Unsportlich

Warum Robben und Schweinsteiger es richtig gemacht haben - ein Kommentar zur Bayern-Niederlage

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"Wir waren 120 Minuten besser. Dieses Ende ist sehr ungerecht, heute Abend ist alles sehr schwer. Es gewinnt eben leider nicht immer der Bessere. Aber wenn man so viele Chancen hat wie wir, muss man einfach siegen", kommentierte Philipp Lahm.

Es zählt zum Urmythos der Sportlichkeit, dass der Bessere siegt. Folgt man Bayern-Kapitän Lahm, "muss" er einfach siegen. Es gibt eine Pflicht zum Sieg. Uli Hoeness:

Es ist unglaublich. Wenn man in einem Spiel so viele Chancen hat, den Sack zuzumachen, dann muss man das auch tun.

Wenn aber der Sieg Pflicht ist, dann wird die Niederlage zur Pflichtversäumnis. Bayern kennt das hinreichend aus den letzten Spielen gegen Dortmund. Jeder Bayern-Spieler weiß, dass nach der Niederlage Uli Hoeness, Kaiser Franz und Kapitän Lahm, Rummenigge, Fans und Kommentatoren sie des fehlenden Siegeswillens bezichtigen werden. Dabei wissen sie doch, dass es genau umgekehrt ist: Nicht ihr fehlender Siegeswille hat Robben und Schweinsteiger an Cech scheitern lassen, sondern ihre Verzweiflung über den Zwang, ganz unsportlich "den Sack zumachen" zu müssen, also das Fußballspiel durch Tricks und Elfer zu beenden.

Diese entlarvende Äußerung von Hoeness zeigt auch, wie wenig klassische sportliche Tugenden in München Geltung haben, denn er meinte damit, dass Bayern nach dem Tor von Müller in der 83. Minute nur noch Verzögerung bis zum Abpfiff betreiben solle. In einem fast torlosen Finale ist dies ein Betrug an den Fans und Sponsoren, die doch einen echten Wettkampf erwarten. Was Hoeness nie verstehen wird: Gerade den euphorischsten und betrübtesten Fans des Fußballs geht es um mehr als um statistische Rankings.

Zwei der größten Leistungsträger von Bayern München, Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben, haben auf ihre Art sehr sportlich reagiert: Sie haben sich dem Zwang zum Sieg widersetzt. Sie haben wie ein römischer Gladiator dem Gegner nicht den Todesstoß versetzt. Der unerwartete Eintritt des Sportlichen in die kalte Welt der mit dreistelligen Millionensummen gekauften Siege von zusammengewürfelten Gladiatorenteams ist nicht vorgesehen. Enttäuschte Bayern-Fans sollen noch vor der Siegerehrung das Stadion verlassen haben. Sie wissen nicht mehr, was Sport und Sportlichkeit ist. Die Allianz sagt es ihnen nicht (Reaktionen auf das Champions-League-Finale: "Es ist ein absoluter Albtraum"). Einzig der Kaiser selbst findet ein paar philosophische Worte:

Auch wenn der FC Bayern das Spiel zu jeder Phase im Griff hatte. Es sollte nicht sein ...

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Was meinte aber Franz mit "es"? Wir wollen als Sportfreunde hoffen, dass er mit "es" den Sieg der kommerziellen Unsportlichkeit meinte.