Verbraucherpreise: Inflation in Eurozone steigt wieder leicht
Energie- und Lebensmittelpreise lassen die Inflation wieder steigen. Ökonomen sehen dennoch positiven Trend. Warum einige Länder in die Preisgestaltung eingreifen.
Zuletzt schien es, dass der Kampf gegen die steigende Inflation erfolgreich sein könnte: Im März ging sie in der Eurozone zurück. Doch diesem Trend war nicht von Dauer. Das Statistikamt Eurostat teilte am Dienstag in Luxemburg mit, dass die Preise im April wieder stiegen.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Preise um sieben Prozent. Im März hatte die Inflation noch bei 6,9 Prozent gelegen und Analysten gingen davon aus, dass sie wenigstens auf diesem Niveau verharren würde.
Einen Rückgang gab es bei der Kerninflation. Sie ergibt sich hauptsächlich aus der Teuerung von Dienstleistungen und Industriegütern. Schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel werden bei ihr herausgerechnet.
Im März hatte die Kerninflation mit 5,7 Prozent einen Höchststand erreicht. Nun ging sie auf 5,6 Prozent zurück. Laut Ökonomen gebe sie einen guten Eindruck über den grundlegenden Inflationstrend, heißt es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, wertet etwa laut dpa den Rückgang der Kernteuerung als erstes Anzeichen für eine Trendwende bei der Inflationsentwicklung.
Getrieben werden die Verbraucherpreise hauptsächlich durch steigende Energiekosten und durch steigende Preise für Lebens- und Genussmittel.
Bei Letzteren stehen die Hersteller im Verdacht, durch die Jagd nach hohen Profiten die Preise künstlich in die Höhe zu treiben. Der Kreditversicherer Allianz Trade hatte Ende April dazu geschrieben:
Seit Mitte Mai 2022 können etwa zehn Prozent der Verteuerung der Lebensmittel in Europa in unserem Inflationsmodell nicht durch die historische Dynamik, Erzeuger- und Energiepreise erklärt werden. Das ist deutlich mehr als vor der Pandemie und dem Ukraine-Krieg.
Damals hätte der "unerklärte Teil" bei weniger als drei Prozent gelegen. Aber in Deutschland sei die Situation insgesamt noch eklatanter:
Mehr als ein Drittel des jüngsten Anstiegs der Lebensmittelpreise hierzulande können nicht mit den traditionellen Risikotreibern erklärt werden. Es scheint zunehmend Anzeichen für Gewinnmitnahmen zu geben sowie unzureichenden Wettbewerb in den Bereichen mit besonders starken Preissteigerungen wie zum Beispiel bei Herstellern von Milchprodukten und Eiern aber auch bei nicht-saisonalem Gemüse und Obst.
Doch im Gegensatz zur Bundesrepublik nehmen andere europäische Staaten die steigenden Gewinnmargen in den Blick. Spanien gründet eigens dafür eine staatliche Beobachtungsstelle, heißt es jetzt im Handelsblatt.
Die Idee dazu gehe auf die Gewerkschaften zurück, die Unternehmen im Verdacht hatten, die aktuelle Lage für Gewinnsteigerungen auszunutzen. Nun würden die Daten der spanischen Zentralbank, des Finanzamts und des nationalen Statistikinstituts miteinander verknüpft. Am Ende ergebe sich daraus ein genaueres Bild über die wirtschaftliche und finanzielle Lage in jedem Wirtschaftszweig.
In Frankreich und Schweden hätten die Regierungen die Supermärkte gedrängt, die Preise zu senken, heißt es weiter im Handelsblatt. In beiden Ländern hatte diese "freiwillige Verpflichtung" aber nur einen begrenzten Effekt. Die Preise für manche Produkte seien zwar deutlich zurückgegangen, am allgemeinen Trend änderte das allerdings nichts.
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