USA gegen Iran: Keine Atomwaffen für den Störenfried
Seite 2: Affront Regionalmacht ohne US-Genehmigung
- USA gegen Iran: Keine Atomwaffen für den Störenfried
- Affront Regionalmacht ohne US-Genehmigung
- "Machtstreben" im Nahen Osten – Israel ist nicht gemeint
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Durch die Selbstauflösung der Sowjetunion rund zehn Jahre nach der iranischen Revolution fiel eigentlich ein Grund für die US-amerikanische Gegnerschaft weg: Das einstige Bollwerk im arabischen Raum gegen den russischen Feind hatten die Iraner ja geschleift, den Schah fortgejagt. Zwar liefen die siegreichen Aufständischen nicht sofort in die Arme Moskaus. Aber es machte Washington nervös, denn mit Syrien verfügten die Sowjets im Nahen Osten immerhin noch über einen Vorposten. In einer Region, die wegen ihrer strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung – Stichwort Erdöl – schließlich unter die ausschließliche Kontrolle der USA gehörte.
Islamische Republik Iran: Die führenden Politiker seit der Revolution 1979 (9 Bilder)
Würde Iran also doch irgendwann mit den Russen paktieren? Mitnichten, und der mit dem Westen wie auch den Russen gute Beziehungen pflegende Irak unter einem gewissen Saddam Hussein zettelte zwischen 1980 und 1988 einen verheerenden Krieg gegen seinen Nachbarn an. Er endete mit einem Unentschieden und vor allem mit einem geschwächten Mullah-Staat – was den USA nicht unrecht sein konnte.
Weniger recht waren dagegen in der folgenden Zeit die Anstrengungen der Iraner, sich als Regionalmacht zu etablieren, als Gegenpol gegen die US-amerikanischen Verbündeten wie Saudi-Arabien oder Ägypten und als neben Syrien noch letzter ernst zu nehmender Gegner Israels in der arabischen Welt.
Das lief komplett gegen die Vorstellung Washingtons von einem Nahen Osten, dessen arabische Länder sich nicht unnötige Scharmützel mit Israel liefern, für das globale Geschäft das nötige Öl fördern, ausreichend Stützpunkte fürs US-Militär bereitstellen und ihre außenpolitischen Ambitionen stets mit den USA abstimmen und von dort genehmigen lassen. Ironie der Geschichte: Mit den Golfkriegen gegen Irak und der Befeuerung des syrischen Bürgerkriegs haben die US-Amerikaner zwei Konkurrenten Irans um die Regionalmacht aus dem Spiel genommen.
"Letzte Waffe" gegen feindliche Übermacht
Umso bedenklicher aus US-amerikanischer Sicht, dass der Störenfried begann, sich die Atomtechnologie anzueignen und damit die Option auf die alles entscheidende "letzte Waffe". Angesichts der umfassenden Bedrohungen der Weltmacht Nr.1 und ihrer Verbündeten einschließlich der Atommacht Israel ein naheliegender Schritt für einen Staat, der sich gegen eine Übermacht behaupten will. So sah das, wenig überraschend, die Gegenseite nicht.
Vielmehr handelten 2003 zunächst "Deutschland, Frankreich und Großbritannien, später verstärkt durch die EU in Person des Hohen Vertreters für Außen- und Sicherheitspolitik. Ihr Ziel war es, durch Diplomatie sowohl die 'iranische Bombe' als auch einen weiteren Krieg in der Region – der Einmarsch der USA im Irak lag erst wenige Monate zurück – zu verhindern."1
Ein militärisches Eingreifen der US-Amerikaner wäre auch nicht im Sinne der Europäer gewesen: Die gedeihlichen Geschäftsbeziehungen einiger ihrer Konzerne mit dem Iran wären zerstört worden. Und nach dem Irak-Krieg hätten die USA auch in diesem Fall demonstriert, dass sie autonom ihren Willen durchsetzt, selbst gegen die Interessen ihrer europäischen Partner.
Also setzten die Europäer auf Verhandlungen, natürlich mit Rückendeckung und dem entsprechenden Drohpotenzial Washingtons. Eigentlich hätte sich der Iran gar nicht darauf einlassen müssen, sondern einfach auf seine Unterschrift unter den Atomwaffensperrvertrag von 1970 verweisen können.
Der erlaubt nämlich den Staaten, die auf die Anschaffung von nuklearer Rüstung verzichten, die zivile Nutzung der Technik, sprich Atomkraftwerke zur Stromerzeugung. Auf dieses Recht im Kontext des Verzichtes auf Atomwaffen pochte Teheran zwar. Doch kein relevanter Staat sprang dem bei, im Gegenteil, denn:
"Im Grunde drehte sich die Auseinandersetzung mit Iran um die Frage, ob die internationale Staatengemeinschaft darauf vertrauen kann, dass das Land seine sogenannte nukleare Latenz – das heißt, die technologische Fähigkeit, bei Bedarf in kurzer Zeit eine Atomwaffe zu entwickeln – nicht nutzen wird. Aufgrund seiner theokratischen Staatsform mit eingebauter Feindschaft gegenüber den USA und Israel sowie seines regionalen Machtstrebens wollten sich viele Länder nicht auf Irans Zusicherungen verlassen."2