Ukraine: Warum sich das enorme US-Militärbudget auf dem Schlachtfeld nicht auszahlt

Seite 2: Streubomben: Militärischer Nutzen zweifelhaft

Daher konzentrieren sich ihre Hoffnungen und Haushaltspläne auf kostspielige Systeme von zweifelhafter Relevanz für die Kriegsführung wie den neuen B-21-Bomber, die neue Interkontinentalraketensystem Sentinel-ICBM und die nächste Generation des Air Dominance-Kampfflugzeugs, von dem keines in den nächsten Jahren fliegen wird, während uns dafür Geld aus den Taschen gezogen wird.

Die Ausgaben des Pentagons werden sich in diesem Jahr voraussichtlich auf 850 Milliarden Dollar belaufen (die Gesamtausgaben für die nationale Sicherheit liegen bereits weit über einer Billion, aber das ist eine andere Geschichte). Doch selbst mit dieser gigantischen Summe Geld ist das System offenbar nicht in der Lage, die Mittel für einen begrenzten Krieg, wie er derzeit in der Ukraine stattfindet, aufzubringen.

Der Konflikt ist geprägt von aufeinander folgenden Ankündigungen, dass immer leistungsfähigere Waffensysteme an die Ukrainer geliefert werden – Javelins-Panzerabwehrraketen, 155-mm-Haubitzen, Himars-Präzisions-Langstreckenraketen, Patriot-Luftabwehrraketen, Abrams-Panzer und demnächst auch F-16-Jagdflugzeuge.

Ein Offizier des US-Militärgeheimdienstes wies mich kürzlich auf den eigentlichen Grund hin, wonach die Waffen ausgewählt werden: "wenn das letzte System, das wir geschickt haben, aufgebraucht ist".

Jetzt hat Biden mit seinem Versprechen, Streubomben zu schicken, die dafür bekannt sind, dass sie noch fünfzig Jahre nach dem Ende des jeweiligen Krieges Kinder töten und verstümmeln, für weltweite Empörung gesorgt. Die militärische Begründung für den Einsatz von Streubomben ist ihre angebliche Nützlichkeit gegen "weiche" Ziele wie abgebaute Infanterie, Radaranlagen und Radfahrzeuge.

Ein ehemaliger Panzeroffizier und Veteran des Golfkriegs von 1991 erinnert sich jedoch, dass "wir sie zutiefst verabscheuten und die Artillerie und die Luftwaffe anflehten, sie nicht einzusetzen. Ganz einfach deswegen, weil sie die Unterstützungskräfte und Räder der Fahrzeuge beschädigten, die uns ins Gefecht folgten. Nach dem Krieg behandelten wir zahlreiche dadurch verwundete Menschen, darunter unsere eigenen Soldaten und auch Zivilisten (Kinder)."

Biden hat zugegeben, dass die Streubomben nur deshalb geschickt werden, weil den USA die Artilleriemunition ausgeht, die die Ukrainer eigentlich benötigen. "Es ist ein Krieg, bei dem es um Munition geht. Und die Munition geht ihnen aus, und wir haben nur noch wenig davon", sagte er in einem Fernsehinterview.

Also werden die Streubomben abgeworfen, wobei die Regierungsbeamten Krokodilstränen vergießen: "Ich werde mich hier nicht hinstellen und sagen, dass es einfach gewesen ist ... Es ist eine Entscheidung, die einen harten Blick auf den potenziellen Schaden für die Zivilbevölkerung erforderte", sagte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan gegenüber Reportern. (Als bekannt wurde, dass die Russen in der Ukraine Streubomben einsetzten, verurteilte die damalige Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, solche Aktionen als "Kriegsverbrechen").

Nachdem die größte Kriegsmaschinerie der Geschichte ihren Schrank leer gekratzt hat, ist sie nun darauf reduziert, ein Gerät von zweifelhaftem militärischem Nutzen einzusetzen, das von über hundert Ländern als illegal angesehen wird. Das ist es, was wir für unsere 850 Milliarden Dollar bekommen.

Der Artikel erscheint in Kooperation mit Responsible Statecraft. Das englische Original finden Sie hier. Übersetzung: David Goeßmann.

Andrew Cockburn ist Redakteur im Washington-Büro von Harper's Magazine und Autor mehrerer Sachbücher, darunter sein neuestes "The Spoils of War: Power, Profit and the American War Machine" (2021). 2009 veröffentlichte er zudem "Kill Chain: The Rise of the High-Tech Assassins" (2016). Cockburn hat unter anderem für die New York Times, The New Yorker und National Geographic geschrieben sowie zahlreiche Dokumentarfilme produziert, darunter "American Casino" (2009), der von der Finanzkrise handelt. Sein 1981 für PBS produzierter Film "The Red Army" war der erste ausführliche Bericht über die gravierenden Mängel der sowjetischen Militärmacht und wurde mit dem Peabody Award ausgezeichnet.