US-Geheimdienste: Wie stark geht es um die Wahrung wirtschaftlicher Interessen?
Seite 2: Hintertüren von US-Geheimdiensten?
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Wrays Befürchtungen sind also nicht neue, möglicherweise weiß er auch aus eigener Erfahrung, was damit möglich ist. Schon lange wird vermutet, dass amerikanische Geheimdienste Hintertüren in Produkte amerikanischer Hersteller einbauen ließen, was über die Ausspähung von Systemen und das Offenhalten von Sicherheitslücken oder Hack- und Lauschprogramme von CIA und NSA hinausgeht (Peinlicher Fehler deckt die Unterwanderung von Windows durch die NSA auf, Nur die NSA kann zuhören, das ist OK). Die Vermutung ist, dass die NSA auch Hintertüren in Chips und andere Hardware von amerikanischen Herstellern hat einbauen lassen.
Bekannt ist, dass solche Hintertüren in Verschlüsselungschips geplant waren. Das war der Fall beim sogenannten Clipper Chip in den 1990er Jahren. Der von der NSA mit einer Hintertür entwickelte Chip konnte dann aber wegen des großen Widerstands nicht eingesetzt werden. 2013 berichtete die New York Times, die NSA habe in Verschlüsselungschips, die Unternehmen und Behörden verwenden, Hintertüren angebracht. US-Unternehmen hätten gesagt, sie seien gezwungen worden, die Verschlüsselungscodes zu übergeben oder Hintertüren anzulegen.
Der Verdacht gegen chinesische Unternehmen kommt gerade, als die gefährlichen Sicherheitslücken Meltdown und Spectre in Prozessoren von Intel, aber auch von AMD und ARM entdeckt worden waren. Natürlich war auch leiser Verdacht gegen die NSA entstanden, sie habe Kenntnis von den Sicherheitslücken gehabt oder sei gar für diese verantwortlich. Aus dem Weißen Haus suchte Cyber-Koordinator Rob Joyce zu beruhigen: "Die NSA wusste von der Sicherheitslücke nicht und hat sie nicht ausgebeutet. Und die US-Regierung würde niemals ein großes Unternehmen wie Intel in ein Risiko wie das bringen, eine Sicherheitslücke offenzuhalten."
Fragt sich, ob man solchen Äußerungen glaubt, denn die NSA hat auch größeren Unternehmen wie Microsoft Sicherheitslücken verschwiegen und selbst genutzt, was dadurch aufkam, dass die TAO-Abteilung des Geheimdienstes die entwickelten Angriffsprogramme gewissermaßen herumliegen ließ, bis sie in Hände der Shadow Brokers gelangten und von der Hackergruppe ins Netz gestellt wurden. Das hat schließlich zu dem globalen Ransomware-Angriff mit WannaCry geführt.
Huawei weist natürlich, um wieder auf das Thema zurückzukommen, die Anschuldigungen zurück. Seine Produkte würden kein größeres Cybersicherheitsrisiko wie die anderer ICT-Hersteller darstellen. Man vermutet vielmehr, dass es eine Strategie der Regierung sein könnte, das Unternehmen nicht geschäftsschädigend für US-Firmen - oder für US-Geheimdienste, deren Zugriffsmöglichkeiten eingeschränkt werden könnten - auf den Markt zu lassen. Huawei hatte zuletzt versucht, über eine Kooperation mit AT&T in die USA zu kommen, was aber geplatzt ist. Es heißt, Politiker hätten auf den US-Konzern entsprechenden Druck ausgeübt, keine Geschäfte mit Huawei oder China Mobile zu machen, wenn er weiterhin Geschäfte mit der US-Regierung machen will. Die Geheimdienstchefs lobten die amerikanischen Telekom-Unternehmen für ihren Widerstand gegen chinesische Konzerne. Dass die Geheimdienste für amerikanische Unternehmen Amtshilfe leisten, ist bekannt (Wie amerikanische Geheimdienste der heimischen Wirtschaft dienen).