Ungarn beteiligt sich an Chinas Mondprogramm
China plant bemannte Mondstation ab 2031. Zwei europäische Länder seit kurzem beteiligt. Ziel ist auch der Abbau von Helium-3.
Als erstes EU-Land will sich Ungarn am Aufbau der von China geplanten Internationalen Mondforschungsstation (ILRS) beteiligen. Wie die South China Morning Post berichtet, hat die ungarische Solarphysik-Stiftung am 12. Juli ein entsprechendes Abkommen mit Vertretern des chinesischen Labors für Tiefenweltraumforschung (DSEL) in Hefei unterzeichnet.
Der Mond als Ressourcenquelle
Im Fokus der chinesischen Raumfahrtagentur CNSA steht das im Jahr 2004 gestartete Mondprogramm. Im Jahr 2018 wurde es von Staatsrat und Politbüro als "Großprojekt in Wissenschaft und Technik" zur nationalen Priorität erhoben. Doch warum der Schwerpunkt auf dem Mond?
China sieht in seinem Raumfahrtprogramm mehr als nur ein Prestige- und Forschungsprojekt. Ziel des Mondprogramms ist auch, die Ressourcen des Erdtrabanten zu erschließen. "Der Mond könnte eine neue und riesige Energie- und Ressourcenquelle für die Menschheit werden. Wer den Mond zuerst erobert, wird als erster davon profitieren", sagte der chinesische Raumfahrtforscher Ouyang Ziyuan, der als einer der Väter des chinesischen Mondprogramms gilt.
Konkret geht es um den Abbau von Wassereis, Titanium und Helium-3. Insbesondere Helium-3, das auf der Erde extrem selten ist, zählt zu den begehrtesten Ressourcen des Erdtrabanten und könnte in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen, da es als idealer Brennstoff für Kernfusionsreaktoren gilt und für die Kühlung von Quantencomputern genutzt wird.
Auf der Erde kommt Helium-3 natürlich in der Erdkruste vor, es hat sich aber im Laufe der Jahrmillionen stark in die Atmosphäre verflüchtigt. Der Mond hingegen hat eine sehr dünne und kaum nennenswerte Atmosphäre, weshalb die Helium-3-Konzentration dort etwa 100-mal höher ist als in der Erdkruste.
Voraussetzung für den Abbau wäre ein permanent besetzter menschlicher Außenposten. Doch bis dahin sind noch viele Hindernisse zu überwinden.
Chinas ambitionierte Raumfahrtpläne
Mit Chang'e 3 gelang der Volksrepublik 2013 erstmals die weiche Landung einer Sonde auf der Mondoberfläche. Seitdem wurde kontinuierlich an der Verbesserung der Raketen- und Rovertechnik gearbeitet, während mit der 2021 gestarteten chinesischen Raumstation gleichzeitig längerfristige Aufenthalte des Menschen im All erforscht werden.
Ein weiterer Meilenstein wurde in diesem Jahr mit Chang’e 6 erreicht. Die mit einer Rakete vom Typ "Langer Marsch 5" zum Mond geschickte Sonde landete am 1. Juni auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Von dort konnten erstmals rund zwei Kilogramm Mondgestein zur Erde zurückgebracht werden.
Ab 2031 will die Volksrepublik mit dem Aufbau einer bemannten Mondstation beginnen, der insgesamt fünf Landungen umfassen und bis 2035 abgeschlossen sein soll.
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Voraussetzung dafür ist die Fertigstellung der neuen Schwerlastrakete "Langer Marsch 9". Diese soll eine Nutzlast von bis zu 54 Tonnen zum Mond transportieren können und spielt damit in der gleichen Liga wie das Space Launch System (SLS) der NASA, das für diesen Orbit eine Kapazität von 46 Tonnen hat. Nur das Starship von SpaceX soll nach seiner Fertigstellung über eine höhere Nutzlastkapazität verfügen.
Der erste Testflug der neuen chinesischen "Deep Space"-Rakete soll um das Jahr 2030 stattfinden. Eine später geplante zweistufige Version der "Langer Marsch 9" soll dem Starship in Sachen Nutzlast ebenbürtig werden und sich damit auch für zukünftige Marsmissionen qualifizieren.
Wettlauf zum Mond eröffnet
An der Internationalen Mondstation sind derzeit neben China zwölf weitere Länder beteiligt, darunter Russland, Venezuela, Südafrika und Pakistan. Aus Europa ist neben Ungarn seit Mai dieses Jahres auch Serbien in das Projekt involviert.
Neben China arbeiten derzeit auch die USA mit Hochdruck an ihren Mondplänen. Das Artemis-Programm der NASA, das ebenfalls den Aufbau einer permanenten Mondstation zum Ziel hat, konnte bereits 43 Nationen als Partner gewinnen.
Im Rahmen der Artemis-3-Mission plant die Nasa, im Jahr 2026 zum ersten Mal seit Apollo 17 wieder Menschen auf die Mondoberfläche bringen – einige Jahre vor China. Ob dies gelingt, hängt jedoch auch von SpaceX ab. Zuletzt musste die Mission aufgrund von Verzögerungen um ein Jahr verschoben werden. Damit ist Wettlauf zum Mond für das 21. Jahrhundert eröffnet.