Urlaub in Zeiten von Covid-19

Seite 2: Kritiker und Mahner: "Das schlimmste Szenario"

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Der Virologe Nikos Sypsas sieht den Tourismus kritisch. Der Professor für Epidemiologie an der Universität Athen und Mitglied der Regierungskommission für Covid-19 warnt, "wir bereiten uns auf das schlimmste Szenario von Tausenden importierter Infektionen vor".

Dieses Szenario sollte eigentlich ein besser als zuvor aufgestelltes Gesundheitssystem beinhalten. Das verkündet auch Premierminister Mitsotakis. Mitte Juni erklärte er, dass Griechenlands öffentliches Gesundheitssystem nun besser auf eine zweite Infektionswelle vorbereitet sei als vor dem Lockdown.

In der Praxis scheint sich diese Angabe nicht zu bestätigen. Im Krankenhaus von Xanthi im Norden des Landes fehlt es an Ärzten und Pflegern. Das personell vollkommen unterbesetzte Krankenhaus liegt mitten im aktuellen Hotspot der Infektion in Griechenland. Die Krankenhausärzte prangerten in einer öffentlichen Stellungnahme an, die "Situation sei außer Kontrolle".

Im Krankenhaus von Chalkida, das die gesamte Region von Griechenlands zweitgrößter Insel, Euböa, und Teile des Festlands versorgt, können mangels Ärzten und Pflegern keine regulären Operationen mehr durchgeführt werden. Auch hier gibt es kein Personal.

Erheblich schlechter sieht es in der Nachbarstadt Thiva auf dem Festland aus. Das dortige, mit moderner Medizintechnik ausgestattete Krankenhaus steht vor der Schließung. Ohne Ärzte ist keine Notfallaufnahme möglich.

Etwas weiter nördlich als Thiva, in Lamia, gibt es für eine halbe Million Einwohner nur zehn Betten in der Intensivpflege. Die Regierung verkündet dagegen, dass überall im Land neue Intensivbetten aufgebaut werden.

Die staatliche Nachrichtenagentur AMNA meldet regelmäßig die Übergabe neuer Intensivbetten. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass es sich dabei um Betten handelt und nicht um komplett ausgestattete Pflegestationen.

So posierten am 19. Juni in Thessaloniki Politiker und Klinikverantwortliche auf dem Platz vor dem Amtssitz von Regionalgouverneur Tsitsikostas vor 24 Bettgestellen ohne Matratzen. Die zugehörige Schlagzeile besagte, dass 24 Intensivbetten übergeben wurden.