hat so seine Probleme. Und schlägt am besten bei Wikipedia nach:

Angemeldete Benutzer können dort SMS-ähnliche Textnachrichten, die sogenannten "Updates" oder "Tweets" (maximal 140 Zeichen), über verschiedene Dienste versenden. Diese Nachrichten werden anschließend an alle Benutzer verteilt, die sich für das jeweilige Thema, den Autor oder die Gruppe akkreditiert haben.

Twitter ist also im Gunde nichts anderes als ein soziales Netzwerk, über das man ständigen Kontakt halten kann zu anderen Nutzern, also zu seinen „Follower“. Und es macht oft viel Spaß, deren witzige oder herrlich alberne Sprüche zu lesen. Sprüche, die seit kurzem auf der Seite Twitkrit literaturkritisch analysiert werden – zum Glück augenzwinkernd. Dass man mit Twitter auch Netzkunst produzieren kann, beweist dagegen das Projekt Twistori, das die täglichen Tweets nach sechs Wörtern scanned und das Ergebnis dann auf seiner Seite fortlaufend auflistet:

i love the forest music in Chrono Trigger.
i love Duffy !
i love the nice weather, hope weekend with kids will be good
i love a good complimentayr breakfast....but it has to be good and this is!

Inzwischen ist dieser erst vor zwei Jahren gegründete Service so populär geworden, dass kürzlich die „Deutsche Welle“ auf ihrer Webeite die Frage stellte: „Twitter – Bald wichtiger als E-Mails?“. Kein Wunder also, dass mittlerweile auch klassischen Medien auf den Zug aufgesprungen sind, um dort mit kurzen Schlagzeilen für ihre Online-Seiten zu werben. Mit von der Partie sind bei Twitter unter anderem die BBC, die „New York Times“ mit gleich mehreren Kanälen, Bild.de und Welt Kompakt. Wobei der zuständige „Welt“-Schreiber vor allem kurze Einblicke in den Alltag seiner Redaktion liefert oder Vorgänge komisch kommentiert: „Promi-Dinner auf RTL II. Lukas Hilbert hat ein MacBook in der Küche. Mahlzeit.“

Und vor einigen Wochen tauchte bei Twitter plötzlich auch die Hamburger Morgenpost (Mopo) auf mit erstaunlich kritischen Bemerkungen über den eigenen Verlag. Anlass war der Streit über drohende Sparmaßnahmen, der nun, wie sich alsbald herausstellte, von einem anonymen Mitarbeiter des Hauses über Twitter kommentiert wurde. Manchmal recht blumig: „Der erste Sturm ist abgeflaut und trotz des sonnigen Wetters zieht bereits ein zweiter heftiger Wind auf, der heute einiges aufwirbeln wird.“ Oder einfach mit einem Link: „Da die MOPO selber nicht darüber berichten darf, verweisen wir stattdessen auf snurl.com/23xai.“

Aber auch im US-Vorwahlkampf wird Twitter genutzt. Beispielsweise von Hillary Clinton und Barack Obama. Und schaut man sich deren Twitter-Seiten an, dann hat Obama die Wahl längst gewonnen. Die kurzen Nachrichten seines Teams werden nämlich von mehr als 26.700 Leuten gelesen, die vom Clinton-Team nur von rund 3.400. Eindeutiger geht es wohl nicht. Doch dafür gibt es Clinton immerhin auch als Parodie: „Don't vote for me; Obama is so much cuter.“

Und sogar ein gewisser Herr Schaeuble twitterte eine Zeitlang mürrisch über die Gefährder dieser Welt:

Man kommt gar nicht mehr nach bei all den Fundamentalisten. Jetzt auch noch die Christen!

Doch dann, vor etwa fünf Monaten, hatte er sein Ziel erreicht:

Vorratsdatenspeicherung durchgesetzt. Kann ich abhaken. Höre mit dem Twittern ab sofort auf.

Aber leider nur mit dem Twittern.