Überdüngt und vergiftet - Mülldeponie Ozean
Seite 2: Zu viel Dünger auf zu wenig Fläche
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Rund 90 Prozent der weltweiten Phosphorproduktion wird als landwirtschaftlicher Dünger verwendet. Bei einem jährlichen Verbrauch von rund 300 000 Tonnen Phosphat allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 100 000 Tonnen mineralisches Phosphat importiert.
Auf der anderen Seite wird phosphathaltiger Dünger in verantwortungsloser Weise verschwendet, und zwar in Form immenser Güllemengen aus überdimensionierten Intensivmastanlagen. Einer BUND-Analyse zu Folge werden in Deutschland jährlich mehr als 700 Millionen Tiere gemästet - mit Import-Soja als Futtergrundlage. Dadurch fallen rund 190 Millionen Kubikmeter Flüssigdünger an. Um den Tierdung adäquat zu entsorgen, fehlt es den meisten Intensivmastbetrieben an ausreichender Fläche.
Die Gülle wird an andere Betriebe verkauft und kreuz und quer durch Deutschland gekarrt. Dabei kommt es immer wieder zu Unfällen. Allein 2015 ereigneten sich 2600 Unfälle - beim Transport, Abfüllen, Lagern - bei denen insgesamt 15,5 Millionen Liter Flüssigkeit mit verschmutzenden Stoffen freigesetzt wurden.
Rund 9 Millionen Liter gefährdeten Wasser und Böden. Laut Statistischem Bundesamt kam es zu 92 Unfällen mit Gülletanks, bei denen 9,6 Millionen Liter Gülle, Jauche und Silagesickersaft in die Umwelt entwichen - 2,8 Millionen Liter mehr als im Jahr zuvor.
Allein in Niedersachsen werden rund 80.000 Tonnen Stickstoff und bis zu 40.000 Tonnen Phosphor über den Bedarf der Ackerkulturen hinaus gedüngt. Als Gegenmaßnahme startete die niedersächsische Regierung im Oktober 2016 das dreijährige Projekt "Wirtschaftsdüngermanagement Niedersachsen". Der Dünger soll effizienter genutzt und die Nitratbelastung verringert werden. Dafür will das Land 900.000 € investieren.
Verklappung von Schadstoffen ins Meer
Tausende Chemikalien, darunter Schwermetalle wie Chrom, Quecksilber, Nickel, Blei und Kupfer werden mit Industrieabwässern in die Flüsse gespült. Darunter sind auch Stoffe, von denen weder Zusammensetzung noch Auswirkungen bekannt sind.
Zum Teil fließen sie ins Meer, teilweise lagern sie sich in den Hafenbecken an Flussmündungen an. In Hamburg werden regelmäßig Häfen und Kanäle ausgebaggert, weil sich hier immer wieder neue Sedimente ablagern. Jedes Mal wird das Schwemmgut mit all seinen undefinierten Schadstoffen in die Nordsee verklappt. Das bleibt nicht ohne Folgen. Wie aus einem Papier der Hamburger Hafenbehörde vom Mai 2015 hervorgeht, wurde 2009 eine signifikante Anreicherung von Schadstoffen in Schnecken festgestellt. Überall dort, wo die Sedimente ausgebracht wurden, hat die Anzahl der Bodentiere abgenommen. Auch in der Oberfläche wurden höhere Schadstoffgehalte gemessen.
Der Förderkreis Rettet die Elbe e. V. hatte sich zu Beginn 2016 für ein Verbot der Verklappung von Baggergut ausgesprochen. Vergebens: Im April genehmigte das Umweltministerium Schleswig-Holstein die Verklappung von Sedimenten in die Nordsee für einen Zeitraum von weiteren fünf Jahren.
Autoabgase vergiften Meerwasser
Die giftigen Altlasten dümpeln in den Tiefen des Meeres vor sich hin, reichern sich in Meeresorganismen an und gelangen über die Nahrungskette auf unsere Teller. Einige Giftstoffe erweisen sich als besonders langlebig. So fand ein internationales Forscherteam am Alfred-Wegener-Institut im Atlantik neben Eisen und Cadmium in 500 bis 2.000 Metern Tiefe sehr hohe Blei-Konzentrationen.
Wenn das Blei tatsächlich aus Autoabgasen stammt, wie die Wissenschaftler vermuten, muss es vor mehr als 30 Jahren ins Meer gelangt sein. Denn in Europa wurde im Jahre 1983 das erste bleifreie Benzin eingeführt.
Auch Quecksilber ist eine echte Gefahr für Mensch und Umwelt. Es gelangt vor allem über Kohleverbrennung, Bergbau, Verhüttung von Eisen und Nichteisenmetallen, Zementproduktion, Chemische Industrie sowie über Abfälle aus Öl-Raffinerien in die Atmosphäre. Auch das so genannte Fracking kann die Umwelt mit Quecksilber belasten.
Im Meer reichert sich Quecksilber insbesondere in denjenigen Fischarten an, die am Ende der Nahrungskette stehen, wie zum Beispiel Schwert-, Hai- und Thunfisch. Doch anstatt die Einträge von Quecksilber zu verhindern, diskutiert die EU über Grenzwerte im Fisch.
Und ganz am Ende der Nahrungskette steht der Mensch. Schon die Aufnahme geringer Quecksilbermengen kann zu chronischen Vergiftungserscheinungen führen. Der Facharzt Peter Jennrich beschreibt in einer Studie eingehend die Auswirkungen von Quecksilber im menschlichen Organismus. Das Gift greift vor allem das zentrale Nervensystem an.
Die Folgen sind laut Greenpeace neurologische und psychische Veränderungen wie Konzentrationsstörungen, Angstzustände, Gedächtnisverlust oder Depressionen. Am meisten gefährdet sind Schwangere und Kinder.