Urlaub in Zeiten von Covid-19

Foto: Wassilis Aswestopoulos

Die "Schwerindustrie" Griechenlands: Mit dem Juli beginnt die Tourismussaison

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Mit dem 1. Juli begann in Griechenland die diesjährige Tourismussaison. Zusätzlich zu den Bürgern aus Schengen-Staaten können nun auch Bewohner aus einigen Drittstaaten einreisen. Für das Vereinigte Königreich und Schweden bestehen dagegen weiterhin, voraussichtlich bis zum 15. Juli, Beschränkungen.

Der Tourismus wird oft als "Schwerindustrie" Griechenlands bezeichnet. Von keiner Branche hängen so viele Arbeitsplätze mittelbar und unmittelbar so viele Arbeitsplätze ab wie vom Tourismus. Die Tatsache, dass nun, nach der Zeit des Lockdowns und den ersten Lockerungen der Pandemie-Schutzmaßnahme, die Touristen auch aus Staaten außerhalb der EU einreisen können, ist Thema der letzten Wochen in den griechischen Medien.

Die ersten Touristen wurden am 1. Juli vielerorts mit Musikkapellen und Tanzgruppen empfangen. Die ersten Flieger, die auf den Regionalflughäfen landeten, wurden mit einem von Feuerwehrwagen aus per Wasserstrahl gebildeten "Triumphbogen" begrüßt. Am Flughafen von Athen, Eleftherios Venizelos, empfing ein Roboter namens Pepper die Touristen. Der Roboter sollte die Ankommenden daran erinnern, die immer noch geltenden Pandemie-Schutzmaßnahmen zu beachten.

Hinweisschilder anderer Art werden Touristen an vielen Geschäften sehen. Denn gemäß einer frisch beschlossenen gesetzlichen Bestimmung vom 16. Juni müssen alle Betriebe, die wegen der Corona-Pandemie staatliche Hilfsgelder erhielten, ein Schild mit der Angabe der Förderung an ihrem Eingang anbringen.

Zudem können Touristen auf Urlaubsinseln griechische Militärangehörige kennenlernen. Denn diese werden mangels anderem Personal für die Infektionstests eingesetzt.

Alle zwei Wochen soll der Tourismus für weitere Herkunftsländer geöffnet werden

Erlaubt sind Reisen aus den Drittstaaten Algerien, Australien, Georgien, Japan, Kanada, Marokko, Montenegro, Neuseeland, Südkorea, Ruanda, Serbien, Uruguay, Thailand, Tunesien und China. Die Liste soll alle zwei Wochen mit einem Update versehen werden.

Reisende nach Griechenland müssen sich bis spätestens 48 Stunden vor der Ankunft registrieren. Die Registrierungen werden über eine staatliche Internetpräsenz online erfasst. Die Einreise ins Land ist über die Flughäfen, die Seehäfen und an einigen Kontrollpunkten der Landgrenze möglich. Für die Einreise per Auto steht den Touristen der Grenzübergang Promachona an der Grenze zu Bulgarien zur Verfügung.

Die übrigen Grenzübergänge, zum Beispiel Euzonoi an der Grenze zu Nordmazedonien, können nur von ständigen Bewohnern des Landes und Griechen benutzt werden. Zu den Griechen zählt der Staat die Auslandsgriechen, aber auch Personen mit einer anderen Staatsangehörigkeit, die familiäre griechische Wurzeln haben.

Mit dem Auto, Bus oder Taxi reisende Touristen müssen zudem folgende Bestimmungen beachten:

• In PKWs mit bis zu 7 Sitzen dürfen zusammen mit dem Fahrer nur vier Personen unterwegs sein. Ansonsten droht ein Bußgeld von 150 Euro pro Insasse. Einfach per Wohnmobil mit einer fünfköpfigen Familie oder Gruppe nach Griechenland fahren ist also nicht erlaubt. Bei 9 Sitzen im PKW dürfen 5 Personen mitfahren.

• Im Taxi, Bus oder Touristenbus gilt Maskenpflicht. Dass dies oft nicht geahndet wird, schützt vor Strafe nicht.

Wie zuerst die <tk>Bild-Zeitung<tk> berichtete und später von der <tk>Deutschen Welle<tk> aufgrund eigener Nachfragen bestätigt wurde, sind die Touristen von einer ursprünglich geplanten Quarantäneregelung ausgenommen worden. Zunächst sollten Touristen, die bei der Einreise getestet werden, für 36 Stunden in Quarantäne.

Offenbar drohte der Reiseveranstalter TUI mit einem Boykott, so berichten <tk>Bild<tk> und <tk>Deutsche Welle<tk>. Daraufhin nahm die griechische Regierung auf Druck von Premierminister Kyriakos Mitsotakis die strittige Quarantänebestimmung zurück.

Andere Bestimmungen bestehen weiterhin:

• Wer positiv auf Covid-19 getestet wird, kommt als Tourist in ein Quarantänehotel. Dieses darf erst verlassen werden, wenn ein negativer Test vorliegt. Das kann unter Umständen erheblich länger dauern, als der eigentlich geplante Urlaub! Das Risiko, die Unterbringungskosten für einen zwangsweise verlängerten Urlaub müssen die Touristen nicht aufbringen. Diese Ausgaben belasten den griechischen Steuerzahler.

• Ankommende Touristen müssen sich darauf vorbereiten, eventuell auf eine Covid-19-Infektion getestet zu werden.

Es werden nicht alle Touristen auf eine Infektion hin überprüft. Wer getestet wird, bestimmt ein Verfahren, dessen genaue Einzelheiten bezüglich des Algorithmus nicht veröffentlicht wurden.

