US-Truppen errichten ein Netz an Luftwaffenstützpunkten in und um Syrien
Satellitenbilder geben einen gewissen Aufschluss über neue, aber geheim gehaltene Einrichtungen
Nachdem der irakische Regierungschef al-Abadi offiziell den Sieg über den Islamischen Staat in Mosul verkündet hatte, erklärte der Kommandeur der Operation Inherent Resolve, Generalleutnant Stephen Townsend, auf einer Pressekonferenz, dass die USA ihre Truppen vorerst im Irak nicht reduzieren werden. Der IS sei noch nicht im Irak besiegt, auch wenn Mosul eingenommen wurde. Gegenwärtig sind um die 5.000 US-Soldaten im Irak.
Man wolle auch langfristig im Irak präsent sein. Die irakische Regierung sei an der Stationierung von amerikanischen Koalitionstruppen "Post-ISIS" interessiert. Das seien auch die US-Regierung und einige Staaten aus der US-geführten Koalition. Man wolle nicht wiederholen, was 2011 geschehen sei, als die US-Truppen abzogen und danach der IS entstand, weil die Interessen der Sunniten von der damaligen Regierung nicht berücksichtigt wurden.
Ob die irakische Regierung tatsächlich nach dem Krieg gegen den IS wünscht, dass US-Soldaten dauerhaft im Land bleiben, ist fraglich. Die mächtigen schiitischen Milizen (Al-Haschd asch-Scha'bī oder PMU), die die Regierung offiziell in die Armee aufnahm und u.a. auch mit Waffen aus den USA ausstattete, die aber ihre Eigenständigkeit wahrten und eng mit dem Iran verbunden sind, üben auf die Regierung Druck aus und wollen die Amerikaner nicht im Land. Sie sind eher daran interessiert, was die Amerikaner verhindern wollen, einen schiitischen Korridor vom Iran über den Irak und Syrien bis in den Libanon zu errichten.
Al-Abadi hatte schon einmal im März gesagt, er wünsche, dass die USA die Truppen im Land nach Mosul reduzieren. Al-Abadi, der auch auf Druck der USA Nuri al-Maliki als Regierungschef ablöste, versucht, den Irak aus den Konflikten der Großmächte und zwischen Iran und Saudi-Arabien herauszuhalten und mit allen Regierungen zu spielen, aber ob ihm das langfristig gelingen wird, ist fraglich, wenn nach dem IS die Konflikte zwischen den kurdischen, sunnitischen und schiitischen Bevölkerungsgruppen wieder schärfer werden.
Neue US-Stützpunkte in Südsyrien und Jordanien sowie bei Raqqa
Das Pentagon hat den Anti-IS-Krieg bereits genutzt, um in Syrien Luftwaffenstützpunkte anzulegen und im Irak wieder zu benutzen. Zudem ermöglichte der Krieg, auch in anderen Ländern des Nahen Ostens Militärstützpunkte zu installieren. Für die Offensive auf Raqqa wurden mindestens zwei Luftwaffenstützpunkte eingerichtet: einer südlich von Kobane und einer nach der Einnahme von Tabqa. Sie erlauben es den US-Truppen auch, von türkischen Stützpunkten wie Incirlik unabhängig zu operieren.
David Axe (War ist Boring) hat anhand von kürzlich veröffentlichten Satellitenbildern zwei neue Luftwaffenstützpunkte in Jordanien an der trinationalen Grenze zu Syrien und zum Irak und in der Nähe von diesem, aber auf syrischer Seite, ausgemacht. Dort versuchen die Amerikaner zu verhindern, dass die schiitischen Milizen aus dem Irak sich mit den schiitischen Milizen in Syrien sowie des Assad-Truppen verbinden. Hier geht die Autobahn von Damaskus in den Irak nach Rutba und weiter nach Ramadi.
Bei Al-Tanf haben die Amerikaner auch bereits einen Stützpunkt eingerichtet, der schnell ausgebaut und mit schwerer Artillerie aufgerüstet wurde (Eskalation in Syrien).
Es kam bereits bei Al-Tanf am irakisch-syrischen Grenzübergang, zu Kämpfen und zu Luftangriffen der Amerikaner (Al Tanf: Schlacht um syrisch-irakischen Grenzübergang in der Wüste). Angeblich soll der Iran bei Palmyra einen Stützpunkt eingerichtet haben, von wo aus bereits Drohnen gestartet wurden, von denen die US-Truppen zwei abgeschossen haben.
Nach Axe wurde der US-Luftwaffenstützpunkt H4 in Jordanien bereits 2014 angelegt, aber nach Satellitenbildern Anfang 2016 erweitert. Nach den Bildern sind dort US-Reaper-Drohnen und jordanische Militärhubschrauber stationiert. Bekannt ist, dass es in Muwaffaq Salti einen weiteren Luftwaffenstützpunkt für Drohnen gibt.
2013, als unter Obama eine militärische Intervention in Syrien vorbereitet wurde, haben Erkundungsteams des Kommandos der US-Spezialeinheiten (SOCOM) im Nahen Osten um die 300 Landeplätze, Abwurfstellen und andere Orte im Nahen Osten geprüft. SOCOM-Stützpunkte sollen in Oman, im Jemen und im Libanon sowie in den Ländern des Golf-Kooperationsrats eingerichtet worden. Wie Axe schreibt, werden die Stützpunkte geheim gehalten. Das geht aus einem Dokument hervor, das Joseph Trevithick von War is Boring durch ein FOIA-Gesuch erhalten hat.
Das CentCom will nicht einmal die zwei neuen Landebahnen in Jordanien und Syrien bestätigen - aus Sicherheitsgründen. Allerdings weisen, so Axe, Aufträge für Treibstofflieferungen auf ein weites und wahrscheinlich wachsendes Netz an Stützpunkten hin. Nach einer Ausschreibung der U.S. Defense Logistics Agency vom 16. Mai, die Trevithick ebenfalls erhalten hat, sucht das Pentagon für Jordanien eine Treibstoff-Lieferung von 5 Millionen Gallonen (19 Millionen Liter) von Ende 2017 bis Ende 2020.
Hier sind einige Stützpunkte wie Muwaffaq Salti oder H4 angeführt, an nicht näher beschriebene "nördliche Integrationsorte" könne man von H4 aus mit einer offiziellen Begleitung gelangen, die Tankwagen müssten in der Lage sein, dazu die Straße zu verlassen. Für einen dieser Orte, möglicherweise der neue Luftwaffenstützpunkt, sollen fast 4 Millionen Liter geliefert werden. Das sei ausreichend, so Axe, um zwei Reaper-Kampfdrohnen täglich drei Jahre lang fliegen zu lassen.