"Unabhängigkeit ist nicht die einzige Lösung"

Puigdemont auf der Pressekonferenz. Screenshot: TP

Carles Puigdemont ruft die Madrider Regierung dazu auf, im Katalonienkonflikt eine internationale Mediation zu akzeptieren

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Einen knappen Tag nach seiner Haftentlassung in Neumünster hielt der von der spanischen Zentralregierung abgesetzte katalanische Regionalregierungschef in Berlin eine Pressekonferenz ab, auf der er Fragen auf Katalanisch, Englisch und Spanisch beantwortete. Dabei gab er unter anderem bekannt, den Auflagen der Haftverschonung zu folgen und bis zum Ende des Verfahrens in Deutschland zu bleiben. Erst danach will er wieder in sein ursprüngliches belgisches Ziel zurückkehren.

Auf die Frage, was er in der Zwischenzeit machen wird, meinte Puigdemont recht allgemein, er werde für seine persönlichen Rechte und für die Rechte des katalanischen Volkes kämpfen. In diesem Zusammenhang rief er die Madrider Regierung dazu auf, im Katalonienkonflikt eine internationale Mediation zu akzeptieren. Eine Unabhängigkeit Kataloniens sei nicht die einzige Lösung, aber der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy habe bislang jeden Dialog ausgeschlagen und stattdessen mit der Justiz reagiert.

Mutmaßungen eines mit sehr starkem Akzent sprechenden Vertreters eines deutschen Massenmediums, Puigdemont habe gewusst, dass der spanische Geheimdienst seine Fahrzeuge überwacht, und sei trotzdem damit nach Deutschland eingereist, um seine Festnahme zu provozieren, wies er als "dumm" zurück. Seinen Angaben nach ging er mit seiner Finnlandreise zwar ein Risiko ein, um dort die Situation in Katalonien zu erklären, rechnete aber nicht mit einer Festnahme, weil er vorher auch in die Schweiz und andere Länder unbehelligt ein- und zurückreisen konnte.

Trotzdem hofft er, dass seine nun erfolgte Freilassung und die dazugehörigen Ausführungen des schleswig-holsteinischen Oberlandesgerichts in Madrid die Bereitschaft fördern, sich auf einen Dialog einzulassen und auf Entscheidungen des katalanischen Parlaments nicht nur mit neuen Verhaftungen zu reagieren. Damit würde es dem katalanischen Volk den Respekt erweisen, den es sich wünsche. Zum Vorgehen der deutschen Behörden wollte er sich ebenso wenig äußern wie zu seiner Zeit im Gefängnis.