US-Verbündeten in Syrien ist ein bekannter Islamist ins Netz gegangen
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Der Fall Zammar zeigt zugleich, wie der Bürgerkrieg in Syrien den Islamismus befördert hat
Im Norden Syriens haben die oppositionellen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) einen gesuchten Dschihadisten dingfest gemacht: Muhammad Haidar Zammar ist seit rund einem Monat in der Haft der SDF. Das bestätigte Ryan Dillon, Sprecher der US-amerikanischen Operation Inherent Resolve (OIR), die den Kampf gegen den Islamischen Staat in Syrien und im Irak koordiniert:
Bestätigt: Muhammad Haidar Zammar, syrisch-stämmiger deutscher Staatsbürger, wurde gefasst vor ungefähr vier Wochen von den SDF im Rahmen der andauernden Operationen gegen den IS. Die SDF haben damit wieder bewiesen, wie effektiv sie den IS zerstören und schwächen. Wieder ein Terrorist weniger auf dem Schlachtfeld, er kann jetzt keine Anschläge mehr anzetteln.
Operation Inherent Resolve
Erfolg für Kurden-Milizen
Für die SDF ist die Festnahme ein Erfolg, aber insbesondere für die Kurden, die unter anderem mit ihren Volksverteidigungseinheiten (YPG) und Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) an dem Militärbündnis beteiligt sind.
Die FAZ (Freitagsausgabe) sprach von einem der "größtmöglichsten Erfolge" der YPG: Die kurdischen Einheiten hätten sich damit "als engster und effektivster lokaler Verbündeter des Westens im Kampf gegen das Terrornetzwerk 'Islamischer Staat' sowie andere islamistische Gruppen hervorgetan".
Die Anerkennung können die Kurden gut gebrauchen: Als türkische Truppen Afrin einnahmen, griffen die USA nicht zugunsten der Kurden ein oder stellten sich gegen ihren NATO-Verbündeten Türkei. In das östlich davon gelegene Qamischli sind Erdogans Truppen jedoch bisher nicht vorgerückt. Für die FAZ ein Zeichen, dass die amerikanisch-kurdische Allianz hier funktioniert. Hinzu kommt, dass die US-Regierung gerade auslotet, wie sie sich aus der Region zurückziehen kann. Erfolge wie die Festnahme von Zammar werten die SDF als Player auf.
Afghanistan - 9/11 - Syrien
Der Fall Zammar zeigt zugleich, wie der Bürgerkrieg in Syrien den Islamismus befördert hat. Denn bis zu dessen Beginn saß der Gotteskrieger in syrischer Haft. 1961 im syrischen Aleppo geboren, kam Muhammad Haidar Zammar im Alter von 10 mit seiner Familie nach Deutschland. 1982 bekam er die deutsche Staatsbürgerschaft.
1991 soll er Dschihadist geworden sein, er kämpfte in Afghanistan und Bosnien. Zurück in Hamburg gehörte er zur Zelle um Mohammed Atta, die für 9/11 verantwortlich zeichnet. Er setzte sich danach nach Marokko ab, wurde dort von der CIA gefasst und nach Syrien verschleppt.
Dort wurde Zammar 2007 wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Muslimbruderschaft zum Tode verurteilt, wobei die Strafe in 12 Jahre Haft umgewandelt wurde.
Die Umstände von Zammars Auslieferung an Syrien beschäftigten später auch den BND-Untersuchungsausschuss, wo untersucht wurde, inwieweit deutsche Regierungsvertreter in die Aktionen der amerikanischen Dienste gegen mutmaßliche Terroristen nach 9/11 beteiligt waren.
Zammar sollte keine 12 Jahre hinter Gittern bleiben: Der Bürgerkrieg in Syrien begann und zu den Gegnern des Assad-Regimes zählten auch islamistische Milizen wie die Gruppe Ahrar asch-Scham. Die pressten 2014 ihren Glaubensbruder und fünf weitere "politische Gefangene" im Tausch gegen gefangene Offiziere der syrischen Armee frei.
Wie es jetzt weiter geht mit Zammar, bleibt abzuwarten: In Deutschland hatten die Beweise gegen ihn wegen der Anschläge vom 11. September seinerzeit nicht für einen Haftbefehl gereicht, die Sache ist inzwischen verjährt.
Allerdings haben ihn Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt in zwei Propagandavideos des Islamischen Staates identifiziert. Damit könnte wegen Mitgliedschaft im Islamischen Staat ermittelt werden, wie die deutsche Justiz das ja auch in anderen Fällen macht.