Seite 2: Auch in Deutschland drohen Beitragserhöhungen

Auch in Deutschland drohen etwa neun Millionen privat Krankenversicherten höhere Beiträge, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Aus ihr wird ersichtlich, dass keiner der insgesamt 37 privaten Krankenversicherer die Kapitalmarktverzinsung der angesparten Beiträge erreichen wird, mit der er gerechnet hat.

Der Linken-Gesundheitspolitiker Harald Weinberg meinte deshalb in der Berliner Zeitung, "wer bei diesen Zahlen noch eine Überlegenheit kapitalgedeckter Versicherungssysteme gegenüber umlagefinanzierten Systemen konstruieren [wolle, der sei] entweder realitätsfremd oder Lobbyist" und forderte eine "geordnete Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Einführung einer Bürgerversicherung".

Aber auch beim Spitzenverband der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) rechnet man mit höheren Zusatzkosten, auch wenn man sich der Prognose des Essener Medizinmanagementprofessor Jürgen Wasem nicht anschließen möchte. Der hatte unlängst errechnet, dass ein Durchschnittsverdiener 2020 statt 21,76 monatlich 54,74 Euro zusätzlich zu seinem normalen Krankenversicherungsbeitrag bezahlen muss.

Dass es höhere Zusatzbeiträge geben wird, führt der Verband auf die politischen Weichenstellungen der letzten Jahre zurück, die die Ausgaben für die Krankenkassen deutlich steigen ließen: So konnten beispielsweise viele Ärzte deutliche Einkommenssteigerungen verbuchen und die "Kostenbremsen" für Pharmakonzerne hatten vorwiegend kosmetische Wirkung. Eine die Zuwanderung, die einer Berechnungen des Bundesfinanzministeriums nach dazu führt, dass die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit 2013 nicht sinken, sondern im nächsten Jahr auf 2,86 und bis 2020 auf 3,1 Millionen steigen wird, spielt dabei eine Rolle.