Ukrainer erobern Lyman

Nach der Einnahme von Lyman. Bild: armyinform.com.ua

Die Stadt ist von großer strategischer Bedeutung. Führt ihre Einnahme zu weiterer Eskalation oder geht der Vormarsch weiter? Ein Zwischenstand.

Am gestrigen Samstag konnte durch Video- und Fotoaufnahmen als gesichert gelten, dass die ukrainischen Truppen in die Stadt Lyman eingedrungen sind, die sie bereits seit einiger Zeit belagert hatten. Wie es danach weiterging, ist zwischen den Krieg führenden Seiten umstritten.

Die Ukrainer behaupten die Stadt vor Einnahme bereits eingeschlossen zu haben. Dass das russische Verteidigungsministerium spricht von einem strategischen Rückzug der eigenen Truppen – aber nicht von dem Ausbruch aus einem Kessel.

Eine mögliche Erklärung für die widersprüchlichen Meldungen präsentierte am Tag London. Der britische Geheimdienst sprach von einem Rückzug auf der einzigen Straße, die noch in russischer Hand war. Deswegen hätten die Truppen Russlands, die vorher Lyman besetzt hielten, große Verluste erlitten: Der Rückzug fand offenbar auf dem letzten verbliebenen Weg statt, der bereits unter ukrainischem Feuer lag.

Lymans Eroberung garantiert keinen Durchmarsch

Lyman ist strategisch wichtig, da es eine mögliche Ausgangsbasis für die beabsichtigte Rückeroberung der Region Lugansk durch ukrainische Truppen darstellt. Weiterhin hat die Stadt, die vor dem Krieg etwa 20.000 Einwohner zählte, auch eine propagandistische Bedeutung. Sie liegt in der Region Donezk, die Putin gerade eben erst zu russischem Staatsgebiet erklärte. Die exilrussische Onlinezeitung Media.zona vermutet, dass die Ukrainer von hier nun über die benachbarte Kleinstadt Swatowo tief ins Lugansker Gebiet vordringen wollen.

Die militärische Entwicklung im Ukraine-Krieg (19 Bilder)

Frontverlauf am 26. Februar 2022

Dass das so ohne weiteres funktionieren wird, bezweifeln zahlreiche Beobachter. Denn Russland wird, um das zu verhindern, große Reserven an diesen Bereich der Front verlegen. Der Verlust der Hälfte der Region Lugansk, der andernfalls drohen würde, ist für die Russen keine Option.

Die neuen Soldaten aus der Teilmobilisierung in Russland beginnen bereits, die Einheiten vor Ort zu verstärken. Notfalls werden sie nach kremlkritischen Presseberichten ohne große Ausbildung an die Front geschickt, um die ukrainische Offensive "ohne Rücksicht auf Verluste" aufzuhalten.

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