US-Autobauer Tesla bekennt sich in China zu sozialistischen Grundwerten

Tesla bekennt sich zu sozialistischen Grundwerten.

Tesla bekennt sich in China zu sozialistischen Grundwerten – auch um seine Marktposition zu behalten.

(Bild: Blomst, Pixabay)

Der Preiskampf der Hersteller von Elektroautos in China ist vorerst beendet. Tesla unterzeichnet eine entsprechende Übereinkunft mit Konkurrenten. Das sind die Hintergründe.

Der Preiskampf unter den Herstellern von Elektroautos scheint vorerst beendet zu sein. In einem gemeinsamen Schreiben verpflichten sich Tesla und chinesische Hersteller, die "sozialistischen Grundwerte" zu stärken und einen fairen Wettbewerb auf dem chinesischen Automarkt zu führen. Die Financial Times berichtete am Donnerstag darüber.

Tesla und sein größter chinesischer Konkurrent BYD gehörten zu den 16 Autoherstellern, die sich demnach in einem gemeinsamen Brief verpflichteten, den Wettbewerb fair zu gestalten. Der Brief wurde auf einer Automobilkonferenz in Shanghai unterzeichnet.

Dieser Schritt signalisiert einen vorläufigen Waffenstillstand zwischen den führenden Herstellern von Elektrofahrzeugen auf dem weltweit größten Automarkt.

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Der Preiskampf zwischen den Elektrofahrzeugherstellern begann, als Tesla im vergangenen Oktober die Preise für seine Modelle Model 3 und Model Y senkte, um der wachsenden Konkurrenz auf dem chinesischen Markt entgegenzutreten.

Tesla und das von Warren Buffett unterstützte Unternehmen BYD haben von diesem Preiskampf profitiert und ihre Verkäufe auf Kosten kleinerer Konkurrenten und einiger ausländischer Marken gesteigert. Beide Unternehmen verzeichneten im zweiten Quartal Rekordumsätze.

Der chinesischen Regierung wurde der ruinöse Wettbewerb aber offenbar zu bunt. Das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hatte deshalb auf die Übereinkunft gedrängt. Ein leitender Beamter des Ministeriums sagte laut Financial Times, Chinas Autoindustrie müsse "rücksichtslose" Preissenkungen vermeiden.

Auf die Preisgestaltung beschränkt sich die Übereinkunft nicht, sondern stärkt auch die Position der Autokäufer. Die Unternehmen verpflichten sich laut Finanzdienst Bloomberg etwa, keine übertriebene oder falsche Werbung zu nutzen, um Kunden zu gewinnen. Außerdem sollen die Kunden in den Mittelpunkt gerückt werden, indem ihr Leben mit hochwertigen Produkten und Dienstleistungen verbessert werden.

Zu den "sozialistischen Grundwerten", zu denen sich Elon Musk nun bekennt, gehören demnach die aktive Wahrnehmung sozialer Verantwortung, aber auch die Aufrechterhaltung eines stetigen Wachstums. Dazu gehören auch die Stärkung des Vertrauens und die Vermeidung von Risiken.

Elon Musk versucht mit der Übereinkunft den Spagat zwischen neoliberalen Geschäftspraktiken und sozialer Verantwortung. Dass er sich jetzt zur letzteren bekennen musste, hat nicht nur mit dem Regierungsstil in China zu tun, sondern auch mit der Bedeutung des chinesischen Marktes für Tesla. Etwa ein Drittel des Jahresumsatzes generiert Tesla in China.

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Von Kritikern der chinesischen Regierung wurde Musk auch sofort gescholten. Yaqiu Wang, leitende China-Forscherin bei Human Rights Watch, sagte laut Financial Times, dass die Übereinkunft das Ansehen von Tesla untergrabe. "Die Nichteinhaltung der ‚sozialistischen Grundwerte‘ wurde von den Behörden häufig dazu benutzt, regierungskritische Äußerungen zu bestrafen", sagte sie.

Tesla könnte sich mit dem Unterschreiben der Übereinkunft neue Geschäftsfelder eröffnet haben. Das Unternehmen hofft darauf, von den chinesischen Behörden die Genehmigung für neue Selbstfahrfunktionen in seinen lokal hergestellten Autos zu erhalten. Laut Financial Times ist das wichtig, um im umkämpften chinesischen Markt weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben.

Der Autobauer könnte allerdings im Westen auch zunehmend zum Ziel antichinesischer Aktivisten werden. Konzerne wie HSBC und Nike hatten deren Kampagnen zuvor schon zu spüren bekommen. Ob sich Tesla und Musk davon beeindrucken lassen, wird sich zeigen.

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