Geplante Test statt statistischem Screening

Anhand der Anmeldungen des Grenzübertritts bestimmt der Testalgorithmus die Zahl der Test und die Passagiere, die sich dem Test unterziehen müssen. Die Erfahrung des ersten Tags zeigt, dass pro Flug statistisch gesehen rund zwanzig Personen keine Anmeldeformulare ausgefüllt hatten.

In Griechenland kamen am 1. Juli 235 Flüge aus dem Ausland an. Diese verteilten sich wie folgt auf die einzelnen Flughäfen:

Flughafen Auslandsflüge Inlandsflüge geplante Tests Bis 20 h durchgeführte Tests
Athen 69 96 1200 >2000
Korfu 21 5 400
Chania (Kreta) 54 7 275
Heraklion (Kreta) 10 12 825 500
Mykonos 4 7 150
Santorin 4 8 150
Kos 8 4 309
Rodos 14 10 605 350
Thessaloniki 23 16 500 >500
Skiathos 2 3 60 66
Zakynthos 5 2 250
Aktio 2 2 100
Kalamata 1 1
Kefalonia 2 4 100
Paros 1 1
Karpathos 1 4
Samos 2 6 36
Kavala 7
Chios 7
Lesbos 9 60
Insgesamt 50 Tests an den übrigen Flughäfen

Erkennbar ist die Tendenz, mehr zu testen, als der Algorithmus vorgibt. Die nächsten Tage müssen zeigen, ob sich diese Beobachtung manifestiert. Pläne für die durchzuführenden Tests gibt es auch für die übrigen Eintrittspunkte des Landes. So wurde für die Häfen für den 1. Juli folgender Plan bekannt gegeben.

Seehäfen:

• 1490 Tests in Piräus
• 309 Tests in Patras
• 117 Tests im Hafen von Igoumenitsa
• 1060 Tests im Hafen von Korfu
• 612 Tests im Hafen von Rhodos
• 504 Tests im Hafen von Katakolo
• 45 Tests im Hafen von Volos

An den drei Grenzkontrollpunkten der Landgrenze, an denen zumindest die Einreise von Griechen für den Tourismus möglich ist wurden folgende Tests geplant:

• 1029 Tests in Promachonas (Grenze zu Bulgarien)
• 571 Tests in Evzonoi (Grenze zu Nordmazedonien)
• 52 Tests in Kastanies (Grenze zur Türkei)

Quarantänehotels

Im Land wurden 75 Hotels als Quarantänehotels bestimmt. Es handelt sich um Hotels, die bis zum Ende des Jahres keinerlei Gäste, bis auf Covid-19 positive Patienten empfangen dürfen. Die Hoteliers erhalten vom Staat zehn Euro pro Tag und Bett für den Leerstand. Wenn ein Patient aufgenommen wird, werden 30 Euro gezahlt.

Pro Zimmer ist nur ein Bett zulässig. Bis vor knapp zehn Tagen gab es erhebliche Zweifel daran, ob es dem Staat gelingen würde, genügend Hotels für die landesweite Versorgung von Covid-19-Touristen zu finden. Die Tagespauschalen liegen erheblich niedriger als die Beträge, die von den Hoteliers üblicherweise pro Zimmer verlangt werden.

Offenbar sind angesichts der stark eingebrochenen Buchungszahlen genug Hoteliers dazu bereit, die Saison mit einem kalkulierbaren Minus abzuschließen, statt vollständig auf Einnahmen zu verzichten.

Augenzeugen berichten zum Beispiel von der Insel Korfu, dass im Zentrum der touristischen Orte tatsächlich ein touristischer Betrieb bei Geschäften und Hotels erkennbar ist. Weiter vom Zentrum entfernt soll es trostlos aussehen.

Die Tavernen Wirte, Hoteliers und Barbesitzer fürchten ebenso die Pleite, wie die Souvenirläden. Pünktlich zum Start des Tourismus möchten daher die Lokale in Heraklion und Agios Nikolaos auf Kreta am Donnerstag und Freitag streiken. Sie verlangen vom Staat weitere Hilfen, sowie massive Steuer- und Abgabenrabatte.

Bild: Wassilis Aswestopoulos

Tatsächlich macht die Regierung bereits Abstriche bei der Durchsetzung der erlassenen Pandemie-Schutzgesetze. So wurde der Beach-Bar Alemagou auf die Strafe für einen eklatanten Verstoß erheblich gemindert. Eigentlich sollte das Lokal für 60 Tage geschlossen bleiben. Regierungsvertreter verkündeten im Fernsehen mit martialischen Worten, dass Gesetze für alle gelten würden.

Nach nur 15 Tagen Schließung durfte das Alemagou am 29. Juni wieder öffnen. Nun wird erklärt, dass drakonische Strafen keine Lösung seien, weil die Branche ohnehin durch die Pandemie in einer tiefen Krise stecken würde.

Bei einem kommunalen Strand in Porto Rafti sahen das die Prüfer aber anders. Der Strand, den die Bürger ohne die an privat bewirtschaften Stränden üblichen hohen Preise für die Liegestühle nutzen können, wurde am Wochenende geschlossen. Die Kommune muss zudem 7.000 Euro Strafe zahlen.

Es waren mehr Personen am Strand, als gemäß der Pandemie-Maßnahmen erlaubt, hieß es von Seiten der Prüfer. Die Kommune verweist jedoch darauf, dass sämtliche Abstandsregeln eingehalten wurden. Gezählt wurden 237 Personen, wobei 221 erlaubt waren. Als Resultat können die Bürger von Porto Rafti nun den kommunalen Strand für die Zeit der Schließung nicht mehr nutzen.