USA wollen Kauf russischer S-400-Luftabwehrsysteme durch Indien verhindern

S-400 bei einer Militärparade in Moskau. Foto: Участник:Goodvint. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Nach der Drohung mit Sanktionen lockt Washington Neu Delhi nun mit der Abgabe "modernerer" Systeme

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Das russische Raketensystem S-400 Triumf fängt den Herstellerangaben nach innerhalb einer Reichweite von 400 Kilometern nicht nur taktische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen, sondern auch Stealth-Tarnkappenflugzeuge ab. Dabei kann ein System gleichzeitig "36 Ziele in bis zu 27 Kilometern Höhe mit insgesamt 72 Raketen beschießen".

Vor zwei Jahren vereinbarten der indische Premierminister Narendra Modi und der russische Staatspräsident Wladimir Putin, dass Indien für umgerechnet 6,5 Milliarden US-Dollar fünf dieser Systeme geliefert bekommt. Moskau verkauft Neu Delhi seit der Zeit des Kalten Krieges (in der sich Washington an die Seite Pakistans geschlagen hatte) in großem Maßstab Rüstungsgüter. Aktuell stammt etwa 70 Prozent der vorhandenen Ausrüstung aus sowjetischer oder russischer Produktion.

Peitsche und Zuckerbrot

Das CAATSA-Sanktionsgesetz, das der US-Kongress im letzten Jahr verabschiedete, soll Russland schaden, indem es Ländern, die von dort Rüstungsgüter beziehen, mit US-Sanktionen droht. Trotz dieser Drohung genehmigte der indische Rat für Verteidigungsausgaben Ende Juni den Kauf der S-400-Systeme. Dabei könnte eine Rolle gespielt haben, dass Russland nach den US-Drohungen den Preis senkte. Indien, so Dmitri Schugajew, der Direktor des Föderalen Dienstes für militärtechnische Zusammenarbeit, sei ein "strategischer Partner", weshalb man dessen "Wünsche berücksichtigt und Zugeständnisse gemacht" habe.

In den USA versucht man nun angeblich, die anstehende Unterschrift Indiens unter den Vertrag zu verhindern, indem man dem Land "fortschrittliche Technologien" anbietet. Um was es sich dabei konkret handelt, lassen die Medienberichte dazu bislang offen. Sollte sich Indien auch davon nicht überzeugen lassen, lässt das CAATSA-Gesetz der Trump-Administration die Möglichkeit, eine Ausnahme zu machen und keine Sanktionen zu verhängen, wie Randall Schriver, der stellvertretende US-Verteidigungsminister für asiatische und pazifische Angelegenheiten, unlängst bei einer Rede im Carnegie Center bestätigte.

Auch Ankara will S-400

Die Frage solch einer Ausnahme stellt sich für die Trump-Administration auch im Fall der Türkei, die mit Russland im Dezember 2017 ein Abkommen über die Lieferung von zwei S-400-Batterien schloss. Military Watch zufolge schlug der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan bereits ein US-Kompromissangebot aus, das vorsah, von Sanktionen abzusehen, wenn sich die Türkei verpflichtet, die Systeme nach deren Lieferung nicht zu verwenden.

US-Außenministeriumsberater Wess Mitchell meinte außerdem, dass sich das türkische S-400-Abkommen "negativ auf die Lieferung von Flugzeugen F-35 an die Türkei auswirken könne". Deren Lieferung wird derzeit von Donald Trump blockiert, dem der Kongress im Juli die Möglichkeit dazu einräumte (vgl. Türkei: Interessenskonflikte mit Moskau und Washington). Diese Blockade steht allerdings in einem Kontext wachsender Spannungen zwischen Washington und Ankara, die nicht nur die S-400-Raketen, sondern vor allem Syrien und einen Streit um den Sektenführer Gülen und einen amerikanischen Pastor betreffen (vgl. Trump droht der Türkei mit Sanktionen).

Saudis ebenfalls interessiert

Wegen dieser Spannungen dürfte sich Ankara ohnehin nach Ersatz für die US-Flugzeuge umsehen - zum Beispiel in Peking, wo der schwere Kampfjet Chengdu J-20 und die leichte Shenyang J-31 zum Verkauf stehen. Oder in Moskau, wo man die Sukhoi Su-57 exportieren möchte (vgl. Später Erfolg für einen Ladenhüter).

Außer Indien und der Türkei zeigte auch der sehr enge US-Verbündete Saudi-Arabien Interesse am S-400-Luftabwehrsystem. Raid bin Khalid Khrimli, der saudische Botschafter in Moskau, sagte dem Portal Sputniknews dazu im Frühjahr, er erwarte einen "positiven Verlauf der Verhandlungen", könne aber "kein Datum für den Abschluss" nennen. Vielleicht wartet Riad, bis Moskau ebenfalls den Preis senkt oder bis sich Washington mit einem Angebot zur Lieferung "modernerer" Systeme meldet.

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