Ukraine: "Volkskriegsführung" nach dem US-amerikanischen Resistance Operating Concept

Seite 2: Risiken

Ein 2020 erschienene Veröffentlichung des ROC-Konzepts, verfasst von Otto C. Fiala, einem Analysten und Experten der United States Army Special Operations Command (USASOC), wird vom Kommandeur der schwedischen Spezialeinheiten, Anders Löfberg und von Generalmajor Kirk Smith (U.S. Air Force Commander, Special Operations Command Europe) eingeleitet.

In der Einleitung Kirk Smith wird erklärt, was man als die von der ukrainischen Führung und vom Westen praktizierte strategische Kommunikation verstehen kann:

Wenn die nationale Widerstandsplanung mit Verbündeten und Partnern verbunden wird, die sich zu den Idealen der nationalen Souveränität, der territorialen Integrität und der Selbstbestimmung verpflichtet haben, kann sie eine starke Botschaft an einen potenziellen Gegner sein.

Sie macht einem potenziellen Gegner klar, dass er die territoriale Integrität einer Nation nicht verletzen und versuchen kann, einen neuen Status quo zu schaffen. Die Nation, in die eingegriffen wird, wird die Niederlage nicht akzeptieren. Die Rechtsstaatlichkeit wird sich durchsetzen. Die nationale Unabhängigkeit und Autonomie werden sich durchsetzen.

Generalmajor Kirk Smith

Risiken gibt es viele, wenn von Nationalismus bestimmte Freiwilligenverbände agieren, die weniger kontrolliert werden und dezentraler handeln als eine Armee mit strengen Hierarchien und Regeln. Wenn die politische Führung wechselt oder Friedensverhandlungen anstrebt, könnte Befehlen nicht mehr gefolgt werden oder mit militärischer Gewalt gedroht werden.

Überdies können Kriegsregeln nicht beachtet, kriminelles Handeln und Kriegsverbrechen begangen oder Terroranschläge und -methoden gegen Zivilisten und Kollaborateure ausgeübt werden.

Vor allem aber werden nach dem ROC-Konzept im Prinzip alle Erwachsenen des angegriffenen Landes zu Kriegsbeteiligten, die von den Angreifern dann auch bekämpft werden. ROC bricht mit der zentralen Unterscheidung der Genfer Konventionen zwischen Zivilisten und Kombattanten.

Die Folgen kann man wahrscheinlich in der Ukraine sehen, zumindest spielen sie in die Hände Russlands, das vorgibt, vor allem gegen die "Nazis" oder "Nationalisten" in den Freiwilligenverbänden zu kämpfen, die beschuldigt werden, Verbrechen gegen Zivilisten begangen zu haben bzw. zu begehen.

Der Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit Krass & Konkret.