US-Grenzkontroversen: Bidens unerwartete Rechtskurve im Schatten Trumps

Seite 2: Das erzkonservative Lager: Die Armee Gottes

Andere aus dem erzkonservativen Lager gehen noch weiter. Greg Abbott, der Gouverneur von Texas, beruft sich derzeit auf juristische Argumente aus der Zeit der Konföderierten Staaten, um der Bundesregierung die Rechtshoheit über den texanischen Teil der Südgrenze streitig zu machen.

Die Aufwertung des "Border-Issue" zum "States-Rights-Issue" führt unweigerlich zu der für die USA so typischen Reaktion militanter Rechtsradikaler.

Und so rollt seit einigen Tagen die selbsternannte "Army of God" - ein Autokonvoi aus rund 50 Fahrzeugen - voll mit "Militia-Typen" an die texanisch-mexikanische Grenze, um die texanischen Behörden gegen die Übergriffe der Bundesregierung zu unterstützen.

Den Organisatoren des Konvois mangelt es an Zulauf. Grund dafür sind wohl hartnäckige Gerüchte in der rechten Szene, dass die Organisatoren des Konvois Spitzel der Bundesregierung seien. Aber auch eine kleine Gruppe durchgeknallter bewaffneter Frührentner wird wohl kaum zur Entspannung an der texanisch-mexikanischen Grenze beitragen.

Von all dem Chaos profitiert Trump, denn die Partei der Sicherheit in den USA bleiben die Republikaner, da kann sich Biden noch so sehr bemühen, den Konservativen nach dem Mund zu reden.

Konservative gewinnen doppelt

Die Konservativen gewinnen also doppelt: Durch eine Mischung aus wahl- und außenpolitischen Motiven rückt die Demokratische Partei unter Biden weiter nach rechts und lenkt nebenbei die öffentliche Aufmerksamkeit weiter auf die Lieblingswahlkampfthemen der Konservativen.

Die Republikaner, die Trump nahestehen, betrachten die Zugeständnisse des Präsidenten jedoch als gefährliche Angriffe im Wahlkampf und setzen alles daran, sich von der liberalen Regierung nicht rechts überholen zu lassen.

Ultrakonservative wie der texanische Gouverneur Greg Abbott greifen zu allen Mitteln, um bewusst oder unbewusst die extremen Ränder der konservativen Ultrarechten zu mobilisieren.

Bei all dem Lärm fällt es schwer, die tatsächliche Lage an der Südgrenze der USA realistisch einzuschätzen. Fest steht, dass das Schicksal von Asylsuchenden wieder einmal zum Spielball im US-Wahlkampf geworden ist. Das Deprimierende daran: Der Wahlkampf hat gerade erst begonnen.